Südafrika Seit 34.000 Jahren bewohnt: Forschende datieren die ältesten Termitenhügel der Welt

Erdhügel, so weit das Auge reicht, erbaut von Termiten. Die Tiere schaffen sich damit nicht nur ein Zuhause, sie binden auch Kohlenstoff
Erdhügel, so weit das Auge reicht, erbaut von Termiten. Die Tiere schaffen sich damit nicht nur ein Zuhause, sie binden auch Kohlenstoff
© M. Woike / blickwinkel / Alamy Stock Photo / mauritius images
Im südafrikanischen Namaqualand sprießen meterhohe Termitenhügel aus dem Erdboden. Manche von ihnen, das zeigt eine neue Studie, sind mehr als 30.000 Jahre alt und haben ihre Umwelt geformt: Sie binden Kohlenstoff im Erdboden und sorgen für salziges Grundwasser 

Die Sensation war ein Zufall. Eigentlich wollten Michele Francis und ihr Team das Grundwasser am Buffels River erforschen, ca. 500 Kilometer nördlich der südafrikanischen Metropole Kapstadt. Besonders der ungewöhnlich hohe Salzgehalt interessierte die Forschenden der Stellenbosch University. Dafür untersuchten sie auch einige der vielen Termitenhügel in der Region – stellenweise sind bis zu 20 Prozent der Erdoberfläche von ihnen bedeckt – und datierten deren Erbauung per Radiokarbonmethode. 

Das Ergebnis: Einige der Termitenhügel sind deutlich älter als bislang vermutet, bieten den Insekten seit ca. 34.000 Jahren ein Zuhause und sind bis heute bewohnt. Zwar wurden in der Vergangenheit bereits Millionen Jahre alte, versteinerte Termitenhügel entdeckt, als älteste noch immer bewohnte Bauten galten bislang jedoch 4000 Jahre alte Hügel in Brasilien. 

Mehr als die Summe ihrer Teile: Kein Individuum besitzt einen Bauplan für die Hügel

Termiten gelten als versierte Architekten: Bis zu neun Meter hoch türmen sie ihre Hügel, verbringen die meiste Zeit ihres Lebens jedoch in bis zu drei Meter tiefen und über einen Durchmesser von 30 Metern verzweigten Hohlräumen darunter. Diese dienen in erster Linie als Klimaanlage. Ein ausgeklügeltes Netz aus Gängen und Schächten lässt warme Luft hinaus-, kalte Frischluft hineinströmen. 

Keines der Individuen überblickt beim Bau das gesamte Werk, wie von Zauberhand greifen dennoch alle Bewegungen der Insekten ineinander. Wie Ameisen, so lautete eine Theorie, lassen sich auch Termiten bei der Arbeit von den Pheromonen ihrer Artgenossen leiten. Eine im Frühjahr dieses Jahres erschienene Studie jedoch zeigt: Manche Termiten orientieren sich vielmehr an den Verdunstungsmustern ihrer Umgebung. 

Wo viel Wasser verdunstet, bilden sich größere Salzkristalle und erschaffen größere Krümmungen im Untergrund. Dort können, wenn Dutzende Termiten Lehmbrocken heranschaffen, am schnellsten Höhlen und Gänge entstehen. Bis zu einer Million Individuen stimmen sich dabei untereinander ab.  

Mit ihrer Sisyphosarbeit haben die Termiten sogar die Bodenverhältnisse im heutigen Namaqualand in Südafrika umgewälzt. Um ihre Bauten bildete sich über die Jahrtausende eine vergleichsweise harte, gegen Fressfeinde schützende Kalzitschicht. Außerdem fressen die Insekten organisches Material, scheiden es wieder aus und düngen ihre Umgebung. Das schaffe nährstoffreichere Böden als an vergleichbaren Orten ohne Termitenhügel, schreiben die Forschenden um Michele Francis. Das führe nicht nur zu jährlichen Frühlingsblüte rund um die Termitenhügel, sondern mache die Landschaft auch klimaresistenter.

Ganz nebenbei wirken die Bauten auch als Kohlenstoffsenke: Teile der Pflanzenreste, die von Termiten unter Tage verbracht werden, verbleiben im Erdhügel, werden nicht abgebaut und schließlich für Jahrtausende als organischer Kohlenstoff gebunden. Ein Teil des Kohlenstoffs jedoch wird organisch abgebaut. Die dabei entstehenden Karbonationen können durch unterirdischen Termitengänge ins Grundwasser gelangen und sorgen dort – womit die Ausgangsfrage der Forschenden beantwortet wäre – für einen erhöhten Salzgehalt. 

tho

Mehr zum Thema