GEO: Über den Zusammenhang zwischen Ernährung und Kopfschmerzen kursieren allerlei Vermutungen. Was ist etwa von Phänomenen wie dem China-Restaurant-Syndrom oder dem Hotdog-Kopfschmerz zu halten?
Professor Christian Wöber: Das sind Kopfschmerzen, die mit der Aufnahme bestimmter Zusatzstoffe in Zusammenhang gebracht wurden. Tatsächlich gibt es Berichte, wonach Menschen nach einem glutamathaltigen chinesischen Essen oder dem Verzehr von gepökelten nitrithaltigen Wurstwaren der Kopf gebrummt hat.
Allerdings ließen sich diese Phänomene in Studien bislang nicht eindeutig reproduzieren. Die Probanden mussten jeweils so große Mengen dieser Stoffe verzehren, um Kopfschmerzen zu bekommen, dass das im Alltag praktisch keine Relevanz hat. Was aber nicht ausschließt, dass besonders empfindliche Menschen vielleicht schon auf eine kleinere Dosis reagieren.
Dann sollte man solche Beobachtungen grundsätzlich ernst nehmen?
Ja, denn Kopfschmerzauslöser können hochindividuell sein. Wenn jemand den dringenden Verdacht hat, dass ein Lebensmittel bei ihm Migräne oder andere Kopfschmerzen verursacht, dann lohnt es sich, das mit einem Arzt zu besprechen. Der wiederum sollte den Patienten ernst nehmen und dem nachgehen – und das nicht etwa abtun, weil die Studienlage dem scheinbar widerspricht.