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Migräne Wie Kopfschmerzen und Ernährung zusammenhängen – ein Neurologe klärt auf

Bestimmte Speisen und Getränke können bei manchen Kopfschmerzen und Migräne begünstigen, andere wiederum helfen offenbar, die Pein zu lindern. Doch wie findet man heraus, was individuell den Schmerz auslöst? Der Neurologe Christian Wöber weiß Rat
Ein Gehirn gefüllt mit Lebensmitteln
Frisches Gemüse, Fisch, hochwertige Nüsse: Eine gesunde Ernährung tut auch dem Gehirn gut, verhindert starke Blutzuckerschwankungen und beugt somit Migräne vor
© David Malan / Getty Images

GEO: Über den Zusammenhang zwischen Ernährung und Kopfschmerzen kursieren allerlei Vermutungen. Was ist etwa von Phänomenen wie dem China-Restaurant-Syndrom oder dem Hotdog-Kopfschmerz zu halten?

Professor Christian Wöber: Das sind Kopfschmerzen, die mit der Aufnahme bestimmter Zusatzstoffe in Zusammenhang gebracht wurden. Tatsächlich gibt es Berichte, wonach Menschen nach einem glutamathal­tigen chinesischen Essen oder dem Verzehr von gepökelten nitrithaltigen Wurstwaren der Kopf gebrummt hat.

Allerdings ließen sich diese Phänomene in Studien bislang nicht ein­deutig reproduzieren. Die Probanden mussten jeweils so große Mengen dieser Stoffe verzehren, um Kopfschmerzen zu bekommen, dass das im Alltag praktisch keine Relevanz hat. Was aber nicht ausschließt, dass besonders empfindliche Menschen vielleicht schon auf eine kleinere Dosis reagieren.

Dann sollte man solche Beobachtungen grundsätzlich ernst nehmen?

Ja, denn Kopfschmerzauslöser können hochindividuell sein. Wenn jemand den dringenden Verdacht hat, dass ein Lebensmittel bei ihm Migräne oder andere Kopfschmerzen verursacht, dann lohnt es sich, das mit einem Arzt zu besprechen. Der wiederum sollte den Patienten ernst nehmen und dem nachgehen – und das nicht etwa abtun, weil die Studienlage dem scheinbar ­widerspricht.

Erschienen in GEO Wissen Gesundheit Nr. 15 (2020)