GEO.de: Herr Homes, 14 Tage Konferenz-Marathon liegen hinter Ihnen. Sind Sie zufrieden mit den Ergebnissen?
Volker Homes: Wir bewerten diese Konferenz als historisch. Als die Ergebnisse verkündet wurden, hatten einige Kollegen sogar Tränen in den Augen. In den vergangenen Jahren waren etwa bei den Fischereithemen Abnehmerländer wie Japan und China erfolgreich mit ihrer Blockadepolitik. Mit dem heutigen Tag hat sich das Blatt gewendet. Zwei Drittel der Mitgliedsstaaten haben nun dafür gestimmt, drei Hammerhai-Arten, den Weißspitzen-Hochseehai, den Heringshai und den Mantarochen in die Listen des Artenschutzabkommens aufzunehmen. Mit großer Mehrheit wurden auch einige Dutzend ökonomisch bedeutende Baumarten aufgenommen.
Gab es auch Enttäuschungen?
Man hätte etwa die Menschenaffen noch mehr in den Fokus stellen können. Oder die Tiger. Der indische Delegierte sagte: "Es gibt nur noch 3200 Tiger auf der Welt. Aber wir reden auf dieser Konferenz über alles Mögliche. Und am Ende bleibt für die Tiger nur eine Viertelstunde Zeit."
Thailand steht wegen seines Elfenbeinhandels in der Kritik. Haben die Gastgeber Besserung gelobt?
Thailand und China gehören zu den wichtigsten Abnehmerländern für Elfenbein. Damit sind sie leider die Motoren der Wilderei in Afrika. Aber die Premierministerin hat zur Eröffnung der Konferenz gesagt, der nächste Schritt, den sie gehen wolle, sei ein nationales Verbot des Elfenbeinhandels in Thailand. Darüber gibt es jetzt in ihrem Kabinett Auseinandersetzungen. Aber wir nehmen sie beim Wort. Und im kommenden Jahr muss Thailand vor der Artenschutzkonferenz Rechenschaft ablegen über seine Fortschritte beim Artenschutz.
Die USA haben sich, unterstützt von Russland, für ein vollständiges Handelsverbot für Eisbären eingesetzt. Warum hat sich der WWF dieser Forderung nicht angeschlossen?
Wir sehen den Antrag der USA eher als ein Feigenblatt. Denn das Hauptproblem des Eisbären sind nicht Handel und Jagd, sondern der Verlust seines Lebensraums. Als Hauptverursacher des Klimawandels könnten die USA sehr viel mehr für den Eisbären tun, wenn sie ihren hohen CO2-Ausstoß mindern würden. Die Position des WWF gründet sich darüberhinaus auf diejenigen Kriterien, die die Konvention zulässt: Wie bedroht ist eine Art? Wie viele Individuen gibt es noch? Wie stark ist der Rückgang innerhalb bestimmter Zeiträume? Der Eisbär erfüllt aus unserer Sicht diese Kriterien nicht. Darum haben wir die Listung nicht unterstützt.
Es gibt Bedenken, dass Arten, die in die Listen des CITES-Abkommens aufgenommen werden, eben dadurch für Wilderer und Schmuggler interessant werden ...
Das kann ich nicht leugnen. Die Aufnahme in die Anhänge des Artenschutzabkommens ist auch ein Hinweis auf Seltenheit und hat Einfluss auf den Preis. Ich finde es dennoch besser, wenn diese Arten in den Fokus des Interesses rücken, wenn man etwas zur Bekämpfung des illegalen Handels tut und nicht dem Markt freien Lauf lässt. Wenn die Staatengemeinschaft in den 70er- und 80er-Jahren nicht den Handel mit gefleckten Katzenfellen oder mit Elfenbein verboten hätte, dann wären einige Arten vielleicht schon ausgestorben.
