Ganz klar, welchen Zweck die vielen Mini-Speere haben, die in der zähen Haut am Rücken und an den Flanken eines Igels stecken: Sie dienen der Verteidigung. Jeder Stachel wird durch einen eigenen einzelnen Muskel angelegt oder aufgerichtet. Fühlt sich der scheue Einzelgänger bedroht, greift ein Hochklapp- und Einrollprogramm — wie eine uneinnehmbare Festung präsentiert sich dann das Stacheltier.
Erstaunlicherweise kommt der kleine Säuger mit seinem Stachelkissen auf dem Rücken bereits zur Welt. Zunächst ist es jedoch in mit Körperflüssigkeit aufgequollene Haut eingebettet, sodass der Geburtsgang der Igelmutter keinen Schaden nimmt. Wenige Stunden nach der Geburt spitzen dann die Babystacheln hervor, rund 100 an der Zahl.
Klein, vergleichsweise weich und weiß sind sie, beim besten Willen noch nicht geeignet, allzu schmerzlich zu stechen. Doch vom zweiten Lebenstag an sprießen bereits härtere Spieße — und die Erstlingsstacheln fallen nach und nach aus. Bis die Jungigel ihr endgültiges Haarkleid entwickelt haben, dauert es aber noch.
Nach etwa vier Wochen, wenn die Kleinen längst erste Ausflüge mit ihrer Mutter in die Nachbarschaft des Nests unternommen haben, werden sie nervös und unruhig. Man kann dann beobachten, wie sie sich ständig kratzen und ihren Körper an festen Gegenständen scheuern. Dabei verlieren sie die zweite Generation Pikser. Zeitgleich wachsen ihnen die etwa zwei bis drei Zentimeter langen, dunkelbraunen Erwachsenenstachel. Ausgewachsene Exemplare tragen etwa 8000 davon. Kein Marder würde nun mehr einen Angriff auf sie wagen. Aber auch sonst kann die wehrhafte Konstruktion lebensrettend sein: Mit seinem Stachelpanzer federt ein Igel Stürze aus einiger Höhe problemlos ab.