GEO.de: Was sollte in einer guten Reiseapotheke unbedingt zu finden sein?
Dr. Tomas Jelinek: Es sollten Medikamente vorhanden sein, die die wichtigsten Beschwerden abdecken. Das sind Schmerzen, Wunden, Durchfall und Hautprobleme. Natürlich hängt die exakte Zusammenstellung der Reiseapotheke von den Aktivitäten des Urlaubers und der jeweiligen Destination ab. In einigen Fällen empfehlen wir, vorsorglich neben den zugänglichen Medikamenten auch verschreibungspflichtige Antibiotika einzupacken.
Wer sollte die Reiseapotheke zusammenstellen?
In jedem Fall sollten Sie mit jemanden reden, der sich damit auskennt. Beschreiben Sie konkret das Reiseziel und Ihre geplanten Aktivitäten, der Experte wird Sie entsprechend beraten können. Reisemediziner in Ihrer Nähe finden Sie über die Suche auf der Webseite des Centrums für Reisemedizin. Die postleitzahlgesteuerte Suche ist die aktuellste in Deutschland und hat alle Tropeninstitute, Reisemediziner sowie kompetente Apotheken verzeichnet.
Wo sollte die Reiseapotheke aufbewahrt werden?
Bei jemandem, der gesund ist, kann die Reiseapotheke bedenkenlos in den Koffer. Ist man aber auf regelmäßige Medikamente angewiesen, beispielsweise Diabetesmittel, gilt es, diese unbedingt am Körper oder im Handgepäck aufzubewahren.
Was sollte man beim Kauf von Medikamenten für die Reiseapotheke beachten?
Bei einer kompetenten Beratung wird darauf im Detail eingegangen. Wichtig zu wissen ist, dass in einigen Ländern, vor allem im asiatischen oder afrikanischen Raum, viele Fälschungen verkauft werden. Medikamente, die Ihnen für die Reise empfohlen werden, sollten Sie deshalb unbedingt in Deutschland kaufen. Außerdem gibt es einige weitere Details zu beachten: Kein Mediziner würde Ihnen beispielsweise Zäpfchen für eine Tropenreise empfehlen; sie würden die Hitze nicht überstehen.
Welche Impfungen empfehlen Sie jedem Reisenden?
Pauschal kann man sagen, dass eine anstehende Reise immer ein guter Anlass ist, um die Basisimpfungen zu überprüfen und gegebenenfalls aufzufrischen. Zumal Sie auf Reisen deutlich gefährdeter für auftretende Krankheiten sind. Ich empfehle außerdem jedem die Impfung gegen die infektiöse Gelbsucht, also Hepatitis A.
Wer gern auf einfache Nahrungsmittel zurückgreift, sollte sich zusätzlich gegen Typhus impfen lassen. Weitere Empfehlungen sind abhängig vom Reiseziel. Für viele Regionen Asiens spreche ich mich beispielsweise für die Impfung gegen die Japanische Enzephalitis aus, eine gefährliche Virus-Erkrankung.
Was raten Sie Urlaubern vor dem Antritt einer Fernreise?
Ich würde mir wünschen, dass sich jeder Reisende ausführlich beraten lässt. Allein die Informationen sind auf Reisen schon die halbe Miete. Sofern es keine ausgiebige Beratung gab, sollten Sie sich zumindest auf die drei bekanntesten Krankheitsbilder vorbereiten. Das sind Mückenstiche, Sonnenbrand und Durchfallerkrankungen.
Und wie sollte diese Vorbereitung genau aussehen?
Zuerst kommt der Schutz, dann die medikamentöse Reaktion. Um gar nicht erst von Mücken gestochen zu werden, kann auf so genannte Repellentien, Mückenschutzmittel, zurückgegriffen werden. Der Inhaltsstoff Deet besitzt Goldstandard und hat sich als bestes Mittel etabliert; er wehrt Mücken ab.
Sollte es zu einem Stich gekommen sein, kann in Form einer Hydrocortison-Salbe der Juckreiz gestillt werden. Im letzten Schritt sollte die Wundstelle desinfiziert werden, um eine Entzündung zu vermeiden. Ähnlich lässt sich das auf Sonnenbrände anwenden: Will ich gar nicht erst einen bekommen, schütze ich mich vorher durch ausreichend Sonnenschutzcreme. Bei einer Verbrennung wendet man am besten kühlendes Fenistil an, bei schwerwiegenden Fällen empfehle ich die Einnahme von schmerzstillenden Mitteln wie Paracetamol.
Durchfall gilt als die häufigste Erkrankung auf Reisen. Wie kann ich sie vermeiden oder gegebenenfalls behandeln?
Auslöser ist meist mangelnde Hygiene oder Ernährung. Das bekannte Motto “Koch es, schäl es oder lass es" sollte immer befolgt werden. Je nach Destination empfehle ich zudem eine neue Cholera-Impfung aus Schweden. Sie reduziert das Durchfallrisiko um die Hälfte - ein charmanter Nebeneffekt. Welche Behandlung bei Eintreten der Erkrankung nötig ist, hängt ganz von der Ursache: Bei Unsicherheiten fragen Sie in der Apotheke oder beim Arzt nach.
Was soll ich tun, wenn es auf Reisen zu einer Erkrankung kommt, auf die ich nicht vorbereitet bin?
Mit einem Arzt sind Sie auch im Ausland gut beraten, ansonsten wenden Sie sich an Apotheken. Allerdings mit Bedacht: Bei einem unserer letzten Tests im südostasiatischen Raum haben wir Malariamittel und Antibiotika getestet: 60 Prozent aller Mittel waren gefälscht - ein katastrophales Ergebnis.
Beratungsstellen für Reisemedizin
Von Ärzten, über Apotheken bis hin zu Gelbfieber-Impfungen - die Internetseite vom CRM Centrum für Reisemedizin informiert auch über Beratungsstellen (www.crm.de/beratungsstellen) in Ihrer Nähe.