Tony Boey gehört zu den erfolgreichsten Foodbloggern Singapurs. 300.000 Besucher zählt sein Blog "Johor Kaki" jeden Monat, 50.000 Menschen folgen ihm bei Facebook. Seit sich der 54-Jährige aus der "Singapore Air Force" in den Ruhestand verabschiedete, widmet er sein Leben den Köstlichkeiten der Löwenstadt. Dabei geht es ihm besonders darum, die traditionelle Küche festzuhalten und damit zu bewahren. "Ich versuche die Geschichte unseres Landes in Gerichten zu erzählen", sagt Tony. "Essen verrät weit mehr über die Kultur eines Landes als Monumente." Mich hat Tony einen Abend lang durch seine liebsten Hawker Center, so nennt man die überdachten Ansammlungen von Garküchen, und Restaurants geführt. Eine Video-Entdeckungstour in fünf Stationen:
GEO.de: Nach Singapur müsse man allein schon wegen des guten Essens kommen, hat man mir vor meiner Reise gesagt. Was macht Eure Küche so besonders?
Tony Boey: Die Küche Singapurs ist ein organisch-gewachsener Mix aus verschiedenen Kulturen. Ein Schmelztiegel der chinesischen, indischen, malaiischen und auch der europäischen Küche. Durch diese Mischung ist ein einzigartiger Geschmack entstanden, viele Gerichte gibt es in dieser Form nur in Singapur.
Wie sieht für Dich das perfekte Drei-Gänge-Menü in Singapur aus?
Also wenn man in einem Hawker Center isst, dann würde ich mit "Rojak" anfangen. Das ist ein Salat aus Gemüse und tropischen Früchten – zum Beispiel Gurken, Ananas, Kürbis oder Sprossen. Diese Zutaten werden in einer köstlichen Soße serviert, die aus Garnelenpaste, Chilisauce, Limettensaft und Zucker gemacht wird. Sie ist herzhaft, süß und etwas scharf zugleich. "Rojak" ist für mich die perfekte Vorspeise.
Als Hauptgericht empfehle ich "Singapore Chicken Rice". Ein simples Gericht aus Huhn und Reis, das in Singapur sehr beliebt ist. Das Besondere: das Hühnerfleisch ist extrem zart und hat eine leichte Süße. Einfach fantastisch!
Bei der Nachspeise rate ich zu "Putu Piring", (siehe auch Video) ein sehr traditioneller, malaiischer Snack. Es ist ein fluffiger, kleiner Reiskuchen gefüllt mir karamellisiertem Palmzucker. Über den Kuchen werden dann noch Kokosraspeln gestreut. Für mich die perfekte Speise, um ein Menü zu beenden.
Die Foodblogger-Szene scheint in Singapur ziemlich groß. Warum ist das so?
Ganz einfach: Die Singapurer sind verrückt nach gutem Essen. Das ist kein Vorurteil. Wir essen praktisch 24-Stunden am Tag. Überall wo Du hingehst, wirst Du jemanden sehen, der gerade isst – egal ob es Mitternacht oder 6 Uhr morgens ist. Wie ich eingangs sagte, ist unsere Küche ziemlich außergewöhnlich und in dieser Form nirgendwo auf der Welt zu finden. Ich glaube, deshalb lieben wir einfach unser Essen, und wir mögen es darüber zu reden – und bloggen ist ja im Prinzip nichts anderes.