GEO: Viele Menschen kennen Angst vor Spinnen oder vor peinlichen Situationen. Sie erforschen eine weitere verbreitete Angst: die vor Schmerzen. Wie würden Sie diese Angst charakterisieren?
Dr. Kirsten Hilger: Angst vor Schmerzen macht sich häufig als eine Angst vor Bewegungen bemerkbar. Denken Sie an jemanden, die zum Beispiel einen Schienbeinbruch hatte. Der Bruch mag längst verheilt sein, doch die Betroffene hat aufgrund der qualvollen Erfahrung womöglich verinnerlicht, dass bestimmte Bewegungen – etwa Spazierengehen – mit Schmerz in Verbindung stehen. Dann kann bereits der Gedanke daran, dass sie nun wieder vor die Tür gehen soll, zu einem mulmigen Gefühl führen. Bis hin zu einer manifesten Angst vor dem Gehen selbst – denn Gehen bedeutet für sie: Schmerz.
Und diese Angst vor dem Schmerz, sagen Sie, kann ihrerseits ein Auslöser von Schmerzen sein?