Er ist ein wahrer Kraftprotz: Bis zu zwei Meter lang und fünf Zentner schwer, ist der Europäische Braunbär das größte Landraubtier unserer Breiten. Mächtig wölbt sich ein Buckel über seinen Schultern, vollgepackt mit Muskeln, die den Vorderbeinen des Allesfressers enorme Stärke verleihen.
Im Herbst heißt es für Ursus arctos vor allem: futtern, was das Zeug hält – Knollen, Früchte, Blätter, Insekten, Kleinsäuger, Hirschkälber, Aas. Bis zu drei Kilo am Tag legen die bärenhungrigen Raubtiere zu. So wächst ein dickes Fettpolster, das sie über den Winter bringt. Den verschlafen die Schwergewichte nämlich: Im Spätherbst suchen sie sich eine Höhle, senken ihren Puls, atmen langsamer, nehmen weder Nahrung noch Wasser auf und geben keinen Kot oder Urin ab.
In dieser Zeit bringen Bärenmütter oft zwei bis drei Junge zur Welt. Die Kleinen saugen begierig die fettreiche Milch auf und wiegen bereits nach drei Monaten je 15 Kilo. Mindestens bis zum zweiten Frühling bleiben die Bärenkinder bei ihrer Mutter, bis sie von ihr verjagt werden, um eigenen Nachwuchs zu zeugen.
Einst war der Braunbär in Europa weit verbreitet, er gehörte – neben den anderen Topräubern Luchs und Wolf – zum festen Bestandteil der heimischen Fauna. Seit jeher haben ihn Menschen bewundert, in Mythen gepriesen und als Meister Petz in Märchen auftauchen lassen. Doch sie haben ihn auch gefürchtet, ja, als Konkurrenten gehasst: Spätestens ab dem Mittelalter stellten Jäger dem mächtigen Räuber intensiv nach.
1835 zerfetzte ein Schuss im oberbayerischen Ruhpolding das Leben des letzten Braunbären in Deutschland. In manchen Regionen etwa in Schweden und Slowenien haben sich die Bestände etwas erholt. Ob Deutschland irgendwann auch wieder Bärenland wird? Es wäre ein Gewinn. Schließlich ist der braune Riese ein wichtiger Part unserer ursprünglichen Wildnis.