Wenn der Refrain ertönt, summen Popfans auf der ganzen Welt gleich mit. „Galway Girl“ von Ed Sheeran ist ein Hit. Die dort besungene Kleinstadt an der Westküste Irlands kennen dagegen nur wenige. Doch das wird sich bald ändern; schließlich teilt sich Galway 2020 mit dem kroatischen Rijeka den Titel Kulturhauptstadt Europas.
Inmitten dieser satten grünen Hügellandschaft, direkt an der über 2600 Kilometer langen Küstenstraße Wild Atlantic Way liegt dieser quirlige Ort, dem der Popstar Sheeran eine Hymne schrieb.
In Galway gibt der Fluss Corrib den Takt vor
Lediglich 15 Kilometer misst der Fluss Corrib und zählt damit zu den kürzesten seiner Art in Europa. Doch das ändert nichts an seiner Stärke: fischreich und besonders reißend präsentiert er sich nach starken Regenfällen. An der Mündung des Corrib in die Galway Bay, sind gut 80.000 Einwohner zuhause. Ein Viertel davon sind Studenten.
Kleine Kopfsteinpflaster-Gassen, bunt getünchte Häuser und viele kleine Pubs, aus denen traditionelle irische Musik ertönt. Kein Tag vergeht, an dem in Galway nicht Flöte und Fiddle erklingen; auch auf der Straße wird gern performt. Folk Music gehört zu Galway wie das Pint nach Feierabend. In der Shop Street unterhielt auch Sheeran schon die Passanten. Doch das war lange bevor der Brite berühmt, und Galway als Kulturhauptstadt gehandelt wurde.
Die Sprache der Gaeltacht-Region und Galways
Galway is craic! Craic, das ist Gälisch und bedeutet so viel wie Spaß! Irisch ist erste Amtssprache und in weiten Teilen der Grünen Insel steht sie lediglich auf Straßenschildern und in Gesetzen. Fließend gesprochen wird sie dagegen in den Gaeltacht-Regionen, die vor allem im äußersten Westen Irlands zu finden sind. Auch Galway ist Gaeltacht-Gebiet.
Wer tiefer eintauchen will in diese Sprache besucht das An Taibhdhearc, das irischsprachige Nationaltheater. Auswärtige müssen aber erst einen Sprachkurs besuchen, um den Namen überhaupt auszusprechen. Bis es so weit ist, funktioniert die Verständigung einwandfrei in Englisch.
Galway: Irlands Festival- und Europas Kulturhauptstadt
Nicht ganz so speziell, aber dafür ein absoluter Besucherliebling sind die vielen Festivals, die Galway so besonders machen. Von Auster, über Film bis hin zu Kunst und Literatur ist alles dabei. Kein Monat, an dem hier nicht irgendetwas los ist. Wer es lieber sportlicher mag, kann Gaelic Football, eine Mischung aus Rugby und Fußball oder Hurling, diese keltische Mischung aus Hockey, Rugby und Baseball, anschauen.
Auch immer wieder ein großes Ereignis ist das alljährliche Galway Races, das Pferderennen. Wer Windhunde mag, kann im Galway Greyhound Stadium zuschauen, wie die besten Freunde des Menschen hinterm falschen Hasen hinterhersausen als gäbe es morgen keine mehr.
Die Sehenswürdigkeiten von Galway
Wer lieber selber läuft, kann Galway bequem und gut zu Fuß erkunden und sollte diese Sehenswürdigkeiten nicht verpassen:
- Das Galway City Museum lohnt für einen Überblick in die Stadtgeschichte. Zu den Höhepunkten des Museums zählen unter anderem der Galway Hooker, das traditionelle Segelschiff sowie Silberarbeiten Great Mace aus dem 18. Jahrhundert. Zum Kulturhauptstadtjahr erhält das Haus ein neues interaktives Museum im Comerford House und wird in Atlantic Museum Galway umbenannt. Das Museum liegt gleich neben der Spanish Arch. Dieser mittelalterliche Torbogen diente einst als Eingangstor für Schiffe, die vor allem Waren und Wein aus Spanien und Frankreich brachten.
- Die 1320 in Galway errichteteCollegiate Church of St. Nicholas of Myra ist Irlands größte und ständig genutzte mittelalterliche Pfarrkirche. Grabstätten der mächtigsten Clans von Galway sind in den Boden der Kirche eingelassen. Das älteste Grab ist das des Kreuzritters Adam Bures aus dem 13. Jahrhundert.
- Das Lynch’s Castle an der Abbeygate Street/Ecke Shop Street war das Wohnhaus des gleichnamigen Clans. Der größte Teil des Herrenhauses wurde im 16. Jahrhundert erbaut. Die Familie Lynch war eine der mächtigsten der einst 14 herrschenden anglo-normannischen Stämme, der sogenannten Tribes. An der Fassade des vierstöckigen Hauses in Galway sind Wasserspeier aus Stein und Familienwappen zu bewundern.
- Der zentrale Platz von Galway ist der Eyre Square oder der Kennedy Garden, eine Grünfläche mit Skulpturen und kleinen Fußwegen.
- Im Sommer lohnt ein Stopp an der Salmon Weir Bridge, der Lachsleiter. Wenn die Fische zum Laichen flussaufwärts ziehen überwinden sie dieses Wehr.
- Für einen kleineren Spaziergang entlang der Galway Bay eignet sich die drei Kilometer lange Promenade, die Salthill-Promenade, die am gleichnamigen Strand endet. Salthill mit seinen bunten Häuser, Bars, Restaurants und Hotels gehört zum Stadtteil Claddagh. Unterhalb vom Zentrum wohnten früher die Fischer.
- Das Claddagh Arts Centre&Katie’s Cottage Museum ist ein Mix aus Freilichtmuseum, Gemeindezentrum, Design- und Teestube und ebenfalls einen Besuch wert.
Ein Schmuckstück aus Galway: der Claddagh-Ring
Ein beliebtes Mitbringsel aus Galway ist der Claddagh-Ring. Dieser zeigt zwei Hände, die ein Herz mit einer Krone halten. Thomas Dillon’s Claddagh Gold Juwelier ist der älteste Juwelier von Galway und seit 1750 ansässig. In dem Laden versteckt sich auch ein kleines Museum, zu dessen Höhepunkten ein Miniaturmodell des beliebten Ringes zählt.
Um die Entstehung des Schmuckstücks kursieren viele Geschichten, eindeutig ist die Symbolik: Das Herz symbolisiert Liebe, die Hände Freundschaft und die Krone Treue. Zeigt die Herzspitze vom Träger weg, ist der Träger auf der Suche nach einem Partner, weist das Herz hingegen zum Träger, ist er bereits vergeben. Ring hin oder her.

Eine Nacht in den Pubs der Stadt ist Pflicht
Wenn Schmuck nicht so Ihr Ding ist, dann bringen Sie sich einfach wundervolle Erinnerungen aus Galway mit! Einen Großteil davon können Sie in den Pubs der Stadt sammeln, denn hier ist die irische Lebensfreude und Gastfreundschaft zuhause. Wer alle Pubs von Galway kennenlernen will, muss länger bleiben. Alle anderen, sollten diese Pubs in Galway zumindest nicht verpassen:
- The Kings Head: Ohne einen Besuch von The Kings Head hat man Galway nicht gesehen. Das Pub-Urgestein ist seit 1649 vor Ort. Zum selbst gebrauten Ale gibt es Kultur-Programm sowie jeden Abend Livemusik.
- Tigh Neachtain’s: Seit 1894 vor Ort und mitten im Zentrum von Galway liegt dieser Treffpunkt für Einheimische, Irish Folk Liebhaber und Touristen. Manche sagen, er ist DER Talentschuppen von Galway. Weiterer Pluspunkt: eine gute Auswahl an Whiskey und Craft Beer
- Murphy's Bar: Simpel und gut, das ist dieser Pub in der 9 High Street. Die Einrichtung ist schnörkellos und unspektakulär, aber dafür werden Einheimischen mit Namen begrüßt – und der Schaum auf dem Stout ist auch immer schön cremig.
- Salt House Bar: Lust auf ein Chai Milk Stout, ein Schokoladenmilch-Stout? Dieser Pub führt solche exotischen Biermischungen. Er gehört zur lokalen Brauerei, der Galway Bay Brewery. Wem das doch nicht zusagt, der kann auf 22 andere Craft Beers oder 150 Flaschenbiere aus aller Welt ausweichen.
- O'Connor's in Salthill: Wer ein Foto von der Geige aus dem Ed Sheeran Musikvideo „Galway Girl“ haben will, muss nach Salthill ins O'Connor's. Gegründet wurde der traditionelle Pub in Galway 1845. Gut auf den Kopf aufpassen; unter der Decke baumeln allerlei alte Gegenstände wie Gaslichter, landwirtschaftliche Geräte oder Geschirr. Wer sich von den vielen Kuriositäten nicht ablenken lässt, staunt nicht schlecht über die Bands und das bunt gemischte Publikum, und das ist, wie es sich für einen irischen Pub gehört, zwischen 21 und 101 Jahre alt.
Kylemore Abbey: Empfehlenswerter Tagesausflug von Galway

Wer es schafft, sich aus den Pubs von Galway loszureißen, sollte eine Wanderung in das westliche Hinterland von Galway unternehmen. Die Region Connemara ist dünn besiedelt, besitzt beeindruckende Gebirgszüge, wunderschöne Seen und sumpfige Torfmoore.
Eine der großen Sehenswürdigkeit der Region ist Kylemore Abbey, das gut eine Autostunde von Galway entfernt liegt. Dieses von einem See umgarnte neogotische Märchenschloss mit seinen vielen Zinnen und Türmchen ließ der englische Geschäftsmann Mitchell Henry 1867 für seine Frau errichten. Nach dem Ersten Weltkrieg zogen Benediktinernonnen ein. Der viktorianische Garten, die neogotische Kirche und das Café sind allemal einen Tagesausflug wert.