Seit 1850 hat die Menschheit rund 2500 Gigatonnen (Milliarden Tonnen) Kohlenstoffdioxid in die Atmosphäre gepumpt. Mit den bekannten Folgen, vor denen schon in den 1980er-Jahren der Nobelpreisträger Klaus Hasselmann gewarnt hat. Um rund 1,2 Grad Celsius hat sich die Atmosphäre seit Mitte des 19. Jahrhunderts aufgeheizt. Soll die Erwärmung bei der kritischen Marke von 1,5 Grad Celsius gestoppt werden, darf die Menschheit nur noch etwa 400 Gigatonnen CO2 emittieren.
Auch wenn die Summe auf den ersten Blick riesig erscheint: Bei einem business as usual wird dieses Rest-Budget schon in weniger als acht Jahren aufgebraucht sein.
Wer trägt, historisch gesehen, wie viel Verantwortung?
Unter dem Gesichtspunkt der Klimagerechtigkeit stellt sich die Frage, wieviel von dem verbleibenden Budget jeder Nation zusteht. Das kommt darauf an, so die Antwort einiger Klimaforscher*innen, wer bislang wie viel zur Klimaerwärmung beigetragen hat.
Eine neue Berechnung des Klimaportals Carbon Brief zeigt: Die Liste der historischen CO2-Schwergewichte unter den Nationen wird von den Vereinigten Staaten, China und Russland angeführt. Das ist nun keine echte Überraschung. Verblüffend ist allerdings, dass die USA das Ranking mit großem Abstand anführen.
Bis zum Ende dieses Jahres werden die USA insgesamt 509 Gigatonnen CO2 ausgestoßen haben. Das entspricht 20,3 Prozent der gesamten Menge des weltweit emittierten Kohlenstoffdioxids. Damit ist das nordamerikanische Land allein für einen globalen Temperaturanstieg von etwa 0,2 Grad Celsius verantwortlich.
Weit abgeschlagen folgt China. Das Land führt heute – nach einer rasanten "Aufholjagd" seit der Jahrtausendwende – zwar die Liste der größten CO2-Emittenten an. Doch in der historischen Perspektive landet die heutige Volksrepublik mit einem 11,4 Prozent-Anteil an den Emissionen und 0,1 Grad Celsius weit hinter den USA. Abgeschlagen auf Platz drei: Russland, mit knapp sieben Prozent der weltweiten Emissionen.
Deutschland auf Platz sechs, hinter Brasilien und Indonesien
Dass Deutschland nicht auf Platz vier, sondern auf Platz sechs landet, hat mit einer Besonderheit der Berechnung zu tun. Erstmals sind in das Ranking nun auch Emissionen aus Landnutzungsänderungen und Forstwirtschaft eingeflossen. Wird zum Beispiel Wald gerodet, um Ackerland zu gewinnen, setzt das große Mengen CO2 frei, die zuvor im Holz und im Boden gebunden waren.
Aus diesem Grund belegen Platz vier und fünf: Brasilien und Indonesien. Die tropischen Länder haben es, historisch gesehen, nicht etwa durch die Verbrennung von fossilen Energieträgern, sondern überwiegend durch Waldrodung in die "Top Five" der Emittenten geschafft – mit jeweils 4,5 und 4,1 Prozent der weltweiten Emissionen.
Platz sechs belegt nun Deutschland, mit einem historischen Beitrag von insgesamt 3,5 Prozent zu den globalen Emissionen. Geschuldet ist dieser Listenplatz vor allem der hiesigen Kohlewirtschaft.
Aufforstungen seit 1850 verbessern die Klimabilanz Deutschlands
Eine Besonderheit sind die Emissionen durch Landnutzungsänderungen: Deutschland war um die Mitte des 19. Jahrhunderts weitgehend entwaldet. Durch Aufforstungen seit 1850 kann Deutschland einen – wenn auch nur kleinen – Teil seiner Emissionen kompensieren. Ebenso wie Frankreich und Polen.
Der Autor der Studie weist gleichwohl auf die Beschränkungen der Zahlen hin. So sind nur die Werte für das wichtigste Treibhausgas, Kohlenstoffdioxid, erfasst. Auch wurden die Emissionen ehemaliger Kolonien nicht den Kolonialmächten zugeordnet.
Zudem sind in das Ranking nur Emissionen eingeflossen, die auf dem Territorium der jeweiligen Nation entstanden sind. Im- und Exporte von Produkten und damit verbundene Emissionen werden also – mangels ausreichender Daten – nicht berücksichtigt. Die dazu verfügbaren Zahlen zeigen jedoch: An der Rangfolge der Top-Emittenten (und damit der historischen Verantwortung), ändert sich nichts.