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Obsoleszenz Reparierbarkeit von Smartphones: Apple und Co. stellen sich in Frankreich schwache Zeugnisse aus

Nur wenige trauen sich bislang zu, ihr Smartphone selbst zu reparieren. Das könnte sich ändern
Nur wenige trauen sich bislang zu, ihr Smartphone selbst zu reparieren. Das könnte sich ändern
© guruXOX/Shutterstock
Seit Anfang des Jahres gilt ein weltweit einzigartiges französisches Gesetz: Hersteller von Elektrogeräten müssen jetzt Angaben zu deren Reparierbarkeit machen. Das könnte die Branche revolutionieren

Schnell ist es passiert: Der Bildschirm hat einen Riss, und irgendwann macht auch der beste Akku schlapp. Reparatur und Ersatz sind aber meist schwierig, zu teuer – oder gleich ganz unmöglich. Na, macht nichts: Das neue Modell kommt ohnehin in ein paar Wochen raus.

Rund 24 Millionen Smartphones werden jedes Jahr allein in Deutschland verkauft. Und ebenso viele landen entweder in Schubladen oder im Elektroschrott. Die Ex-und-Hopp-Mentalität bei elektronischen Geräten prangern Verbraucher- und Umweltschutzorganisationen immer wieder an. Denn sie geht zu Lasten der Umwelt. Sie fordern darum: Smartphone und Co. müssen leicht reparierbar sein – am besten, ohne Spezialwerkzeug. Und Ersatzteile sollten auch nach Jahren noch günstig verfügbar sein.

Doch die gesetzlichen Regelungen dazu kommen nur schleppend voran. Außer in Frankreich. Hier hat die Regierung zu Jahresbeginn ein weltweit bahnbrechendes Gesetz erlassen, das das Zeug hat, die komplette Branche zu revolutionieren. Der Reparierbarkeitsindex verpflichtet Hersteller, ihre eigenen Produkte unter dem Gesichtspunkt der Reparierbarkeit zu bewerten.

Die Noten, die Apple, Microsoft und Samsung und Co. ihren eigenen Produkten geben, sind laut Medienberichten allerdings überwiegend ernüchternd. Die Berichte sind zwar bislang nur auf Französisch und Englisch verfügbar. Doch das Punktesystem verrät Schwachstellen auf den ersten Blick.

Microsoft: Kein Produkt hat mehr als 5 von 10 Punkten

Technologie-Platzhirsch Apple etwa schafft es nach seiner eigenen Bewertung mit keinem seiner iPhones oder MacBooks auf mehr als sieben von zehn möglichen Punkten. Noch schlechter schneidet der Nebenbuhler Microsoft ab. Keines seiner untersuchten Geräte kommt auch nur auf fünf Punkte, vier der sechs gelisteten Produkten erreichen nicht mal vier Punkte.

Etwas besser steht Mitbewerber Samsung da, der weltgrößte Anbieter von Smartphones: Das Modell Galaxy S21+ erreichte immerhin 8,2 von 10 Punkten. In einem für die Branche ungewöhnlichen Schritt veröffentlichte der Konzern vor kurzem sogar eine Reparaturanleitung für das Smartphone.

Üblicherweise lassen sich die Hersteller nicht so gern in die Karten beziehungsweise Baupläne schauen. Wie Nathan Proctor von der Verbraucherschutzorganisation U.S. Public Interest Research Group erklärt, betrachtet die Branche technische Dokumentationen immer noch als exklusives Unternehmenseigentum.

Bewertung anhand von fünf Kritierien

Die Bewertung müssen die Unternehmen – nach strikten Vorgaben - anhand von fünf Kriterien erstellen. Darunter die Verfügbarkeit von Reparaturanleitungen und die Möglichkeit der Demontage, außerdem die Verfügbarkeit von Ersatzteilen und deren Preis.

Mit dem neuen Gesetz will die französische Regierung Obsoleszenz bekämpfen: Elektronische Geräte sollen nicht aufgrund eines nicht reparierbaren Mangels weggeworfen, sondern möglichst lange genutzt werden können. Bewertungen wird es zunächst für Waschmaschinen (Frontlader), Smartphones, Laptops, TV-Monitore und elektrische Rasenmäher geben.

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