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Medizin Placebos wirken besser, wenn weiße, männliche Ärzte sie verabreichen

Arzt und Patientin (Symbolbild): Der Heilungserfolg hängt auch vom Geschlecht und der Hautfarbe des/der Behandelnden ab
Arzt und Patientin (Symbolbild): Der Heilungserfolg hängt auch vom Geschlecht und der Hautfarbe des/der Behandelnden ab
© mauritius images / Westend61 / Mareen Fischinger
Eine Studie in den USA zeigt: Das Bild vom weißen, männlichen Arzt ist tief in uns verwurzelt. Es beeinflusst sogar den Heilungserfolg – auch zu unserem Nachteil

Was macht gute Ärzte aus? Neben der fachlichen Kompetenz und dem Einfühlungsvermögen kommt es offenbar auch darauf an, welchem Geschlecht er oder sie angehört – und auf die Hautfarbe. Darauf deutet zumindest die Studie eines Züricher Wissenschaftlerteams hin.

In den USA untersuchten die Forschenden an 187 weißen Personen, wie sie auf eine medizinische Behandlung reagierten. Dabei wurde zunächst unter dem Vorwand eines Allergietests eine allergische Reaktion der Haut ausgelöst. Angehende Ärzt*innen und Pflegekräfte aller Hautfarben versorgten daraufhin die geröteten Stellen mit einer angeblich heilenden Salbe. Und versprachen dabei, dass die Salbe Linderung bringe. Tatsächlich handelte es sich allerdings nur um eine Lotion ohne jeden Wirkstoff – ein Placebo.

Dass Placebos wirken, ist schon lange allgemein bekannt und anerkannt: Positive oder negative Erwartungshaltungen tragen dazu bei, dass Versuchspersonen auf medizinisch vollkommen wirkungslose Stoffe körperliche Reaktionen zeigen.

Placebos wirken besser, wenn ein weißer Mann sie verabreicht

Bei der Auswertung der Ergebnisse fielen den Forschenden allerdings Unterschiede im Hinblick auf die behandelnden Personen auf. So zeigte sich, dass die Rötung bei Patient*innen, die von einem weißen, männlichen Arzt behandelt und beraten wurden, schneller zurückging als bei asiatischen oder afroamerikanischen Ärzt*innen.

"Wenn ein Arzt nicht wie jemand aussieht, der diese Rolle für den Großteil der Geschichte innehatte – wenn der Doktor also kein weißer Mann ist –, könnte es sein, dass Patienten weniger stark auf die Behandlung reagieren", resümiert Studienleiterin Lauren Howe. Der Placeboeffekt kann also schwächer ausfallen.

Weniger Wirksamkeit trotz größerem Interesse

Erstaunlicherweise korrelierten die festgestellten Unterschiede in der Wirksamkeit nicht mit den persönlichen Einstellungen und Wertvorstellungen der Versuchspersonen: 1400 Freiwillige sahen sich Video-Aufnahmen von den Behandlungen an. Und mussten feststellen, dass die weißen Versuchspersonen sogar eher höflicher und interessierter wirkten, wenn sie von Frauen oder Schwarzen behandelt wurden.

Auffällig war zudem, dass asiatische Behandler*innen die Placebo-Creme mit demselben Erfolgt einsetzten wie die weißen. "Es scheint, als entsprächen asiatische Behandler*innen schon der Vorstellung, wie ein Arzt auszusehen hat", heißt es in der Studie, die im Fachblatt PNAS erschien. Für schwarze Ärzt*innen dagegen bleibe eine solche Wahrnehmung "außer Reichweite". "Die Ergebnisse veranschaulichen, wie tief Vorurteile sitzen", sagt Lauren Howe.

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