Bei Künstlern und Kriegern
Etwa 20 Völker leben im Tal des Omo-Flusses im Süden Äthiopiens. Die meisten sind Hirten-Nomaden, und sie liegen häufig miteinander im Streit: um Wasser, Weideland, Waffen.
Durch einen Zufall kam der Fotograf Hans Silvester in die entlegene Region - und war von den Bewohnern fasziniert. Viele Male ist der heute 70-Jährige seither ins Omo-Tal gereist, um die Kultur der Stämme zu dokumentieren. Sein großes Thema ist die archaische Körperkunst der Surma und Mursi. Sie machen ihre Haut zu einer Leinwand, auf der sie von ihrem Leben erzählen: mit tief eingegrabenen Schmucknarben, mit Bemalungen voller abstraker Motive.
Surma und Mursi teilen, so der Fotograf, auch die Freude daran, sich mit den Gräsern, Blättern und Früchten vom Ufer des Omo zu schmücken - ein ständiges Verwandlungsspiel, das Hans Silvester in zahlreichen Bilder festgehalten hat. Er ist damit nicht mehr allein: Touristen haben die Völker des Omo-Tals entdeckt. Für diese bedeutet das eine willkommene Einnahmequelle. Auch Silvester musste für die Aufnahmen auf den vorherigen Seiten ein Honorar entrichten. Die Spontaneität seiner Protagonisten habe darunter nicht gelitten: Die Surma und Mursi gaben sich so "natürlich und stolz, wie die Menschen des Omo-Tals sind".