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C02-arm und autofrei
Mittlerweile fliegt es oft mit in den Urlaub: das schlechte Gewissen. Schließlich weiß man als Reisender, dass pro Flug eine immense Menge Kohlendioxid freigesetzt wird und der ökologische Fußabdruck mit jedem Kilometer größer wird. Konsequent wäre es natürlich, komplett auf das Reisen zu verzichten, aber ein vollkommen asketisches Leben ist vielleicht auch keine Lösung. Glücklicherweise können Reisende gute Kompromisse eingehen: In den Urlaub fahren und trotzdem die Öko-Bilanz im Blick haben. Viele Anbieter haben "grünes Reisen" im Programm.
"Seit etwa einem Jahr merken wir den Zuwachs. Die Nachfrage wuchs 2007 um den Faktor fünf", bestätigt der Geschäftsführer von atmosfair (www.atmosfair.de) Dr. Dietrich Brockhagen. atmosfair ist der Platzhirsch unter den nachhaltigen Angeboten für Reisende. Pro Flug können Urlauber Geld in ein Klimaschutz-Projekt investieren, um schädliche CO2-Emissionen auf dem Transport zum Ferienort zu kompensieren. Von den freiwilligen Spenden werden etwa C02-arme Biomassekraftwerke in Indien gebaut und effiziente Brennholzkocher in Nigeria finanziert, um der Abholzung und damit einhergehenden Versteppung entgegenzuwirken. Unumstritten ist die Emissionshandels-Idee von atmosfair allerdings nicht. Kritiker meinen, es wäre moderner Ablasshandel, das Freikaufen vom schlechten Gewissen, andere sehen das Kompensationsgeschäft als Schritt in die richtige Richtung – der jedoch sehr klein ausfällt. Denn zwischen gesellschaftsfähigem Umweltbewusstsein und Wirklichkeit klafft eine Riesenlücke: "Die Leute sagen in Umfragen, dass sie etwas Gutes tun wollen – machen es aber nicht", sagt Brockhagen, "Nur ein Prozent aller Reisenden beteiligt sich bisher bei atmosfair."
Trotzdem gibt es immer mehr Anbieter für CO2-Handel auf dem Markt. Darunter "greenmiles" (www.greenmiles.de), "PrimaKlima-weltweit" (www.prima-klima-weltweit.de) und "My Climate" (www.myclimate.org), die zum Teil auch Autoreisenden Kompensationsdeals für gefahrene Kilometer anbieten. Bei CO2OL (www.co2ol.de) lässt sich sogar das gesamte Leben von Reisen über Wohnen bis Einkaufen klimaneutral ausgleichen.
Aber nicht nur die umweltfreundliche Anreise liegt im Trend, auch vor Ort zeigt die Marschrichtung ins Grüne. Bestes Beispiel ist der Ort Werfenweng (www.werfenweng.org) im Salzburger Land in Österreich. "Samo" heißt das Konzept, steht für "sanfte Mobilität" und bedeutet: Urlaub vom Auto. Der Autoschlüssel wird am Empfang abgegeben, mobil sind Gäste durch eine Reihe von Fahrzeugen wie Shuttle-Taxis, Go-Karts und Elektro-Scootern. Die Urlaubswochen mit Klimaneutralität kommen gut an, seit 1998 hat sich die Besucherzahl von 160 000 auf 200 000 erhöht. Auch andere Ferienregionen werben mit Nachhaltigkeit: Im Schwarzwald etwa kommen Gäste in den Genuss von Konus: "Kostenfreie Nutzung des öffentlichen Nahverkehrs für Schwarzwaldurlauber".
Selbst am Abend muss mit Grün nicht Schluss sein. So gibt es in einigen Städten bereits Öko-Diskos. Im "Temple Nightclub" in San Francisco beispielsweise (www.templesf.com) werden Küchenabfälle zu Bio-Diesel umgewandelt und im "Butterfly Social Club" in Chicago (www.butterflysocialclub.com) nur Bio-Getränke und Fair-Trade-Bier ausgeschenkt. Die bisher grünste Bilanz für Nachtschwärmer hat jedoch der nachhaltige Nachtclub "Watt" (www.watt-rotterdam.nl) in Rotterdam, der vor wenigen Wochen eröffnete. Hier sorgt jeder Gast für seine eigene Öko-Bilanz. Er muss nur tanzen – und generiert dadurch Energie. Möglicherweise ist dies der Beginn eines neuen Trends: Tanzen fürs Klima.
Tipps zum ökologischen Reisen
Die Verbraucher Initiative (www.verbraucher.org) gibt Tipps, wie man sich auf Pauschal- und Individualreisen ökologisch bewusst verhält:
Weitere Tipps zum bewussten Reisen gibt www.reisekompass-online.de. Entwickelt wurde der Kompass von der Verbraucher Initiative, WWF und VCD.