Geniale Augen: Eine kuriose Tiersammlung
- Lena Anlauf, Vitali Konstantinov
- 64 Seiten
- Ab 5 Jahren
- NordSüd Verlag, 2025
Riesenaugen, maskierte Augen, Schreckaugen: Lena Anlauf und Vitali Konstantinov nehmen kleine und große Lesende mit in eine faszinierende Tierwelt, in der sich vieles, aber nicht alles um Augen dreht. Das Buch strotzt nur so vor kuriosen Tierfakten und Spezialwissen, das sogar viele Erwachsene erstaunen und unterhalten dürfte. So lernen wir etwa, welche Augen die größten der Welt sind, nämlich die von Kolosskalamaren – sie sind basketballgroß und ermöglichen das Sehen in der sonnenlichtlosen Tiefsee. Oder dass Tagschläfer wie der Urutau mit geschlossenen Augen sehen können, dass Öltropfen in den Augen von Chamäleons als eine Art Sonnenbrille dienen und dass der Schwertfisch seine Beute in Zeitlupe sehen kann. Die einzelnen Tierporträts gewähren darüber hinaus einen Einblick in den natürlichen Lebensraum und die Verhaltensweisen der Tiere, vom Jagdverhalten über Tarnungs- und Verteidigungsstrategien bis hin zur Paarung. Wer hätte zum Beispiel gedacht, dass Krokodile bei der Nahrungsaufnahme weinen und Schmetterlinge mit Vorliebe ihre Tränen trinken?
Die humorvollen und detailreichen Illustrationen, für die das Buch mit dem Sonderpreis des Deutschen Kinderbuchpreises 2025 ausgezeichnet wurde, und der informative, leicht verdauliche Text sind so klug kombiniert, dass die Lektüre viel Freude macht. Übrigens ist das Buch Teil einer Reihe: Zuvor erschienen sind "Geniale Ohren" und "Geniale Nasen".
Auf in die Berge! Was Menschen in die Höhe treibt
- Katja Seifert
- 64 Seiten
- Ab 7 Jahren
- NordSüd Verlag, 2025
Einen eher geschichtswissenschaftlichen Angang wählt Katja Seifert für ihr Buch "Auf in die Berge!", das als Wissenschaftsbuch des Jahres 2026 nominiert ist. Hier geht sie den Ursprüngen des Alpinismus nach und ergründet, wie er sich seither verändert hat: Ging es einst noch darum, unbezwingbare Gipfel zu erobern, entwickelte sich das Bergsteigen bald darauf zu einem Sport, der in einer regelrechten Rekordjagd mündete. Heute kämpfen viele Regionen mit Massentourismus, der die Umwelt belastet. Während die Illustratorin bildreich durch diese Geschichte führt, lernen junge Entdeckerinnen und Entdecker, wer zum ersten Mal den Mont Blanc erklommen hat, was der Unterschied zwischen einem Thermometer und einem Hygrometer ist, welche Forschungsgebiete in den Bergen von Bedeutung sind, warum Frauen es schwerer hatten als Männer, und wie es ihnen trotzdem gelang, die höchsten Gipfel der Welt zu bezwingen. Doch nicht nur berühmte Bergsteigerinnen und Bergsteiger werden porträtiert, auch Sherpas, die mit ihrem Fachwissen und der Angepasstheit an die Höhe so manche Besteigung der höchsten Gipfel der Welt erst ermöglicht haben. So hält etwa der nepalesische Sherpa-Bergführer Kami Rita den Rekord für die meisten Besteigungen des Mount Everest.
Schlauer, als du denkst: Von cleveren Ameisen, klugen Kojoten und einem Pferd, das Mathe kann
- Lotte Stegeman, Mark Janssen
- 144 Seiten
- Ab 8 Jahren
- Rotfuchs, 2025
Dass viele Tiere schlauer sind als gedacht, hat die Forschung hinlänglich bewiesen. Dabei geht es nicht nur um Hunde, die Tricks aufführen, und Primaten, die Werkzeug gebrauchen. Wie vielfältig die Intelligenz der Tiere ist, zeigt Lotte Stegmann in ihrem von Mark Janssen illustrierten Buch "Schlauer, als du denkst". Der Vorgänger "Die Gefühle der Tiere" offenbarte bereits, dass ein komplexes emotionales Innenleben nicht dem Menschen vorbehalten ist. Auch Tiere fühlen – und sie nutzen intelligente Strategien, um zu überleben: Engmaulfrösche und Vogelspinnen gründen zum Beispiel eine Wohngemeinschaft, um sich gegenseitig vor kleinen und größeren Feinden zu schützen. Auch in Sachen Kommunikation trumpfen die verschiedensten Arten auf. Die Autorin übersetzt das Gegacker von Hühnern, entschlüsselt die Geheimsprache der Bienen und verrät, dass Elefantenherden unterschiedliche Dialekte haben.
Die Geschichten sind so spannend und empfindsam erzählt, dass Lesende sich in den riesigen Buckelwal ebenso hineinversetzt fühlen wie in die winzige Ameise: Der eine ist ein Navigationstalent und findet auf unerklärliche Weise seine Route durch die Weltmeere, die andere baut in einem grandiosen Zirkusakt ein lebendes Floß aus Artgenossen, um die Regenzeit im brasilianischen Regenwald zu überstehen. Die Lektüre bewegt dazu, Tieren auf Augenhöhe zu begegnen – egal, ob groß oder klein.
Origins – Indigene Kulturen der Welt
- Nat Cardozo
- 64 Seiten
- Ab 8 Jahren
- Magellan, 2024
Wer Kraft aus dem Wissen schöpfen möchte, dass alles mit allem verbunden ist, dem sei das Buch "Origins" empfohlen. Wir entdecken 22 indigene Völker auf je einer Doppelseite mit eindrucksvollen Illustrationen, in denen Umwelt und Mensch miteinander verschwimmen: In den Gesichtern der Kinder finden sich grüne Wälder, türkisblaues Wasser, rote Wüsten. Jedes Porträt zeigt den Charakter seines Volkes und lehrt, dass kulturelle Unterschiede bereichernd und erstrebenswert sind, dass eine tiefe Verbundenheit mit der Natur den Charakter formen und Sinn stiften kann. Die Kinder berichten aus ihrem Leben: Von traditionellem Handwerk und starker Gemeinschaft, von Bräuchen und Legenden. Die Orang Rimba etwa, die in der Provinz Jambi auf Sumatra leben, sehen die Natur als ihre Königin und Meisterin: "Wie alle anderen auch bin ich mit zwei Schutzbäumen verbunden. […] Immer schon begleiten mich meine beiden Bäume, und alles, was ihnen zustößt, berührt auch mich."
Etwas trist endet das Buch: Einem Stadtkind ragen Hochhäuser und rauchende Schornsteine aus dem Kopf. "Und woher kommst du?" steht daneben. Hier hätte sicherlich die Möglichkeit zur Gestaltung Freude bereitet: Wie lebst du? Und wie willst du leben? Den eigenen Herkunftsort selbst mitzugestalten, das rät die Autorin zwar in diesem letzten Buchabschnitt, doch wie genau das gehen könnte, bleibt der Fantasie überlassen. Einzig die Illustration einer Blume, die aus dem Asphalt bricht, deutet eine Richtung an.
Wunderwelt der Spinnennetze
- Jan Beccaloni, Namasri Niumim
- 48 Seiten
- Ab 8 Jahren
- arsEdition, 2025
Vom klassischen Radnetz über das tückische Falltürnetz bis hin zum großen Gemeinschaftsnetz: Spinnen sind wahre Baumeisterinnen. Und unsere Freunde, so schreibt die Autorin Jan Beccaloni, leitende Kuratorin für Spinnentiere und Tausendfüßer am Natural History Museum in London. Bis zu 800 Millionen Insekten vertilgen sie pro Jahr und helfen somit bei der natürlichen Schädlingsbekämpfung. Dazu erschaffen sie hochentwickelte Vorrichtungen. Jedes Netz ist ein einzigartiges Bauwerk und verrät viel über die dazugehörige Spinnenart. Im Regenwald von Costa Rica bauen die Achtbeiner etwa Wassernetze, deren einzelne Fäden sie wie eine Angelschnur verwenden, um Wasserläufer zu erbeuten. Die Kescherspinne hingegen spannt ihr kleines Netz zwischen den vier Vorderbeinen und fängt damit gezielt Insekten ein. Man kommt nicht umhin, über die Baukunst der Spinnen zu staunen und beim nächsten Ausflug in die Natur die Augen offen zu halten nach einem Trichternetz oder einem Deckennetz.
Dieses Buch ist in der Lage, Distanz und Argwohn gegenüber Spinnen zu schmälern, und das kann hilfreich für ein ganzes Leben sein: Denn eine ausgeprägte Spinnenphobie kann den Alltag von Betroffenen stark einschränken. Die Forschung legt nahe, dass die Furcht vor Spinnen kulturell anerzogen ist – und sich genauso wieder verlernen lässt, indem man sich den Tieren annähert und eintaucht in ihre faszinierende Welt.
Unterirdische Wunderwelten: Grotten, Tunnel, Tropfsteinhöhlen
- Claudia Lieb, Volker Mehnert
- 40 Seiten
- Ab 8 Jahren
- Gerstenberg, 2024
Auf Expedition gehen junge Entdeckerinnen und Entdecker mit diesem Buch. Es führt in das Innere eines Vulkans, in Höhlen mit riesigen Säulen aus Eis und Stein, in das Erdreich unter einem der größten und ältesten Bäume der Welt, der mit fast 50.000 Stämmen einen ganzen Wald bildet, und sogar in die Vergangenheit zu dem Tag, als eine Achtjährige in der Höhle Altamira in Spanien steinzeitliche Höhlenmalereien entdeckte, die zu den schönsten und am besten erhaltenen in ganz Europa gehören. Lesende lernen, dass der Mensch nicht nur unterirdische Welten entdeckt und für sich genutzt, sondern eigene erschaffen hat: So führt die Reise durch den "Tunnel 57", der heimlich und unter großer Anstrengung unter der Berliner Mauer gegraben wurde und 57 Menschen die Flucht aus Ostberlin ermöglichte. Auch unterirdische Städte und Museen gibt es zu erkunden – etwa das Kunstmuseum, das 2018 in eine große Düne in der nordchinesischen Bohai-Bucht gebaut wurde.
Die bunt illustrierten Doppelseiten wecken den Entdeckergeist und lassen uns tief in die unterirdischen Welten eintauchen. Sie sind faszinierend, vielseitig und manchmal sogar ein bisschen gruselig: Genau das richtige für Neugierige, die den Nervenkitzel nicht scheuen.
Fantastische Forscherinnen. Mit 30 Frauen die Welt der MINT-Wissenschaften entdecken
- Katharina Kunzmann, Katharina Madesta
- 208 Seiten
- Ab 9 Jahren
- Tessloff, 2025
Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften und Technik sind Fächer oder Berufsfelder, die bis heute eher Jungen und Männern zugeschrieben werden. Dabei gab es Wissenschaftlerinnen bereits in der Antike. Die Autorinnen stellen in ihrem Buch 30 Frauen aus MINT-Berufen vor und zeichnen dabei nicht nur ihren beruflichen Werdegang nach, sondern thematisieren auch die gesellschaftlichen Herausforderungen ihrer jeweiligen Zeit. So werden Themen wie Rassentrennung, die Frauenbewegung oder die Ständegesellschaft kindgerecht vermittelt, ohne jedoch den Fokus zu verlieren: Der besteht darin, die MINT-Fächer verständlich näherzubringen und aufzuzeigen, wie das Leben einer Forscherin aussehen kann.
Während Jane Goodall am liebsten in der Wildnis Schimpansen studierte, begeistert sich Mai Thi Nguyen-Kim für Wissenschaftskommunikation, und Mae Jemison erreichte gleich zwei große Ziele: Sie wurde Ärztin und Astronautin. Immer wieder werden Leserinnen und Leser ermutigt, eigenen Interessen und Fähigkeiten zu vertrauen. Dazu laden die Autorinnen zu Traumreisen in den einzelnen Fachgebieten ein: Hier werden die gerade erlernten Informationen mit der Fantasie verknüpft – mal führt die imaginäre Reise in den tiefen Wald zu wilden Tieren, mal schrumpft man und wird so winzig, dass man mikroskopisch kleine Bakterien erkennen und auf DNA-Strängen rutschen kann. Ein Buch, das angehende Forscherinnen und Forscher lange begleiten wird.