Gedächtnis Effektiver lernen: Vier Tipps, wie wir unsere Gedächtnisleistung steigern

Effektiver lernen: Vier Tipps, wie wir unsere Gedächtnisleistung steigern
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Matheformeln, Vokabeln, historische Daten: Damit neue Informationen haften bleiben, muss sie das Gehirn in den Langzeitspeicher überführen. Forschende kennen Tipps, wie wir diesen Vorgang unterstützen können

ChatGPT, Wikipedia, Google: Das Wissen der Welt ist zunehmend digital abrufbar, mit dem Smartphone tragen wir es gewissermaßen in der Hosentasche herum und haben jederzeit Zugriff darauf. Das sollte jedoch nicht darüber hinwegtäuschen, wie wichtig Lernstoff nach wie vor ist. Wer Fremdsprachen beherrschen, in Prüfungen bestehen oder geschichtliche Daten parat haben will, ist auf ein gutes Gedächtnis angewiesen.

Entscheidend ist, dass entsprechende Informationen in den Langzeitspeicher des Gehirns gelangen – ein Modul, in dem all das abgelegt ist, was wir bewusst wieder hervorholen können, im Idealfall auch nach vielen Jahren noch. Wie das vor sich geht, zählt zu den spannendsten Fragen der Hirnforschung. Vieles ist erst ansatzweise bekannt. Dennoch können Hirnforschende Tipps geben, wie das Abspeichern effektiver gelingt. 

Wiederholung ist entscheidend

Die vielleicht wichtigste Erkenntnis: Jedes Mal, wenn wir eine Erinnerung wachrufen, verstärken sich die neuronalen Aktivitäten zwischen verschiedenen Speicherplätzen im Gehirn, an denen einzelne Facetten dieser Erinnerung abgelegt sind. Die Informationen lagern dort, wo sie ursprünglich auch verarbeitet wurden: visuelle Eindrücke im Sehcortex, Sprachinformationen in den Spracharealen, akustische Daten in der Hörrinde. Der Schlüssel für eine feste Verankerung heißt daher: ständige Wiederholung. Je öfter wir eine mathematische Formel oder eine Vokabel abrufen, desto dauerhafter und schneller ist sie verfügbar.

Auf genügend Schlaf achten

Das Gehirn setzt seine Speicher-Strategie bevorzugt im Schlaf fort: nachts, wenn externe Eindrücke die Archivierung nicht stören können, rekapituliert es solche Neuronen-Aktivitäten, die mit neuen Informationen verbunden sind, wieder und wieder. Wer tagsüber Vokabeln lernt, aber nachts nicht zur Ruhe kommt, stört die Speicherung im Langzeitgedächtnis. Das belegen auch Studien: Probanden, die tagsüber Wortpaare lernen und während des Schlafs gestört werden, können sich tags darauf schlechter erinnern. 

Frau versucht sich zu erinnern

Lückiges Gedächtnis Warum Vergesslichkeit ein Zeichen besonderer Intelligenz sein kann

Unser Gehirn wird pausenlos mit Reizen bombardiert. Nur indem es gelegentlich ausmistet, kann es Prioritäten setzen, neue Erinnerungen formen und Belastendes löschen. Forschende sehen in der Fähigkeit zu vergessen sogar eine Voraussetzung höherer geistiger Potenz. Eine Einordnung für alle, die zuweilen an ihrem Gedächtnis zweifeln

Gefühle stärken die Erinnerung

Weniger Wiederholung beim Einstudieren von neuen Informationen braucht es, wenn sie emotional gefärbt sind, uns persönlich berühren. Dann werden sie mit vielen Details rasch im Gedächtnis verankert. Das liegt an der Amygdala, einer emotionalen Schaltstelle des Gehirns, die wie ein Speicherturbo wirkt. Deshalb behalten wir zum Beispiel Vokabeln leichter, wenn wir mit ihnen ein persönliches Ereignis verbinden, wir die neuen französischen Worte etwa in einer Mail an unsere Brieffreundin benutzen.

Häufiger mit der Hand schreiben 

Wenn wir Stift und Papier nutzen, anstelle auf einer Tastatur zu tippen, vernetzen sich verschiedene Hirnareale stärker. Das liegt daran, dass die Bewegung der Finger beim Formen der Buchstaben mehr Aktivität in weitläufigeren neuronalen Netzen erfordert – was wiederum entscheidend für das Abspeichern von Informationen ist. Auch hier gilt: Je mehr Hirnareale beim Pauken beteiligt sind, desto leichter fällt es uns, das Gelernte wieder abzurufen. Es empfiehlt sich also, Lernstoff mit der Hand aufzuschreiben – und ihn nicht nur auf einem Bildschirm zu betrachten.