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Meteorologie Ungewöhnlich warmer Oktober: Warmluftpumpe machte das Energiesparen leicht

Der Oktober in Deutschland war in diesem Jahr nicht nur "golden" – sondern zugleich auch einer der wärmsten seit Aufzeichnungsbeginn
Der Oktober in Deutschland war in diesem Jahr nicht nur "golden" – sondern zugleich auch einer der wärmsten seit Aufzeichnungsbeginn
© Christoph Schmidt/dpa
Ein Hoch und ein Tief schaufelten im Oktober Warmluft aus dem Mittelmeerraum nach Mitteleuropa. Der ungewöhnlich warme Monat ist zwar ein Indiz für den Klimawandel – schonte aber auch den Geldbeutel

Inhaltsverzeichnis

Der Oktober 2022 ist nach bisherigen Daten des Deutschen Wetterdiensts (DWD) mindestens einer der beiden wärmsten Oktober-Monate seit Aufzeichnungsbeginn. Nach aktuellem Stand gehen die Meteorologen von einem Durchschnittswert von 12,5 Grad aus, das entspricht dem Rekordwert aus dem Jahr 2001.

Da es um Zehntelgrad gehe, sei noch offen, ob der bisherige Oktober-Spitzenwert eingestellt oder sogar noch übertroffen werde, hieß es beim DWD am Montag in Offenbach. In Deutschland werden Temperaturen und Niederschläge seit 1881 kontinuierlich aufgezeichnet.

"Wir haben einen Oktober erlebt, dessen Temperaturen eher dem hierzulande typischen Mai entsprechen. Wieder ein Blick in unsere Klimazukunft", sagte DWD-Pressesprecher Uwe Kirsche. Mit einer Durchschnittstemperatur von 12,5 Grad liegt der diesjährige Oktober den Angaben zufolge um 3,5 Grad über dem Wert der international gültigen Referenzperiode 1961 bis 1990. Im Vergleich zur aktuellen und wärmeren Periode 1991 bis 2020 beträgt die Abweichung 3,1 Grad.

"Klares Indiz für den Klimawandel"

Laut DWD fallen die vier wärmsten Oktobermonate der letzten rund 140 Jahre alle in dieses Jahrtausend (2001, 2006, 2014, 2022). "Dass sich die extrem warmen Oktobermonate häufen, ist ein klares Indiz für den Klimawandel", sagte Meteorologe Andreas Friedrich.

Ungewöhnlicherweise begann der Oktober 2022 vergleichsweise kühl und die höchsten Werte wurden vor allem im Süden erst zum Monatsende erreicht. Den Spitzenwert gab es am 28. Oktober mit sommerlichen 28,7 Grad in Müllheim bei Freiburg. In dem baden-württembergischen Ort war auch am 7. Oktober 2009 mit 30,9 Grad der höchste Oktoberwert seit Aufzeichnungsbeginn nachgewiesen worden.

Den tiefsten Wert meldete in diesem Oktober Karlshagen, östlich von Greifswald, am 20. Oktober mit minus 2,3 Grad. "Üblicherweise werden warme Oktoberwerte eher Anfang des Monats gemessen", sagte Friedrich. Dass es nun so spät regional noch einmal Sommertage – also Tage mit Werten über 25 Grad – gegeben hat, sei schon sehr selten.

Warmluftpumpe brachte den Sommer zurück

Die Ursache des ungewöhnlichen Spätsommers war eine Warmluftpumpe: Das Tief "Iris" über dem Nordatlantik, das sich gegen den Uhrzeigersinn drehte, und das Hoch "Zacharias" über Südost-Europa, das im Uhrzeigersinn rotierte, schaufelten warme Luft aus dem Mittelmeer-Raum und Nordafrika bis weit nach Mittel- und Nordeuropa.

Als Schrittmacher diente dabei der Jetstream, der zusätzlich warme Luftmassen aus dem Mittelmeerraum heranschaufelte – was allerdings auch dazu führte, dass Saharastaub den vielerorts blauen Himmel leicht eintrübte.

Deutschland profitierte offenbar am meisten von dieser ungewöhnlichen Konstellation: "Das gibt es immer wieder", sagt Meteorologe Marcel Schmid vom Deutschen Wetterdienst (DWD). Allerdings habe Deutschland diesmal genau in der Mitte dieses Zustroms warmer Luft gelegen – und damit die meiste Wärme abbekommen.

Die für die Jahreszeit untypische Wärme führte auch zu einem deutlich geringeren Energieverbrauch: Wie die Bundesnetzagentur mitteilt, haben Haushalte und kleine Firmen in der 42. Kalenderwoche gut 41 Prozent weniger als der Tagesdurchschnitt in den gleichen Kalenderwochen der Jahre 2018 bis 2021 verbraucht.

DWD: Auch der Winter könnte überdurchschnittlich warm werden

Pünktlich zum Start des Novembers wird ab Dienstag dann herbstlicheres Wetter in Deutschland erwartet – mit Höchstwerten von 14 bis 19 Gad. Während die Temperaturen in der ersten Novemberhälfte laut DWD-Prognosen noch überdurchschnittlich warm ausfallen können, sollen sie dann bis Ende November weiter zurückgehen.

Der Jahreszeitentrend des DWD sagt im Vergleich zu den vergangenen 30 Jahren einen 0,5 bis 1 Grad wärmeren Winter voraus. Allerdings sind solche Langzeitprognosen mit einer Trefferquote von 60 bis 65 Prozent vergleichsweise unsicher.

dpa

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