Plötzlich geht alles ganz schnell. Auf der Westseite des Nil bei Luxor gleitet ein weißes Tuch zu Boden und enthüllt eine von zwei kolossalen Statuen, die Forschende in den vergangenen 19 Jahren Teil für Teil wieder zusammengesetzt haben: Sie zeigt das Antlitz von Amenophis III., eines der größten Pharaonen des Alten Ägyptens. Gut 14 Meter hoch ist die Statue aus "Ägyptischem Alabaster", die den Herrscher sitzend auf einem Thron zeigt. Sein Blick richtet sich gen Osten, Richtung Nil und Sonnenaufgang.
Vor 3400 Jahren gehörte das Statuenpaar zum Totentempel von Amenophis III., dem monumentalsten Heiligtum, das je ein Pharao zu seinem eigenen Gedenken in Auftrag gegeben hat. Doch um 1200 v. Chr. zerstört ein Erdbeben diese "Festung für die Ewigkeit", gemeinsam mit dem Kolonnadenhof zerbersten rund 40 monumentale Bildnisse des Königs sowie zwei mächtige Denksteine in unzählige Stücke. Die Kolosse vor dem zweiten und dritten Pylon stürzen von ihren Sockeln herab und zerspringen unter der Wucht ihres eigenen Gewichts. Der Tempel wird zum Steinbruch für nachfolgende Bauherren, gerät in Vergessenheit.
Amenophis III. herrschte über ein riesiges Imperium
2006 begannen Archäologinnen und Archäologen, die Reste des Totentempels freizulegen. Hunderte Fragmente von Statuen, aber auch vollständig erhaltene Kunstwerke konnten geborgen werden, dazu Spuren von Fundamenten von Säulen, Toren und Mauern. Teils waren sie unter Nilschlamm begraben und lagen im Grundwasser. Anschließend wurden die Fundstücke gereinigt und zusammengesetzt, und an ihrem ursprünglichen Standort wiedererrichtet, zuletzt die beiden Statuen aus Ägyptischem Alabaster.
Amenophis III. herrschte im 14. Jahrhundert v. Chr. über ein Imperium, das von Nordsyrien bis in den Norden des heutigen Sudans reichte. In seiner fast 40-jährigen Regentschaft sicherte er die Beziehungen zu den orientalischen Großreichen und den Stadtfürsten Syriens und Palästinas durch Bündnisse ab. So gelang es ihm, Ägyptens Vorrangstellung zu bewahren – ohne viele Kriege führen zu müssen. Stattdessen setzte er gewaltige Bauprogramme auf, so wie seinen Totentempel mit mehreren Paaren von Kolossalstatuen in Theben-West (gegenüber des heutigen Luxor). Die berühmtesten dieser Statuen sind die sogenannten "Memnons-Kolosse". Sie hatten das Erdbeben von damals überstanden.
Erst im November 2025 hat das ägyptische Altertums- und Tourismusministerium die Eröffnung des Grand Egyptian Museum in Kairo gefeiert. Die Regierung hofft, mit Kulturangeboten die Tourismusbranche weiter anzukurbeln und die angeschlagene Wirtschaft in Schwung zu bringen.