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Tanz der Voladores Ihr Leben hängt an einem Seil 30 Meter über dem Boden

Charlotte Köhler und Valeria Luongo (Fotos)
In der Bergstadt Cuetzalan im Osten Mexikos halten ein Vater und seine Tochter die Tradition ihrer Ahnen am Leben. Von Flügeln, Wurzeln und der Angst vor dem Fall
Vater und Tochter in ihren Kostümen
Der Adler und sein Küken halten die indigene Tradition hoch: Wie einst ihre Ahnen breiten, Arturo Díaz Rivera und seine Tochter Nikté ihre Flügel aus, die sie selbst gebastelt haben
© Valeria Luongo

Ein Adler will sie sein, doch noch hängt Nikté wie eine Fledermaus in der Mitte des Wohnzimmers. Kopfüber baumelt sie an einem Tau vom Deckenbalken und lauscht den Anweisungen ihres Vaters Arturo Díaz Rivera. Sie korrigiert die Position des Seils um ihren Bauch, spannt ihre Muskeln an, windet das rechte Bein wie eine Stütze ums Tau. 

Die 13-Jährige trainiert für ein riskantes Ritual ihrer Vorfahren: den Tanz der Voladores. Ihre schwarzen Haare fallen in Wellen nach unten, die dunklen Augen beobachten konzentriert die Bewegungen des Vaters. Von ihm hat Nikté den Palstek gelernt, einen Knoten, mit dem die Voladores das Tau zu jener Schlaufe formen, in die sie ihr Leben hängen.

Erschienen in GEO Nr. 03/24