Düsseldorf, 1. April 1991. Ein ruhiger Ostermontagabend im Ortsteil Niederkassel, einer gehobenen Wohngegend auf dem linken Rheinufer. Hier steht am Kaiser-Friedrich-Ring 71 die "Villa Maximilian", ein gediegener Klinkerbau; gegenüber liegt hinter einer Reihe winterlich kahler Pappeln eine Kleingartenanlage. Aus einem Fenster im Oberstock fällt noch Licht. Es ist das häusliche Arbeitszimmer von Detlev Karsten Rohwedder, dem Chef der "Treuhandanstalt". Jener Organisation, die in der ehemaligen DDR volkseigene Betriebe an Investoren verkauft, sie saniert oder stilllegt. Gegen 23.30 Uhr steht Rohwedders hochgewachsene Gestalt gut sichtbar in dem erleuchteten Fenster.
Ende der DDR-Wirtschaft Verkauf eines Landes: Die Geschichte der Treuhand
Mit dem Ende der DDR versucht die Treuhand, Staatsbetriebe in die kapitalistische Ökonomie des Westens zu überführen. Doch die Härten sind gewaltig – und der Hass bald tödlich

Im Mai 1991 brandet Kohl in Halle Wut von Ostdeutschen entgegen, eine Enttäuschung, die auch seine optimistischen Versprechungen geschürt haben
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