Gern wüsste man mehr über diese Menschen: Sind der Mann und die Frau, die sich zu nächtlicher Stunde am Tresen eines Diners anschweigen, ein Paar? Oder haben sie sich gerade erst kennengelernt und schon wieder das Interesse aneinander verloren? Beobachtet der weiß uniformierte Kellner die beiden, oder denkt er nur an seinen Feierabend? Und wer ist der geheimnisvolle dritte Gast, der dem Betrachter seinen Rücken zuwendet?
Mit sparsamen Mitteln entwickelt der US-Künstler Edward Hopper 1942 eine Szene, die aus einem Film der Schwarzen Serie zu stammen scheint. Das harte Neonlicht, die unbelebte Straße vor dem Restaurant, die türlose Glasfront, hinter der die Menschen wie in einem Vivarium zu sitzen scheinen: Diese wenigen Details erzeugen eine intensive Atmosphäre der großstädtischen Einsamkeit und Entfremdung – und machen "Nighthawks" zu einer tausendfach reproduzierten Ikone der amerikanischen realistischen Malerei.