Die Bundeswehr ist nicht in erster Linie als Naturschutzorganisation bekannt. Im Gegenteil: Nach dem Moorbrand bei Meppen auf einem militärischen Testgelände schlugen die Wogen hoch. Fakt ist jedoch auch: Die noch genutzten oder ehemaligen Übungsplätze sind oft genug Naturschätze ersten Ranges.
Dass sich bedrohte, sensible Arten ausgerechnet dort wohlfühlen, wo Maschinengewehrfeuer rattert, Granaten explodieren und Panzer den Boden durchpflügen, ist nur scheinbar paradox. Stellen doch viele Truppenübungsplätze große, zusammenhängende Naturräume dar, die kaum von asphaltierten Straßen zerschnitten sind, in denen weder gedüngt noch gespritzt wird. Während die Artenvielfalt in den umliegenden Agrarlandschaften dramatisch schwindet, erscheinen Übungsplätze als letzte, wertvolle Refugien.
Die Hälfte der Truppenübungsplätze sind Schutzgebiete
Ihre Bedeutung für den Naturschutz zeigt sich nicht zuletzt auch in dem großen Anteil von Naturschutzgebieten. Mehr als die Hälfte ihrer Fläche ist als europäisches Schutzgebiet nach der FFH-Richtlinie oder der Vogelschutz-Richtlinie ausgewiesen. Und Lebensräume wie großflächige Sandheiden und Binnendünen sind fast nur noch zu finden, wo Blindgänger im Boden schlummern oder Panzer rollen.
Naturfotograf Sebastian Hennigs hat diese besonderen Hotspots der Biodiversität mit seiner Kamera erkundet - und zeichnet mit großer Sachkunde ein erstaunlich lebendiges und wundervoll ästhetisches Bild dieser scheinbaren No-go-Areas.
Sebastian Hennigs: Explosives Erbe - Natur und Artenvielfalt auf alten Truppenübungsplätzen. Gebunden mit Schutzumschlag, 192 Seiten, mit 200 farbigen Abbildungen, 35 Euro