Liebe Leserinnen, liebe Leser!
Jedes Jahr im Frühling erleben wir ein Naturwunder: wenn innerhalb von Tagen oder Wochen vormals kahle Bäume und Büsche ergrünen – und sich manche Pflanze in ein betörendes Gewand aus Blüten hüllt. Lange haben die pflanzlichen Organe geschlummert, bis nun länger werdende Tage das Startsignal zum Austrieb geben.
In den kühlen Monaten verbargen sich Blüten und Blätter – perfekt zusammengefaltet und optimal geschützt – in ihren Knospen. So wichtig diese Strukturen sind, sie werden oft übersehen. Daher haben wir, passend zur Saison, den Knospen einen eigenen Beitrag in diesem Heft gewidmet – siehe Seite 8.
Ebenfalls oft übersehen (und von uns eher mit Füßen getreten) sind andere, weit mächtigere Strukturen, die Pflanzen meist unterirdisch ausbilden: Wurzeln. Mehr und mehr Studien zeigen, dass die im Erdboden eingebetteten Teile den oberirdischen Parts eines Baumes weit mehr bieten als bloß Stabilität und Wasserzufuhr.
Tatsächlich ist das Wurzelwerk eine Art Steuerungszentrale für das Wesen Pflanze: Hier – unter Tage – werden unter anderem Gedächtnisinhalte gespeichert. Außerdem können Wurzeln Licht und Schall wahrnehmen. Nicht nur das, was wir von einem Baum sehen – der Stamm, die Zweige, das Blätterdach – ist bewunderungswürdig. Die verborgenen Strukturen lassen uns mindestens ebenso staunen – mehr auf Seite 78.
Sie werden merken: Diese Ausgabe steckt voller Helden des Waldes und verborgener Wunder. Ob es atemberaubende Fossilien im Gestein sind, unscheinbare Moose mit verblüffender Vermehrung oder eine Muschel, die sage und schreibe 200 winzige Augen hat.
Wir wünschen Ihnen viel Spaß beim Lesen und Entdecken!
Herzlich Ihre
Peter Wohlleben und Rainer Harf