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Chronische Schmerzen "Gehen Sie nicht zum Hausarzt und nicht zum Orthopäden"

Schmerzen, die nicht mehr verschwinden, haben meist eine psychische Ursache, davon geht die Forschung inzwischen aus. Dr. Kirsten Hilger erklärt, was das für Betroffene bedeutet
Eine hölzerne Puppe beugt sich vorwärts und lässt die Arme baumeln
Geknicktes Gemüt: Bei Menschen mit chronischen Schmerzen hat sich die Pein längst von ihrem Ursprung entkoppelt
© Sergey / Adobe Stock

GEO: Viele Menschen kennen Angst vor Spinnen oder vor peinlichen Situationen. Sie erforschen eine weitere verbreitete Angst: die vor Schmerzen. Wie würden Sie diese Angst charakterisieren? 

Dr. Kirsten Hilger: Angst vor Schmerzen macht sich häufig als eine Angst vor Bewegungen bemerkbar. Denken Sie an jemanden, die zum Beispiel einen Schienbeinbruch hatte. Der Bruch mag längst verheilt sein, doch die Betroffene hat aufgrund der qualvollen Erfahrung womöglich verinnerlicht, dass bestimmte Bewegungen – etwa Spazierengehen – mit Schmerz in Verbindung stehen. Dann kann bereits der Gedanke daran, dass sie nun wieder vor die Tür gehen soll, zu einem mulmigen Gefühl führen. Bis hin zu einer manifesten Angst vor dem Gehen selbst – denn Gehen bedeutet für sie: Schmerz. 

Und diese Angst vor dem Schmerz, sagen Sie, kann ihrerseits ein Auslöser von Schmerzen sein?