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Ägadische Inseln, Italien
"Irgendwie kommen Sie mir bekannt vor, mein Herr." Der stoppelbärtige Wirt der Bar „Scaletta“ hat dem Mann in den schwarzen Arbeitshosen einen Espresso auf den Tresen gestellt. Der bläst den Rauch seiner Zigarette in Richtung Rauchverbotsschild. "Haben wir uns nicht schon mal gesehen?" Der Kunde grinst. "Vielleicht auf Marettimo?" Jetzt grinst auch der Wirt. Ein kleiner Scherz unter Einheimischen. Nur 150 ständige Bewohner hat die westlichste der drei Ägadischen Inseln, die neben der sizilianischen Westküste im Meer liegen wie ein paar Brösel am Tellerrand. Marettimo ist am weitesten draußen. Wir steigen in Trapani auf Sizilien ins Tragflügelboot und legen zunächst in Levanzo an, der kleinsten der Inseln. Im Hafendorf leben noch erheblich weniger Menschen als in Marettimo, aber "weil alle seit Jahren verfeindet sind und nicht miteinander sprechen, ist es da sehr still. Ideal, wenn man seine Ruhe haben will", hatte der Taxifahrer in Trapani gewitzelt.
Ein halbes Schiffsstündchen später: Favignana, die größte der Ägaden. Mit rund 4000 Bewohnern, Fischerbooten, einer Tankstelle, die nachts schimmert wie ein Raumschiff, und dem "Circolo di Caccia e Pesca", in dessen Vereinslokal alte Männer unter Jagddrucken Zeitung lesen. Hier steigen fast alle Passagiere aus. Tagestouristen sind darunter, die diese flache Insel in ein paar Stunden mit dem Leihrad abfahren. Ein entspanntes Gleiten über stille Sträßchen, vorbei an grasenden Schafsfamilien und stillgelegten Tuffsteinbrüchen, in denen die Favignaner heute Gemüse anbauen. Lieblingsziel sind die Felsbuchten, in denen das Wasser oft so kräftig türkis leuchtet, dass selbst die Unterseiten der Möwenflügel noch die Farbe spiegeln. Wir bleiben diesmal noch auf dem Schiff. Erst als der Wind zunimmt und die See rauer wird, taucht Marettimo hinter den gischtverspritzten Fenstern auf. Eine massige dunkle Silhouette, fast durchgehend hunderte Meter hoch. Doch bedrohlich wirkt Marettimo nur aus der Ferne. Kaum steht man an Land, verkehrt sich die Empfindung in ihr Gegenteil, in das Gefühl puppenstubenhafter Geborgenheit. Im Ort drängen sich die Häuser so dicht aneinander, als hätte ein Magnet sie zusammengezogen. Schlichte weiße Würfelhäuser mit blau lackierten Türen und Fensterläden, wie im nur 140 Kilometer entfernten Tunesien. Auf den Flachdächern sitzen Wassertanks, in den Haustüren Frauen auf Schemeln, die buonasera wünschen. Es gibt eine Post, einen Bäcker, eine Schmuckboutique, den psychologischen Beratungsdienst und natürlich die Kirche. Was fehlt zum Glück? Offenbar nichts. "Es geht uns gut", sagt der dicke Fischer in der neonfarbenen Latzhose, der Rotbarben an der Mole schuppt. "Und im Sommer kommt ja ihr Touristen. Dann schippern wir euch um die Insel, zu den einsamen Buchten und Grotten."
Mit den Ausflugsbooten ist man in gut zwei Stunden um die Insel herum. Autos gibt es keine, weil die einzige Straße nur einmal durch den Ort führt, vom Friedhof mit Meerblick zum Ferienhaus des Zahnarztes aus Palermo. Man könnte einen der dunklen Esel mieten, die in den blühenden Wiesen herumstehen. Doch am besten läuft man einfach zu Fuß. Vor allem die südöstliche Küste, die über dem Ort steil nach oben wächst, zeigt ein herrliches Stück Meeresgebirge, bewachsen mit duftender Macchia und einem Wald, in dem Hirsche und Muflons leben. Marettimos perfekt gepflegte und markierte Wanderwege würden selbst den Deutschen Alpenverein beschämen. Und wer erst einmal das uralte byzantinische Kirchlein erreicht hat, in dem sich hinter dem Altar kein Bild, sondern ein Fenster befindet, ausgefüllt mit dem tiefen Blau des Meeres, der will sowieso nie wieder weg.
Infos zu den Ägadischen Inseln
Anreise: Die meisten Fähren legen von Trapani auf Sizilien zu den Ägadischen Inseln ab. Je nach Destination gibt es bis zu 12 Verbindungen täglich.
Adressen zum Wohnen
Marettimo Residence Niedlich eingerichtete und nachhaltig erbaute Apartments. Blaue Fensterläden, Korbmöbel, große Modellschiffe. Im Garten duftet es süß nach Süden, auf den herrlichen Terrassen verdöste ich die heißesten Stunden. Großartig für Familien.
Nido del Pellegrino Spektakulär aussichtsreich auf den Klippen gelegen, shabbychic eingerichtete Apartmentanlage auf Favignana.

Islas Cíes, Spanien
Nicht gerade sanft dieser Weckruf. Ein langgezogenes "graou, graou, graou" reißt mich aus den Träumen. Ich greife nach dem Reißverschluss der Zeltplane. Wie ein Bühnenvorhang öffnet sie sich für ein Schauspiel von überwältigender Schönheit: Eine Möwe hebt ab mit lautem Flügelschlag, die Sonne ist gerade erst über dem tiefblauem Meer aufgegangen, wirft ihre Strahlen auf einen weißen Strand. Guten Morgen auf den Islas Cíes! Ein Stück Südsee im rauen Nordwesten Spaniens, 14 Kilometer vor der Küste Galiciens, mit Klippen auf der West- und weiten Sandstränden an der Ostseite. Eine Art Paradiesfiliale, die unter strengem Schutz steht: Die einzige Unterkunft, der "Camping Islas Ciés", nimmt höchstens 800 Gäste auf. Die bekommen, statt Luxus, eine Fünf-Sterne-Natur: Vorm Zeltplatz erstreckt sich die Bucht Rodas, vom britischen "Guardian" zum schönsten Strand der Welt gekürt. Wanderwege führen durch Pinien- und Eukalyptuswälder zu Klippen. Beim Blick hinab auf den Atlantik kann einem schwindelig werden. Ich schlappe erst einmal zu den Duschen im verblichenen Achtzigerjahre-Charme. Münzen fürs Warmwasser nicht vergessen! Dann zum Frühstück ins Restaurant des Zeltplatzes. "Cuidado con las gaviotas!" steht da auf einem Schild. "Achten Sie auf die Möwen!" Die schnappen Gästen nämlich das Brot weg. "Es sind ja schließlich deren Inseln", sagt Vicente Piorno und lacht. Als Veterinärbiologe ist er im Nationalpark Islas Atlánticas de Galicia für die Seevögel zuständig. Im Winter behaupten sie ihr Reich für sich, an Ostern und von Juni bis September dürfen auch Menschen in der Sonne brüten, höchstens 2000 pro Tag, Camper und Tagesgäste zusammengerechnet.
Die Mehrheitsverhältnisse bleiben eindeutig - auf einen Besucher kommen zehn Möwen, dazu Wanderfalken, Sturmschwalben und Kormorane. Zum Cíes-Archipel gehört die unbewohnte Isla de San Martiño, deren karibischen Strand man mit dem Kajak ansteuern darf. Daneben ragen, wie Geschwister, die Campingplatz-Insel Isla del Faro aus dem Meer, verbunden durch einen schützenden Steg vor einer Lagune, die so klar und fischreich wie ein Aquarium ist, und die Isla de Monteagudo. Bei Ebbe sieht man sie zum Greifen nah – die Dicklippige Meeräsche, die Zweibindenbrasse, sogar Aale und Tintenfische. Langsam groove ich mich auf den Rhythmus der Inseln ein, den Sonnenauf- und -untergang bestimmen, das erste und letzte Fährboot, das Kommen und Gehen der Tagesausflügler. Beherzt ins klare, nie mehr als 20 Grad kalte Meer springen. Zum Leuchtturm hinaufsteigen, der den Felsen überragt. Am Alto do Principe Vogelkolonien in den steil abfallenden Klippen beobachten. Dann in die windgeschützte Praia de Nosa Senõra wechseln und im alten San-Esteban-Kloster auf Schautafeln die Geschichte studieren: Römer, Mönche und Freibeuter hinterließen Spuren; Dauergäste blieben nur die Vögel.
Zum Sonnenuntergang trifft man sich auf dem Steg der Lagune. Der ist noch spektakulärer als der Aufgang, wenn der Feuerball in einer Felskulisse im Atlantik versinkt. Dann geht’s ins Restaurant, wo Oktopus als pulpo a la gallega serviert wird, mit Paprika, Meersalz und Olivenöl. Aus der Bar schallt der Ohrwurm "Hotel California": "You can check out anytime you like, but you can never leave!" Doch, man muss sogar. Länger als eine Woche darf kein Besucher bleiben. So schnell vergessen wird er diese Inseln aber nicht.
Infos zu den Islas Cíes
Anreise: Flüge nach Vigo, Porto oder Santiago de Compostela. Die Fähren verkehren von Vigo, Baiona und Cangas auf die Inseln.
Gute Schlafmöglichkeit
Camping Islas Cíes Mitten in der wunderschönen Naturkulisse gelegen. Es gibt bereits aufgeschlagene Mietzelte vor Ort mit Bettlaken und Kopfkissenbezug.

Skaftö, Schweden
Nur 20 Minuten, und wir wähnen uns mitten in der schwedischen Traumfabrik. Länger braucht das kleine Fährschiff nicht, um uns vor der Kulisse eines wolkenlosen Sommertags von Lysekil in Västra Götaland nach Skaftö zu bringen. Glaubt man den Fans einer populären schwedischen TV-Serie, ist sie von allen Schären die schönste. "Saltön" erzählt vom Leben auf einer fiktiven Insel, gedreht wurde auf Skaftö, 110 Kilometer nördlich von Göteborg. "Saltkrokan für Erwachsene", schrieb ein Kritiker. Für Besucher ist so eine Bemerkung natürlich ein Versprechen. Was macht Skaftö denn so einzigartig, frage ich meine Zufallsbekanntschaft Nils Härd af Segerstad, 69, auf der Überfahrt. Idyllisch sind die Schären doch alle. Er blickt aufs Wasser in dieses vielbesungene Sommerlicht hinein, das das Blau des Himmels immer noch ein bisschen blauer, die Luft ein wenig klarer und die roten Holzhäuser, die langsam näher kommen, noch eine Spur unwirklicher erscheinen lässt. "Vielleicht ist es ihre stille Eleganz und Würde, mit der sie ihre Gäste in die Kindheit entführt", antwortet der zwei Meter große Stockholmer schließlich.
Tatsächlich muss man selbst in Schweden lange suchen, um solch einen märchenhaften Dreiklang aus Meer, sattgrüner Natur und bunter Besiedlung in zu finden. Auf Skaftö sind erstaunlich viele alte Fischerhäuser und Kapitänsvillen erhalten, so nah beieinander gebaut, als wollten sie sich gegenseitig stützen. Seit mehr als 60 Sommern reist Segerstad nach Skaftö. "Bevor ich auf mein Rad steige und langsam über die Insel bis nach Grundsund fahre, trinke ich auf der Terrasse des Gullmarsstrand Hotel einen Beeren-Cider und genieße meine kleine persönliche Zeitreise." Härds Augen leuchten beim Abschied. Auch ich radle los. Im Hafen von Fiskebäckskil im Norden schrubben zwei junge Frauen das Deck des Segelschoners "Kvartsita", eines Schiffs mit Patina, Baujahr 1945, das in die heitere Fünfzigerjahre-Atmosphäre passt. Am Strand tobt Niklas mit seinen drei Söhnen Julian, Adrian und Leander über den Sand. Jetzt bin auch ich in der Kindheit angekommen, und zwar in meiner. Die flachsblonden Michel-Doubles erinnern mich an meine Astrid-Lindgren-Prägung: Lönneberga. Bullerbü. Saltkrokan. Als ich den historischen Fischerort Grundsund erreiche, besuche ich einen der berühmtesten "Saltön"-Schauplätze: Die Taverne "Little Dog" , die im wahren Leben "Pelles" heißt und wie hingemalt direkt am Kai steht. Ich bestelle frische Rotzunge und tauche, während Kajaks vorbeigleiten, die Füße ins Wasser. Ein ganz normaler Bilderbuchtag an einem ganz normalen Bilderbuchort.
Infos zu Skaftö
Anreise: Von Lysekil, 130 Kilometer nördlich von Göteborg, mit der Fähre oder per Auto sowie Bus über die Brücke aus dem nahen Bokenäs.
Gute Adressen zum Wohnen und Essen
Skaftö Vandrarhem Einfache Unterbringung in rustikalen Zimmern.
Gullmarsstrand Hotell Modernes Boutiquehotel direkt am Wasser. So sieht es aus, wenn Schweden auf die Hamptons trifft.
Brygghuset Prima Lage, Holzhalle mit offener Showküche. Wenig erstaunlich, aber frisch und gut: Fisch. Fisch. Und noch mehr Fisch.

Wolin, Polen
Irgendwo dort muss der Schatz stecken, bedeckt von Moos, Farnen und Gräsern. Verborgen unter den Wurzeln turmhoher Buchen. Oder gar versunken im Gardno-See, der wie ein dunkles Auge mit Wimpern aus Schilf zum Himmel emporblickt. Hier, im Herzen der Ostseeinsel, soll sie versteckt liegen, die Beute der Seeräuberin Stina, der Gefährtin von Klaus Störtebeker. Wie ein auf dem Kopf stehendes Dreieck, rund 35 Kilometer lang und zwischen drei und 20 Kilometer breit, dehnt sich die größte polnische Insel aus. Wenige hundert Meter trennen sie von Usedom. Beide werden von der Pommerschen Bucht und dem Stettiner Haff umspült, getrennt nur vom Fluss Swine. Im Norden erhebt sich die Steilküste fast 100 Meter über der Ostsee, umrahmt von Sandstränden. Landeinwärts bedecken Hundsrosen und Heidelbeeren sanfte Moränenhügel. In uralten Wäldern mischt sich die salzige Luft mit dem Duft von Laub, in den Seen tauchen Fischotter nach Beute. Mitten im Grün begegne ich "Poznaniak", einem braunen Riesen mit Buckel und fransigem Bart. Träge zermalmt er Gras. Das Gehege, in dem das Wisent und seine Artgenossen leben, gehört zum Nationalpark Wolin, der rund ein Drittel der Insel einnimmt. Dort züchtet man die nahezu ausgestorbenen Giganten nach und versucht sie in Polen neu zu beheimaten. Vom Gehege ist es nur ein kurzer Spaziergang zum Seebad Miedzyzdroje, einer ganz anderen Welt.
Schönheiten klackern auf hohen Absätzen an Jugendstilvillen vorbei, an Neubauten und vereinzelten sozialistischen Betonblöcken. Kinder lassen Steine von der Seebrücke ins Meer plumpsen. Polnische Stars haben nach dem Vorbild Hollywoods im Pflaster der vier Kilometer langen Strandpromenade bronzene Handabdrücke hinterlassen. Mir ist hier ein wenig zu viel los. Deshalb fahre ich zum südwestlichsten Zipfel, wo dutzende Inselchen und Sandbänke wie ein Flickenteppich aus Wasser und Land ins Haff vordringen. Mehr als 200 Vogelarten gibt es rund um Wolin: Seggenrohrsänger, deren Schnarren in der Dämmerung über das Haff schallt, Kraniche, Schwarzstörche, Alpenstrandläufer, Zwergschnäpper, kaum größer als Zaunkönige, und Seeadler mit einer Spannweite von mehr als zwei Metern. Ich muss mir eine Hand vor die Augen halten, damit mich die Sonne nicht so blendet. Dort, wo ihre Strahlen das Wasser treffen, glitzert und funkelt es. Fast so, als verberge sich darunter ein Schatz aus Gold und Diamanten.
Infos zu Wolin
Anreise: Es fahren kostenlose Fähren von Usedom nach Wolin.
Die besten Adressen zum Wohnen
Campingplatz Tramp Pittoresk von Wald und Dünen umrahmt liegt der Campingplatz Tramp.
Villa Park Skandinavischer Touch, ausgezeichnete Küche und ein Spa offeriert diese Unterkunft.
Amber Baltic Ein nettes Vier-Sterne-Haus am Strand.

Vis, Kroatien
Das Erste, was ich von Senko Karuza sehe, ist ein Schnorchel. Dann entsteigt ein Hüne mit Harpune dem Meer, das an den Karstküsten der dalmatinischen Adria-Insel dieses unnachahmliche Türkis trägt. Wie ein nasser Hund schüttelt Senko die graue Mähne und ruft: "Wollt ihr zu mir?" Unbedingt wollen wir zu ihm, dem Schriftsteller, Fischer und Koch-Genie, von dem uns alle erzählt hatten. Schon die Anfahrt ist ein Abenteuer über eine Schotterpiste hinunter zur Mala-Travna-Bucht. Das letzte Stück steigen wir zwischen Kapernbüschen und Kissen wilder Löwenmäulchen hinab zu einer Handvoll windschiefer Steinhäuser über dem Kieselstrand. Das äußerste gehört Karuza. Zur Begrüßung gibt es Vugava, den fruchtigen Inselweißwein. "Živjeli!", "Auf das Leben!", stoßen wir unter der Pergola an, wo er an derben Holztischen Gästen feinstes Meeresgetier und eigenes Gemüse serviert. Die knapp 17 Kilometer lange und halb so breite Insel liegt 55 Kilometer von der kroatischen und 120 von der italienischen Küste entfernt. Die strategische Lage machte Vis zum Spielball der Geschichte: griechische Kolonie, später herrschten die Römer, danach die Venezianer. Als eine Art "Gibraltar der Adria" war Vis lange umkämpft: Hier tobten Seeschlachten zwischen Franzosen, Engländern und Österreichern. Von hier verteidigte Josip Broz Tito mithilfe der Briten sein späteres Jugoslawien gegen Hitlers Wehrmacht.
Danach fiel Vis als Militärinsel in einen Tiefschlaf. "Diese Zwangsisolation", sagt Karuza, "hat all die Schönheiten und Besonderheiten wie in einem Labor konserviert." Da sind die prähistorischen Hügelgräber im Hochland, die aus dem gleichen Boden sprießen, dem junge Winzer heute wunderbare Weine wie den roten Plavac Mali abringen. Die Hauptstadt Vis ist ein Miniatur-Dubrovnik mit Fährhafen, Ruinen römischen Thermen und Dichter-Palästen aus der Renaissance. Unvermittelt stehe ich am Ende der eleganten Uferpromenade vor einer Soldatensiedlung wie in einem anderen Film. In Komiža im Westen erwarten mich ein Kastell der Serenissima und Altstadtgassen. Über viele Jahrzehnte profitierte die gesamte Insel vom Fischfang, der sich rund um das Fischerstädtchen konzentrierte. Die letzte Sardinenfabrik schloss vor 18 Jahren. Auf dem Pinienhügel über der Svitnja-Bucht erklimme ich die Festung King George III, ein Souvenir der Engländer, und lasse ich mich tags darauf staunend durch die Tunnel und Bunker des unterirdischen Militärhafens führen. "Die Jugo-Reminiszenzen sind Teil unserer Geschichte", sagt Senko und reicht Oliven und Schafskäse. Als 1989 auch auf Vis die Mauer fiel, kehrten er und ein paar Architekten-Kumpel auf die Insel ihrer Familien zurück. Seither arbeiten sie an einem sanften Tourismus. Auf Senkos Herd blubbert Fisch-Brodetto, ein dalmatinischer Eintopf aus Drachenkopf, Sardellen und Bohnen. Es duftet verheißungsvoll, doch der Dichter-Koch rät: "Geht noch eine Runde schwimmen. Wer zu mir kommt, braucht Zeit und Geduld." Erst spät am Abend verlassen wir Senkos Bucht. Ein satter Spätsommermond leuchtet uns den Weg zurück in die Wirklichkeit.
Infos zu Vis
Anreise: Flug nach Split. Von dort verkehren Autofähren bis Vis.
Wohnen und Schlemmen auf Vis
Hotel Tamaris Einfache Zimmer in einem venezianischen Palazzo der Hauptstadt.
Konoba Roki'sDas Weingut serviert auch dalmatinische Spezialitäten wie peka, gegartes Lammfleisch.