
Mitarbeiter der Meeresschutzorganisation Oceana gingen Anfang dieses Jahres in Brüssel ausführlich essen. Aber nicht, um zu genießen - sondern um den Restaurant- und Kantinenbetreibern auf den Zahn zu fühlen. Sie ließen insgesamt 280 Fisch-Proben von 150 Verkaufsstellen mitgehen, um deren DNA in einem Labor der Katholischen Universität Leuven analysieren zu lassen. Das Ergebnis: 31,8 Prozent aller Fische waren Mogelpackungen, also andere, bis zu 40 Prozent billigere Arten. Auf der Hitliste der Arten, bei denen geschummelt wird, ganz oben: Roter Thun, Seezunge und Kabeljau.
Der Rote Thun wurde demnach in 95 Prozent aller Fälle durch die günstigeren tropischen Arten Großaugenthun und Gelbflossenthun ersetzt. Als "Kabeljau" wurden in 13 Prozent der Fälle insgesamt sieben andere Arten ausgegeben, vor allem der günstigere Pangasius und Seelachs. Die Seezunge wurde in 11 Prozent aller Fälle durch andere, billigere Plattfischarten ersetzt.
Insgesamt konnten durch die Tests 36 verschiedene Fischarten nachgewiesen werden. Drei der Proben stimmten allerdings mit keiner der 11.000 Fischarten in der verwendeten wissenschaftlichen Datenbank überein.
"Die DNA-Tests zeigen auf, wie weit verbreitet der Fischbetrug in den Brüsseler Restaurants und sogar in den offiziellen EU-Institutionen ist. Die Konsumenten werden betrogen und die Tür steht offen für illegale Fischerei", sagte Lasse Gustavsson, geschäftsführender Direktor von Oceana in Europa. "Die EU muss in ihrer Fischereiwirtschaft aufräumen, Verantwortung übernehmen und dringend die Rückverfolgbarkeit und Kennzeichnung von Fischprodukte verbessern."
Nach Angaben von Oceana sind wegen des steigenden Konsums in Europa 48 Prozent der Fischbestände im Nordost-Atlantik überfischt. Im Mittelmeer sind es sogar 93 Prozent.
An die Konsumenten appelliert Oceana, auf mehr Transparenz im Restaurant und in der Kantine zu drängen. Also etwa nach der Art des Fisches zu fragen, nach Herkunft, Fangmethode und Nachhaltigkeit. Vorsicht sei generell geboten bei teurem Fisch, der zu einem verdächtig günstigen Preis angeboten wird.
Weitere Infos über die Oceana-Studie: "Too cheap to be true. Seefood fraud in Brussels"
Tipps für den eigenen Einkauf: Einfkaufsratgeber Fisch vom WWF