Daniel Gabriel Fahrenheit (1686–1736) aus Danzig erfindet das Quecksilberthermometer, wie wir es heute noch kennen, und macht es durch Kalibrierung einsatztauglich. Als Fieberthermometer wird es zu einem der am weitesten verbreiteten medizinischen Messinstrumente. Allerdings: Seine Innovation wird zunächst keineswegs überall begeistert aufgenommen, im Gegenteil, sie löst tief greifende Widerstände aus. Auf die feinfühlige Intuition des Arztes setzende, der Kraft ihrer Sinne vertrau ende Heilkundige stellen sich der „objektiven“ Messung per Apparat in den Weg.
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„Der Arzt muss sich vor allem bemühen, in der Fieberhitze Qualitäten zu unterscheiden, die nur von einem sehr geübten Spürsinn wahrgenommen werden können“, rät noch 1791 der Franzose de Grimaud seinen Kollegen. Das Thermometer lehnte er schlichtweg ab. Damit lasse sich „die beißende und irritierende Qualität der Fieberhitze“ nicht feststellen, nur die Temperatur – und deren genauer Wert sei das Unwichtigste am Fieber.
Dem neuen Instrument weniger abgeneigte Mediziner schätzen dagegen gerade die Möglichkeit, die Körpertemperatur ihrer Patienten endlich objektiv und mit nie erreichter Genauigkeit feststellen zu können. Diagnostische Geräte sind bis weit in die Neuzeit selten, die Ärzte müssen sich auf ihre Intuition verlassen und auf die Erzählungen der Kranken, etwa über Hitze und Kältegefühle. Nun bringt das unbestechliche Instrument an den Tag, dass diese Erzählungen unzuverlässig sind, dass selbst unter inneren Frostschauern Zitternde in Wirklichkeit hohes Fieber haben können.
Die heute nicht wegzudenkende systematische Fiebermessung führt der Niederländer Anton de Haen schon bald nach Erfindung des Geräts in seiner Klinik ein – ganz im Sinne der damals stärker werdenden Tendenz zur naturwissenschaftlichen Heilkunde.
In GEO CHRONIK geht es um die großen Momente der Menschheit. Die Heftreihe folgt der Idee, chronologisch und an jeweils einem Thema den Einfallsreichtum der menschlichen Spezies zu zeigen. Dieser Beitrag stammt aus der Ausgabe “100 Triumphe der Medizin”.