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Körperbild Wie Narben unser Selbst prägen – und wir lernen, mit ihnen zu leben

Narben prägen unser Körperbild und unsere Identität. Sie verursachen Schamgefühle, gelten aber auch als Zeichen von Stärke. Wie wir lernen können, mit den vermeintlichen Makeln umzugehen
Ein Mann hält seine Hand an eine Narbe am Schlüsselbein
Menschen mit Narben haben ein höheres Risiko, psychisch zu erkranken. Besonders gefährdet sind Forschenden zufolge Frauen
© Kseniia / stock.adobe.com

Peter* ist kein Masochist. Er will sich auch nicht bestrafen, wenn er Salz in die Wunde auf seiner Wade reibt oder mit einer Zahnbürste den Schorf abschrubbt. Er liebt nicht den Schmerz, den er sich zufügt, sondern das, was viele Monate nach dieser Tortur auf seinem Körper zurückbleibt: wulstige Narben.

Der 30-Jährige hat viele davon auf seiner Haut. Knapp über seinem Knöchel krabbelt ein blasser Tausendfüßer über das Bein, an seiner Flanke ragen die Äste eines Baums bis zur Brust empor. Dort streckt ein geschwollener Adler seine Flügel aus. Die Liebe zur Natur geht dem gelernten Landschaftsgärtner wortwörtlich unter die Haut. Das Narbengewebe ist weich, aber dick: Fast einen halben Zentimeter erhebt es sich von seiner Brust.