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Das stärkt die Seele Bestseller-Autor Bas Kast: "Früher war ich unglücklich – obwohl ich alles hatte"

Bestselelr-Autor Bas Kast beim Eisbaden
Bestseller-Autor Bas Kast beim Eisbaden: Um glücklich zu werden, muss man seinen Schweinehund überwinden
© Mike Meyer
Das Leben von Bas Kast schien perfekt: Er war glücklich verheiratet und schwamm mit dem Buch "Der Ernährungskompass" auf einer Welle des Erfolgs. Psychisch ging es ihm trotzdem schlecht. Also probierte Kast, was laut Studien Geist und Seele stärkt: Eisbaden, Hungern, Meditation – sogar Drogen. Warum er heute glücklich ist – und wie auch wir das schaffen

GEO.de: Herr Kast, Sie sagen, Stress sei gut für den Körper und mache den Kopf frei. 

Bas Kast: So ist es.

Also ich hätte gerne weniger Stress und Probleme!

Damit meine ich nicht den Stress, der uns täglich im Alltag begegnet. Wenn wir schlecht schlafen, eine Dauerbelastung im Job haben, viele To-Do-Listen oder Probleme in der Beziehung, ist das chronischer Psycho-Stress für unseren Geist. Dieser ist schlecht für die Gesundheit.

Welchen Stress meinen Sie? 

Ich meine positiven, körperlichen Stress für unseren Körper. Unsere Vorfahren waren es gewohnt, mit Säbelzahntigern zu kämpfen. Wir aber sitzen heute den ganzen Tag in der dunklen Kammer vor dem Laptop und bewegen uns nicht. Der Mensch ist für diesen Lebensstil nicht gemacht. Wir müssen raus aus dem Kopf und wieder unseren Körper spüren – auch wenn es weh tut.

Säbelzahntieger sind heute schwer zu finden. Welcher körperliche Stress hilft uns denn – Sport?

Joggen hilft natürlich, das mache ich täglich. Aber auch Fasten fordert den Körper durch das Hungern heraus – oder ein Eisbad. 

Eisbäder sind gerade schwer angesagt.

Zurecht. Wenn du ein Bad in einem eiskalten See nimmst, bei 6 bis 7 Grad, tut dir erstmal dein ganzer Körper weh. Du spürst sogar deine Knochen. Doch hinterher fühlst du dich unbesiegbar. Ich würde aber jedem empfehlen, langsam zu starten. Ich habe mich wochenlang mit kalten Duschen vorbereitet.

Inwiefern helfen Eisbäder auch langfristig, unsere Stimmung zu heben?

Weil unser Körper lernt, mit dem extremen körperlichen Stress klarzukommen. Wenn wir dann im Alltag Herausforderungen begegnen, etwa im Job, fühlen wir uns vorbereitet – und können die Situation besser bewältigen.

Bas Kast war nach "Der Ernährungskompass" auf dem Höhepunkt seines Lebens – und trotzdem nicht glücklich

Sie haben für Ihr aktuelles Buch "Kompass für die Seele" verschiedene Dinge ausprobiert, um Ihre Stimmung zu steigern. Was verwundert: Sie waren damals in einer Zeit niedergeschlagen, in der eigentlich alles super für Sie lief. Sie waren glücklich verheiratet, hatten drei Kinder, und waren gerade Bestseller-Autor mit "Der Ernährungskompass" geworden. Warum kam das Stimmungstief gerade dann?

Ich habe früher gedacht: Wenn ich erstmal Bestseller-Autor bin, dann werde ich endlich glücklich sein. Diese Gedanken kommen sicher vielen Menschen bekannt vor: Wenn ich den Wunschpartner erobert habe oder die Gehaltserhöhung bekomme, dann bin ich endlich zufrieden. Doch diese Annahme ist eine Täuschung der Evolution. Damit wir uns weiterentwickeln, hält uns unser Kopf die Karotte vor die Nase. Das Problem: Wenn wir dann am Ziel sind, hält das Glück nur kurz. Weil wir genetisch darauf gepolt sind, nicht zufrieden zu sein und immer mehr zu wollen. Für die Evolution ist es nicht wichtig, dass wir glücklich sind.

Trägt auch unsere Leistungsgesellschaft dazu bei?

Natürlich! Wir fühlen uns erst wertvoll, wenn wir etwas leisten. Auch die Industrie ist Schuld, weil sie uns weismachen will, dass wir uns erst gut fühlen, wenn wir die neue Uhr oder das neue Auto haben. Haben wir das nicht, empfinden wir uns als mangelhafte Wesen.

Und auch bei Ihnen hielt das Glück nur kurz, als Sie auf der Bestseller-Liste waren?

Genau. Die ersten Wochen waren schon euphorisierend. Doch dann wurde ich immer trauriger, war meinen Stimmungsschwankungen hilflos ausgeliefert. Dazu hatte ich Schuldgefühle, fragte mich: Wie kannst du jetzt in diesem Moment nicht glücklich sein? Eigentlich hast du doch alles! Es hat mich sehr irritiert, dass ich in dieser Situation und in unserer privilegierten Wohlfühlgesellschaft nicht zufrieden war.

Bas Kast: "Die Erfahrung mit Drogen war lebensverändernd"

Deswegen sind Sie der Sache auf den Grund gegangen, haben zahlreiche Studien zum Thema Glück gewälzt und viele Dinge ausprobiert. Auch Drogen. Wie wars?

Lebensverändernd. 

Inwiefern?

Man sieht vieles immer so negativ. Während des MDMA-Trips habe ich mein Leben durch eine rosarot getönte Brille gesehen. Da wurde mir klar: So positiv kann ich auch auf mein Leben blicken. Das hat langfristig und bis heute meine Sichtweise auf das Leben geändert. Mehr noch: Ich selbst habe mich zum Positiven verändert. 

Trotzdem äußerten Experten bereits Kritik an Ihrem eigenständigen Drogenkonsum. Sie warnen: Betroffene sollen auf keinen Fall auf eigene Faust experimentieren. Und wenn überhaupt nur unter ärztlicher Anleitung.

Ich habe reines MDMA in einem kontrollierten Umfeld genommen, in einer meditativen Umgebung. Die Therapeutin hatte zwar keine ärztliche Ausbildung, kannte sich aber gut aus. Dennoch würde ich niemandem empfehlen, Drogen wie ich auf eigene Faust zu nehmen, und auf keinen Fall in einem Partyumfeld. Die Gefahr ist einfach zu groß, dass du einen schlechten Trip hast. 

Wo kann man unter ärztlicher Aufsicht mit Experten Drogen nehmen?

Pilze mit dem Wirkstoff Psilocybin kann man zum Beispiel in einem Retreat bei Amsterdam nehmen.

Sie schreiben in Ihrem Buch, nach dem Konsum von MDMA könne man sein Gehirn über mehrere Wochen, sagen wir, neu programmieren. Wie denn? Und wozu soll das gut sein?

Die Substanzen erhöhen die Plastizität des Gehirns. Unser Gehirn ist dann offener für Veränderungen, es wird formbar wie in unserer Kindheit. Deswegen eignet sich die Zeit nach dem Drogenkonsum, sie für eine psychologische Betreuung zu nutzen. Etwa, um alte und schlechte Glaubenssätze umzudenken in etwas Positiveres. 

Ohne Betreuung oder in einer schlechten Phase unseres Lebens könnte das aber genau den gegenteiligen Effekt haben. Wir denken schlechte Sachen, die unser Gehirn dann “speichert”.

Genau. Deswegen sollte man auch wirklich aufpassen.

Bas Kast beim Eisbaden
Bas Kast beim Eisbaden. Der Autor ist überzeugt: Für das Glück sei es "wichtig, dass man seinen Schweinehund überwindet"
© Mike Meyer

Schlimme Gedanken machen – und nett sein

Manchmal ergebe es aber sogar Sinn, sich schlimme Gedanken zu machen, schreiben Sie. Der Vorschlag hat mich etwas entsetzt: Dem Glück könne es dienlich sein, wenn man sich verstelle, das eigene Kind würde sterben.

Das kommt von den Stoikern Seneca und Mark Aurel. Das sollte man aber auf keinen Fall machen, wenn man gerade keine gute Zeit hat. Dann würde einen das noch mehr belasten. Der Gedanke dahinter macht aber Sinn: Wenn es einem grundsätzlich gut geht, und man dennoch nicht zufrieden ist, kann das “Vorwegnehmen von Unglück” helfen, zu realisieren, was man alles hat. Und wie glücklich man eigentlich sein könnte. Wenn wir uns bei einem Menschen bewusst machen, dass wir ihn irgendwann verlieren könnten – dann werden wir die Zeit mit ihm viel intensiver und bewusster genießen.

Apropos Zeit mit geliebten Menschen verbringen: Studien über das Glück zeigen, dass uns gute Beziehungen zu anderen am meisten glücklich machen.

Ja. Wohlbefinden entsteht aus dem Sozialleben. Das fängt sogar im Kleinen an. Studien zeigen, dass Menschen glücklicher sind, wenn sie im Alltag kurz nett miteinander reden. Zum Besipiel, wenn sie im Café einen Cappuccino kaufen. Langfristig glücklich machen uns aber enge Beziehungen zu Familie und Freunden, diese sind das A und O für unser Glück. Leider ist es in unserer Gesellschaft so, dass viele Menschen einsam sind.

Erfolgs-Autor Bas Kast: Seine Glücks-Routine für jeden Tag

Sie haben so viele Dinge ausprobiert, um glücklich zu werden. Sind Sie es jetzt?

Früher war ich unglücklich – obwohl ich alles hatte. Heute bin ich wirklich total zufrieden. Ich habe ja vorhin darüber gesprochen, dass es uns nichts bringt, langfristigen Zielen hinterherzulaufen. Denn diese machen nur ganz kurz glücklich. Ich weiß jetzt, dass langfristiges Glück nur besteht, wenn man jeden Tag etwas dafür tut. Die kleinen Dinge wertzuschätzen, die man im Alltag so oft übersieht. Bewusst das Hier und Jetzt erleben. Auch Schlaf ist für das Wohlbefinden sehr wichtig. Aber ich schlafe derzeit ziemlich schlecht.

Warum denn?

Der ganze Rummel um das neue Buch ist mir zu viel und tut mir nicht gut. Wenn ich meine Ruhe hätte, wäre ich viel besser drauf. Ein Teil davon ist schön. Ich bin natürlich sehr dankbar, wenn Leser mir schreiben, dass meine Bücher ihnen helfen. Und auch, wenn sich das Buch gut verkauft, wenn ich vom Schreiben leben kann. Aber ich mag den Hype um mich nicht. Das bringt mich aus meiner Routine, die mich im Alltag glücklich hält.

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Bas Kast: "Kompass für die Seele: Das Fazit neuester Studien zu Resilienz und innerer Stärke", C.Bertelsmann Verlag 2023
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Wie sieht diese Routine aus, die Sie für Ihr Glück brauchen?

Es ist wichtig, dass man seinen Schweinehund überwindet. Mein Alltagsroutine ist eisern. Auch wenn ich mich schlecht fühle, ziehe ich die durch. Heute morgen war ich zum Beispiel ganz früh joggen, obwohl es eiskalt war. Meine Frau ist mit dem Rad nebenher gefahren und hat mir von ihrer Arbeit erzählt. Außerdem verbringe ich viel Zeit mit ihr und meinen drei Kindern. Ich mache nachher noch ein kleines Workout und werde in die Sauna gehen. Ich meditiere auch noch regelmäßig und habe gerade Yoga Nidra für mich entdeckt.

Und wie ernähren Sie sich?

Ich ernähre mich wirklich sehr gesund, viel Spinat, Tomaten. Mein Frühstück ist immer ein Joghurt mit Blaubeeren, Haferflocken und Leinsamen. Zwei Mal die Woche esse ich Lachs und nehme auch Omega-3-Fettsäuren ein.

Und Drogen? Nehmen Sie die noch?

Nein. Und ich trinke so gut wie keinen Alkohol mehr. Das tut mir nicht gut.

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