In Zeiten von Klimakrise und Flugscham rückt der Zug als umweltfreundliches Verkehrsmittel wieder in den Fokus. Immer mehr europäische Betreiber bauen deshalb ihre Nachtzugverbindungen aus, nur die „Deutsche Bahn“ ziert sich. Woran liegt’s? Und hat der Nachtzug eine Chance, das Flugzeug zu ersetzen?
Abends im Speisewagen, irgendwo im Niemandsland zwischen Russland und Kasachstan, holt der Schaffner ein goldenes Mikrofon unter einer der Sitzbänke hervor. Ein bisschen scheint die Zeit stehen geblieben zu sein in diesem Zug aus den 60er Jahren mit den holzvertäfelten Wänden, und Zeit bis zum nächsten Bahnhof ist sowieso, zweieinhalb Tage windet sich der Zug von Moskau aus durch die Steppe in die kasachische Hauptstadt Nur-Sultan. Und so füllt der Schaffner den Speisewagen einen Abend lang mit kasachischen Volksliedern, bevor Elias Bohun, vom Zuhören erschöpft, irgendwann in sein Bett in einem der Schlafwagen fällt. „Das war eines der schönsten Konzerte meines Lebens“, sagt er.