Alarmierendes Phänomen Warum sich Flüsse in entlegenen Regionen Alaskas orange färben

Orangefarbene Flüsse sind in der Brooks Range im Norden Alaskas immer häufiger anzutreffen. Die Farbe weist auf oxidiertes Eisen hin
Orangefarbene Flüsse sind in der Brooks Range im Norden Alaskas immer häufiger anzutreffen. Die Farbe weist auf oxidiertes Eisen hin
©  Josh Koch, U.S. Geological Survey
Die Flüsse im Norden Alaskas gehören zu den saubersten der Welt. Doch seit einigen Jahren verfärben sie sich in den Sommermonaten rötlich oder orange. Forschende haben den Klimawandel als Verursacher ausgemacht

Die Brooks Range, eine mehr als 1000 Kilometer lange Bergkette, die sich nördlich des Polarkreises quer durch Alaska zieht, gehört zu den entlegensten Regionen der Erde, und ihre Bäche und Flüsse zählen zu den saubersten und ursprünglichsten weltweit. Doch seit einigen Jahren beobachten Forschende ein beunruhigendes Phänomen: In den Sommermonaten, besonders im Juli und August, verfärben sich einige von ihnen rot-orange – eine Veränderung, die selbst auf Satellitenbildern zu erkennen ist.

Die Verfärbung konnte ein Forschungsteam nun in 75 Flüssen nachweisen. Das Ergebnis der Analysen, veröffentlicht im Fachblatt Nature Communications Earth & Environment: Für die gelbroten Farbnuancen ist Eisenoxid verantwortlich, besser bekannt als Rost. Daneben fand das Team auch Spuren von Kupfer, Nickel, Zink und Cadmium – Metalle, die für Wasserorganismen giftig sind.

"Wir haben eine starke Abnahme von Steinfliegen-, Eintagsfliegen- und anderen Larven festgestellt", sagt Jon O'Donnell vom National Park Service in einer Presseerklärung der Universität von Alaska. Mit den Insekten scheinen auch die größeren Lebewesen, die sich von ihnen ernähren, die betroffenen Flüsse verlassen zu haben. So sind etwa eine Forellen-Art und eine Groppen-Art aus einzelnen Flüssen komplett verschwunden. "Es ist wahrscheinlich, dass die Fische weggezogen sind", sagt O'Donnell.

Die Erderwärmung lässt jahrtausendelang gefrorenen Boden schmelzen

Das Phänomen sei zwar seit langem bekannt – neu sei allerdings das Ausmaß und die Intensität, sagt Josh Koch vom U.S. Geological Survey Alaska Science Center in Anchorage. Etwa seit 2018 beobachten Koch und seine Kollegen eine Zunahme der Verfärbungen. Neben den unmittelbaren Konsequenzen für das Ökosystem befürchten die Forschenden negative Auswirkungen auch auf die lokale Trinkwasserversorgung und Fischerei.

Die Ursache des Phänomens ist der Klimawandel: Die Arktis erwärmt sich bis zu dreimal schneller als der Rest des Globus. Mit der Folge, dass Boden, der bislang ganzjährig gefroren war – so genannter Permafrostboden – bei steigenden Temperaturen in den Sommermonaten immer tiefer auftaut. Das führt dazu, dass Metalle und Mineralien, die bislang im Untergrund des Flussbettes eingefroren waren, von Wasser gelöst werden und im Kontakt mit der Luft oxidieren.

Und so unberührte Bäche und Flüsse in lebensfeindliche Umgebungen verwandeln: In einem der untersuchten Flüsse maßen die Forschenden den pH-Wert von Zitronensaft.