Bisher vermuteten Wissenschaftler, dass Tiere die Fähigkeit zum Winterschlaf erst vor 2,6 Millionen Jahren entwickelt haben. Jetzt weisen Nagetierfossilien darauf hin, dass Siebenschläfer schon vor 34 Millionen Jahren Winterschlaf als Überlebensstrategie eingesetzt haben.
Mit seinem Team hat sich Olivier Maridet, Kurator am Jurassica Museum in Pruntrut und Paläontologe an der Universität Freiburg, in einer Studie mit der Evolutionsgeschichte der Familie der Bilchmäuse beschäftigt.
Vorteil der Bilchmäuse
Zur Familie der Bilchmäuse zählen kleine Nagetiere mit buschigem Schwanz: der Siebenschläfer, der Gartenschläfer oder die Haselmaus. Der Forscher verglich die Zahl der Arten mit der Entwicklung des Klimas.
Dabei fiel ihm auf, dass es drei Mal zu Unterschieden bei der Artenbildung (Diversifizierung) der Bilchmäuse kam und dies immer mit einer Eiszeit zusammenfiel. "Diese Nagetiere mussten über einen Vorteil verfügen, dank dem sie sich während dieser Perioden so gut entwickelten. Wir gehen davon aus, dass es der Winterschlaf war", sagt Maridet.
Analyse der Zähne der Nagetiere
In der Studie, die im "Journal of Systematic Paleontology" veröffentlicht wurde, haben die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler über 500 fossile Zähne von Bilchmäusen aus Frankreich und Spanien ausgewertet. Sie analysierten die Größe und Form nach 124 verschiedenen Kriterien und identifizierten so den Verwandtschaftsgrad zwischen den Arten.
Mittels Röntgentomografie konnten die Forscher auch Informationen aus dem Inneren der Zähne entlocken. Und das Resultat ist beeindruckend: Zum ersten Mal ließ sich die Evolution der Familie der Bilchmäuse vollständig abbilden – einschließlich der fossilen Arten.
Winterschlaf als Reaktion auf schwierige Überlebensbedingungen
Durch Fossilien von Nagetieren war bereits bekannt, dass Nagetiere vor rund drei Millionen Jahren Winterschlaf hielten – ihre Zähne wiesen saisonale Wachstumsphasen auf. Die Fähigkeit des Winterschlafs wurde als Reaktion auf die schwierigen Überlebensbedingungen Anfang des Quatären Eiszeitalters entwickelt.
Durch die neuen Erkenntnisse hat Maridet eine neue These: „Somit könnte es sich um ein archaisches Merkmal handeln, das bei gewissen Arten bis heute bewahrt wurde und bei anderen verloren ging, weil sie andere Überlebensstrategien als den Winterschlaf wählten."