Tierproduktion und Klima Kühe keulen für den Klimaschutz? Das ist zu kurz gedacht

Kühe erzeugen bei der Verdauung das extrem schädliche Klimagas Methan
Kühe erzeugen bei der Verdauung das extrem schädliche Klimagas Methan
© Emil / Adobe Stock
In Irland sorgt der Vorschlag, gesunde Rinder für den Klimaschutz zu töten, für Empörung. Zu Recht, denn das Keulen ist unethisch. Und mit weniger Tieren ist es nicht getan

Man könnte meinen, die irische Regierung lasse sich in Klimafragen neuerdings von der Tierindustrie beraten. So jedenfalls liest sich, was über einen aktuellen Vorschlag zur Senkung der Emissionen aus der Landwirtschaft bekannt ist. Wie der irische "Independent" berichtet, könnten drei Jahre in Folge je 65.000 Milchkühe "gekeult" werden. Weil sie klimaschädliches Methan produzieren.

Massenhaft gesunde Tiere töten um der Emissionen willen: Soll hier der Klimaschutz ad absurdum geführt werden? Weil er in der Konsequenz "unethisch" ist?

Die abstrus anmutende Idee weckt Erinnerungen an Berge toter, aufgedunsener Tierkörper aus den Zeiten der BSE-Seuche. Völlig erwartbar, empören sich nun nicht nur irische Tierschützer*innen, vegan und vegetarisch lebende Menschen. Auch Milchbauern und -bäuerinnen laufen Sturm. (Dass in Deutschland für den Fleischkonsum und ganz regulär jedes Jahr drei Millionen Rinder nach wenigen Lebensjahren durch das Bolzenschussgerät sterben, scheint demgegenüber kaum die Gemüter zu erhitzen.)

Die Empörung verschleiert das eigentliche Problem: Denn Tierhaltung und -produktion schaden tatsächlich dem Klima. In Irland leben mehr Kühe als Menschen, und mehr als ein Drittel aller klimaschädlichen Emissionen des Landes fallen in der Landwirtschaft an, vor allem in Gestalt des extrem klimaschädlichen Methans. Und das entsteht in Kuhmägen. Schweine und Hühner dagegen werden oft mit Soja gemästet, das auf ehemaligen Regenwaldflächen angebaut wird. Es muss also etwas passieren.

Ernährungs- und Tierschutzwende statt Klima-Rechenexempel

Nun ist Irland ist nicht das erste EU-Land, das sich Gedanken darüber macht, wie die Landwirtschaft den Anforderungen des Klima- und des Grundwasserschutzes gerecht werden kann. In den Niederlanden etwa gibt es den konkreten Plan, etwa ein Drittel des gesamten Tierbestandes abzubauen. Wenn auch nicht durch Keulung – sondern, indem "frei gewordene" Stallplätze nicht nachbesetzt werden.

Eine reine Reduktion der Tierbestände als Rechenexempel mit Pro-Kopf-Emissionen ist allerdings keine Lösung. Sie muss einhergehen mit einem wachsenden Problembewusstsein in der Bevölkerung für die Auswirkungen der Tierhaltung und des Tierkonsums auf Klima und Umwelt. Es braucht eine durch zukunftsorientierte Steuern vorangetriebene Ernährungswende, die pflanzliche gegenüber tierischen Nahrungsmitteln favorisiert. Und die verbleibenden Milchbauern und -bäuerinnen brauchen faire Preise.

Nicht zuletzt darf der Druck auf die einzelne Kuh, immer mehr Milch zu produzieren, nicht noch weiter steigen. Milchkühe stehen in Irland zwar oft auf der Weide, doch in Deutschland fristen sie ihr Dasein immer öfter ausschließlich im Stall. Sie sind schon nach wenigen Jahren "ausgebrannt", leiden oft unter leistungsbedingten Euterentzündungen.

Das "System Kuh" ist schon lange krank. Gründe, es zu ändern, gibt es viele. Der Klimaschutz ist nur einer davon.