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Start der Infektzeit Arzneimittel werden wieder knapp: Alternativen zum Fiebersaft

Ein Löffel mit Fiebersaft
Ein Löffel mit Fiebersaft: Viele Medikamente sind derzeit wieder knapp
© Andreas Poertner / imago images
Letzten Winter waren Fiebersäfte für Kinder nur schwer zu bekommen. Auch in dieser Infektsaison könnten sie knapp werden. Und dann? Alles über die aktuelle Lage zur Arzneimittelversorgung – und was dem Kind als Alternative statt Fiebersaft hilft

Im letzten Winter war der Fiebersaft für Kinder in den Apotheken schwer zu bekommen. Quch aktuell sind einige Arzneimittel knapp. Und die Situation könnte sich – ausgerechnet zum Start der Infektsaison – noch verschlechtern. "Manchmal steht die Versorgung wirklich auf der Kippe", sagte der Verbandsvorsitzende des Apothekerverbandes Nordrhein, Thomas Preis, im ARD-"Morgenmagazin" am 14. September.

Rund 1,5 Millionen Menschen seien in Deutschland derzeit von Engpässen bei der Versorgung mit Medikamenten betroffen. Besonders Antibiotika seien knapp. Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach wies am Donnerstag darauf hin, dass für diese und weitere relevante Mittel bald "eine angespannte Versorgungssituation" entstehen könnte.

Immerhin: Seit Ende Juli ist ein Anti-Engpass-Gesetz in Kraft, das die Versorgung mit Kinderarzneimitteln verbessern soll. Doch bis das Gesetz greift, kann es noch etwas dauern. Derzeit nehmen die Infekte wieder zu. Und Eltern machen sich natürlich Sorgen. Was, wenn es wieder keinen Fiebersaft in den Apotheken geben wird? Was Familien jetzt tun können – und welche Alternativen es für Fiebersäfte für Kinder gibt.

Welche Arzneimittel sind derzeit knapp?

Das Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte listet gerade 511 Lieferengpassmeldungen bei rezeptpflichtigen Medikamenten (Stand: 15. September 2023). Darunter sind Antibiotika, Schmerzmittel, fiebersenkende Mittel und Krebsmedikamente. Auch Arzneimittel für Kinder, wie Fiebersäfte, sind noch immer knapp.

Wie können Familien sich gut auf die Infektsaison vorbereiten?

"Es kann nicht schaden, die Hausapotheke zu kontrollieren und bei Bedarf aufzufüllen", sagt Ursula Sellerberg, stellvertretende Pressesprecherin der Bundesvereinigung Deutscher Apothekerverbände (ABDA). "Das ist allein schon wichtig, damit man nicht ohne dasteht, wenn das Kind um 23 Uhr Fieber bekommt." Wichtig: In die Haushaltsapotheke gehören nur haushaltsübliche Mengen.

Um die Hausapotheke gut für die Infektzeit aufzustellen, rät Sellerberg, das Gespräch mit dem Apotheker oder der Apothekerin vor Ort zu suchen. Auch um sicherzustellen, dass fiebernde Kinder nur mit den Wirkstoffen behandelt werden, die für sie auch geeignet sind. "Zum Beispiel hilft der Wirkstoff Acetylsalicylsäure Erwachsenen bei Schmerzen und Fieber – aber ist für Kinder unter zwölf Jahren nicht geeignet", sagt Sellerberg. Fiebersäfte für Kinder setzen daher auf die Wirkstoffe Paracetamol und Ibuprofen.

Wann braucht das Kind überhaupt fiebersenkende Medikamente?

Nicht immer sind Fiebersenker notwendig. "Wenn es dem Kind soweit gut geht, ist das kein Muss", sagt der Berliner Kinderarzt Jakob Maske, der Pressesprecher des Berufsverbandes der Kinder- und Jugendärzte (BVKJ) ist.

Denn Fieber ist prinzipiell erst mal nicht schlimm, sondern eine normale Abwehrreaktion des Körpers auf eine Infektion. Wenn sich der Allgemeinzustand des Kindes verschlechtert, schaffen fiebersenkende Mittel mit Paracetamol und Ibuprofen aber Linderung.

Welche Hausmittel helfen bei Fieber?

Auch bekannte Hausmittel können bei Fieber helfen. Kalte Wadenwickel entziehen dem Körper Wärme und können zudem Entzündungen lindern. Wenn die Wickel nach 15 bis 20 Minuten warm geworden sind, sollten sie erneuert werden. Außerdem helfen fiebersenkende Tees aus Holunder- oder Lindenblüten, man sollte viel Wassertrinken – und sich ausruhen.

Auf welche Medikamente kann man umsteigen, wenn kein Fiebersaft verfügbar ist?

Das ist möglich, wie Kinderarzt Maske sagt. Wie beim Fiebersaft gilt auch hier: Es sollte keinesfalls mehr Wirkstoff ins Kind gelangen, als ausgehend von dessen Körpergewicht empfohlen wird. "Eine Überdosierung schadet der Leber – und das ist viel schlimmer als das Fieber des Kindes", warnt Maske.

Doch was, wenn der Säugling ein Zäpfchen mit 75 Milligramm Paracetamol braucht – und Eltern vielleicht vom großen Geschwisterchen noch Zäpfchen mit 125 Milligramm in der Hausapotheke haben? Das Zäpfchen sollten Eltern dann nicht durchschneiden, da nicht immer der Wirkstoff gleichmäßig im Zäpfchen verteilt sein könnte, sagt Maske.

Zu teilbaren Tabletten können Eltern allerdings sehr wohl greifen, wenn die Hälfte der Tablette der Dosis entspricht, die das fiebernde Kind braucht. "Teil­bare Paracetamol-Tabletten sind ab vier Jahren einsetz­bar, teil­bare Ibuprofen-Tabletten ab sechs Jahre", heißt es auf der Webseite von Stiftung Warentest. "Bei allen Mitteln sollten Sie die alters­gerechte Dosierung laut Packungs­beilage beachten."

Mein Kind verweigert die Tablette. Und jetzt?

Bei Tabletten ist der Protest manchmal groß. Kinderarzt Jakob Maske kennt Tricks: Tabletten lassen sich auch als Ganzes auf einem Löffel mit etwas Joghurt oder Flüssigkeit verabreichen oder gebröselt in die Joghurtschüssel oder das Trinkglas geben.

Auf eines sollten Eltern dabei aber achten: "Das Kind sollte alles austrinken oder aufessen, damit es auch die gesamte Menge Medikament aufnimmt", sagt Maske.

jkö/ dpa

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