Wetten, dass Volker Steinhage und Stefan Schröder zusammen mit ihrem Team eine Biene in ein bis zwei Minuten eindeutig einer Art zuordnen können - ohne dass sie von dem Insekt mehr als einen Flügel sehen? Topp, die Wette gilt - und wird wahrscheinlich gewonnen. Denn die Bonner Wissenschaftler haben ein Computerprogramm entwickelt, das Bienen und deren Verwandte mit einer Trefferquote von 97 bis 99 Prozent wesentlich schneller bestimmen kann als jeder der ohnehin extrem raren Spezialisten auf diesem Gebiet.
Das Prinzip: Ein Flügel des zu bestimmenden Insekts wird vorsichtig zwischen zwei Glasplättchen eingeklemmt und mit einer Digitalkamera fotografiert; die Bilder werden in einem angeschlossenen Laptop verarbeitet und mit Mustern verglichen.
In jedem Flügel, so die Forscher, gebe es drei sehr gut zu erkennende Zellen oder Aderzyklen, an deren Form sich bereits die Gattung identifizieren lässt. Von diesen Zellen ausgehend sucht der Computer nach weiteren Adern, bis er schließlich die wesentlichen Flügel-Merkmale, reduziert auf ein paar Zahlen, Flächengrößen und Winkelangaben, errechnet hat.
Die Software kann allerdings nur jene Arten erkennen, mit denen sie trainiert worden ist. Doch lassen sich Flügel-Daten neuer Individuen jederzeit ergänzen. Das System ist somit beliebig zu erweitern und zu verbessern. Biologen schätzen, dass es weltweit etwa 20000 bis 40000 Bienenarten gibt.
Der große Vorteil der neuen Methode: Während bei einer herkömmlichen Bestimmung das Insekt sein Leben verliert, wird es hierbei nur betäubt, nämlich kurz auf Eis gelegt. Außerdem sei die Methode nicht an ein Labor gebunden, sondern die Insekten könnten sofort im Freiland identifiziert werden.