Die Ozeane sind überfischt - und der weltweite Schutz von bedrohten Fischarten und Beständen ist lückenhaft. Experten schätzen, dass mittlerweile zwanzig Prozent der weltweit gehandelten Mengen illegal und ohne jede staatliche Kontrolle gefangen werden. Fangverbote auf den Ozeanen durchzusetzen, sei es mit Booten, Flugzeugen oder Satelliten, ist allerdings technisch und finanziell aufwendig. Zudem verfügen große Fischereiboote zwar über ein automatisches Identifikationssystem. Doch das lässt sich leicht abstellen – zum Beispiel, um unbeobachtet fischen zu können.
Ein Team von Ornithologen hat nun eine mögliche Lösung vorgestellt: Albatrosse, die, mit Mini-Sendern ausgestattet, Jagd auf illegale Fischtrawler machen.
Die idealen Aufklärer der Ozeane
Die Idee dahinter: Albatrosse, mit bis zu 3,50 Metern die Vögel mit der größten Spannweite, sind nicht nur vollendete Segler. Die bis zu zwölf Kilogramm schweren Tiere haben auch eine enorme Reichweite. Manche der 22 Spezies umkreisen auf ihren Wanderungen den gesamten Globus. Und sie halten sich gern in der Nähe von Fischereibooten auf. Denn über Bord geworfener Beifang und tote Tiere in den Netzen sind für die Vielflieger leichte Beute.
All das macht die eleganten Riesen der Meere zu idealen Beobachtern der Fischfang-Szene. Der Ornithologe Henri Weimerskirch vom French National Center for Scientific Research wählte 169 Tiere aus verschiedenen Spezies und Altersstufen aus, versah sie mit einem 56 Gramm leichten Speziallogger und entließ die Tiere in die Freiheit. Das Gerät erkennt zwar keine Schiffe, registriert aber das Schiffsradar, das alle Schiffe nutzen, um zu navigieren und um Kollisionen zu vermeiden. Das ist für illegale Fischtrawler in der Regel kein Problem, denn die Radarstrahlen sind nur innerhalb weniger Kilometer um das Schiff herum zu orten. Also unsichtbar für eine Überwachung von der Küste aus.
Mehr als ein Drittel der Trawler "undercover" unterwegs
Die Position des fliegenden Aufklärers und des Schiffes wurde dann per GPS ermittelt und via Satellit in die Datenbank der Forscher eingespeist.
Ein halbes Jahr lang sammelten die Forscher Positionsdaten von Schiffen und glichen sie mit offiziellen Meldungen ab. Das Ergebnis: von 353 erkannten Schiffen hatten 28 Prozent ihr automatisches Identifikationssystem abgeschaltet. In internationalen Gewässern, also fernab der Küsten, waren es sogar 37 Prozent.
Weimerskirch und seine Kollegen wollen nun weitere Vogelarten mit Sendern ausstatten, um die Aufklärung aus der Luft zu verbessern. Denn Albatrosse patrouillieren vor allem über den Ozeanen der Südhalbkugel.
Die zusätzliche Elektronik-Fracht stelle kein zusätzliches Risiko für die Vögel dar, sagt Weimerskirch. Es beeinflusse ihre Zugrouten nicht und könne von Forschern problemlos entfernt werden – wenn es nicht von selbst bei der Mauser abfällt.