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Nur wenige von uns werden sich nach Zeiten zurücksehnen, in denen der Mensch noch Mammuts erlegen musste, um zu überleben. Ob Jagdunfall oder Hunger: Alt wurden unsere Vorfahren nicht.
Heute dagegen verdient sich ein Großteil der Berufstätigen seine Brötchen mit Büroarbeit. Und im Büro sind Angriffe von Höhlenbären zwar nicht zu befürchten, Arbeitsunfälle selten. Doch so gesund, wie es zunächst den Anschein hat, ist Büroarbeit auch nicht. Denn das viele Sitzen im Job, aber auch in der Schule, im Auto oder beim Essen – verkürzt unser Leben. Das zeigen Studien übereinstimmend. In einer Zeit, in der immer mehr Menschen ihre wache Zeit überwiegend sitzend verbringen, ist das ein alarmierender Befund.
Studie: Bewegung macht Gesundheitsschäden durch Sitzen wett
Die gute Nachricht überbrachte 2016 ein Forscherteam um den norwegischen Sportmediziner Ulf Ekelund. Er und seine Kollegen werteten 16 Studien mit insgesamt mehr als einer Million Teilnehmern aus, die zuvor in den USA, Westeuropa und Australien durchgeführt wurden. Das Ergebnis: Die negativen gesundheitlichen Effekte des Sitzens lassen sich kompensieren.
Die Empfehlung des Forscherteams: Wer acht Stunden im Büro sitzt, sollte sich zum Ausgleich jeden Tag eine Stunde bewegen - also zum Beispiel radeln oder gemächlich joggen. Auch strammes Gehen reiche schon. Die Aktivitäten könne man über den Tag verteilen. Sie müssen sich nur auf eine Stunde summieren.
Oder ist das Sitzen doch nicht wieder gutzumachen?
Können wir uns also wieder hinsetzen? Lieber nicht zu lange. Denn 2017 erschien im Fachmagazin Annals of Internal Medicine eine weitere Studie zum Thema – diesmal mit einer verstörenden Botschaft: Das Sitzen ist ein Gesundheitsrisiko eigener Art, das sich zwar verringern, aber nicht vollständig kompensieren lässt. Es reicht nicht, sich am Wochenende die Lunge aus dem Hals zu rennen. Nicht einmal täglicher Sport am Abend macht die Nachteile des täglichen Sitzens wett.
Für ihre Studie hatten die Forscher knapp 8000 Amerikaner im Alter von 45 Jahren aufwärts mit Beschleunigungsmessgeräten ausgestattet, um ihr Bewegungsverhalten zu protokollieren. Dabei zeigte sich: Wer mehr als 13 Stunden täglich sitzt, hat ein doppelt so hohes Sterberisiko wie jemand, der weniger als elf Stunden sitzt.
Eine Pause jede halbe Stunde
Erstmals sahen sich die Forscher nicht nur die Auswirkungen der Stunden an, die wir pro Tag sitzend verbringen. Sondern auch den Effekt von Zeiträumen, die wir ununterbrochen sitzend verbringen. Das Ergebnis: Wer längere Zeiträume ununterbrochen sitzt, schadet seiner Gesundheit noch mehr. Das Risiko zu sterben, war bei denen, die oft länger ununterbrochen saßen, um 55 Prozent höher als bei denjenigen, die weniger als eine halbe Stunde am Stück saßen.
Darum empfehlen die Wissenschaftler, jede sitzende Tätigkeit alle 30 Minuten zu unterbrechen, aufzustehen und sich einige Minuten zu bewegen.
Wie das Sitzen schadet, ist nicht klar
In beiden Studien ging es vorrangig um den statistischen Zusammenhang zwischen der Zeit, die im Sitzen verbracht wurde, und der Lebenserwartung. Wie genau das Sitzen der Gesundheit schadet, ist nicht restlos geklärt.
Mediziner haben jedoch unter anderem den niedrigen Kalorienverbrauch im Verdacht. Stoffwechsel und Herz-Kreislaufsystem sind beim Sitzen unterfordert – und das erhöht das Risiko für Herz- und Stoffwechselkrankheiten wie Diabetes.