Die Nackten kommen! 1000 FKK-Anhänger zählen die Behörden von Westerland pro Tag, manchmal gar 2000. Und in Kampen machen sich weitere 3000 Nackedeis breit. Ganz ungeniert liegen sie am Strand, sonnen sich, baden oder spazieren über die Dünen.
Sommer 1950 auf Sylt. Die Insel ist zum Anlaufziel für alle Liebhaber der Freikörperkultur geworden. Nur: Der Verwaltung – und vielen anderen Gästen – sind die Nackten nicht ganz geheuer. Deshalb bittet die Kampener Kurverwaltung die Touristen inständig, "die primitivsten Anstandsregeln innezuhalten. Personen, die absichtlich gegen die Bestimmungen verstoßen, laufen Gefahr, daß Anzeige wegen Erregung öffentlichen Ärgernisses erfolgt."
Polizeiliche Spähtrupps kontrollieren entlang der Strände, ob die Gäste auch tatsächlich den Anstand wahren. Einmal kommt es in jenem Sommer zum Aufruhr: Als die Ordnungshüter mehreren unbekleideten Damen "unsittliches Verhalten" attestieren, befördern aufgebrachte Nackte einen der Polizisten in die Nordsee, samt Uniform.
Anfang der 1950er schwankt die junge Bundesrepublik zwischen Prüderie und Freizügigkeit. Dabei ist der Aufstieg Sylts zur Urlaubsinsel untrennbar mit dem Nacktbaden verknüpft. Und mit Fragen: Was ziemt sich am Strand? Wie viel Stoff muss man tragen? Wer darf mit wem baden? Darüber streiten Insulaner, Reisende und Behörden schon seit Jahrzehnten.