Am besten sieht der alte Arzt, wenn er seine Augen schließt und dem Feingefühl seiner Finger vertraut. Wenn er Menschen den Puls fühlt und an ihrem Handgelenk das Wesen ihres Aderschlags ertastet, jedem so eigen wie das Gesicht. Dann reicht sein Blick bis in ihr Innerstes, wo ständig der gesunde Körper mit dem kranken ringt. Visite im Ayurveda-Lehrhospital der Universität von Colombo, Hunderte Betten, täglich lange Schlangen ambulanter Patienten, verkehrsumtost inmitten der hitzigen Metropole. Ein schmuckloser, mehrstöckiger Backsteinbau, wo Schwestern und Ärzte in weißen Uniformen und Ärztinnen in bunten Saris durch die dämmrige Enge der Gänge schreiten.
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Ayurveda Die erstaunliche Heilkraft einer unterschätzten Medizin
Lange war die traditionelle indische Medizin im Westen zumeist als eine Art Wellness-Programm bekannt. Doch Ayurveda, das auch Elemente aus Yoga und Meditation einbezieht, hat weit mehr zu bieten: vor allem die Vorbeugung und Heilung von chronischen Erkrankungen – und ein ganzheitliches Menschenbild