Energiewende Golfplätze beanspruchen in Deutschland mehr Platz als Photovoltaik

Energieerzeugung und Golfspielen müssen keine Gegensätze sein
Energieerzeugung und Golfspielen müssen keine Gegensätze sein
© Photographer:PBL Studios/
Flächen für Solar- oder Windkraftanlagen sind in vielen Ländern knapp. Ein gewaltiges, noch ungehobenes Potenzial schlummert einer neuen Studie zufolge in Golfanlagen

Je weiter die Energiewende voranschreitet, desto deutlicher zeigt sich: Solarparks und Windkraftturbinen brauchen Platz. Und der ist in manchen Ländern knapp, so auch im dicht besiedelten Deutschland. Doch Berechnungen zu verfügbaren Flächen könnten einen blinden Fleck haben: Golfplätze.

Ein Forschungsteam um Dr. Jann Weinand vom Forschungszentrum Jülich zeigt in seiner Studie: In vielen Ländern der Erde nehmen Golfanlagen mehr Platz ein als Anlagen zur Erzeugung erneuerbarer Energien. Das ist doppelt problematisch. Denn diese Flächen stehen für die klimaschonende Transformation des Energiesektors nicht zur Verfügung – und sind wegen der einförmigen, blütenlosen Rasenflächen, wegen des oft hohen Wasserverbrauchs und des Pestizideinsatzes auch noch ökologisch fragwürdig.

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Laut den Zahlen der im Fachblatt "Environmental Research Communications" veröffentlichten Studie gab es im Jahr 2024 weltweit rund 38.400 Golfplätze. Spitzenreiter sind demnach die USA mit 16.000 Plätzen, gefolgt von Großbritannien mit 3100 und Japan mit 2700 Plätzen. Die Zahlen ermittelten die Forscher mit dem frei verfügbaren Kartendienst OpenStreetMap. In Deutschland beanspruchen die mehr als 700 Anlagen eine um ein Viertel größere Fläche als hierzulande für die Stromerzeugung genutzt wird.

Den Berechnungen liegen Mittelwerte zugrunde: So benötigt Solarstrom im Schnitt etwa 0,01 Quadratkilometer pro Megawatt, bei Windenergie sind es 0,12 Quadratkilometer.

Keine Empfehlung, Golfplätze in Solarparks zu verwandeln

Die Autoren wollen ihre Studie gleichwohl nicht als Empfehlung verstanden wissen: "Diese Studie spricht sich nicht dafür aus, Golfplätze vollständig zu ersetzen, sondern soll eine Perspektive dafür bieten, wie viel erneuerbare Energiesysteme auf einer vergleichbaren Fläche installiert werden könnten."

Allerdings sehen sie im Zusammenhang mit dem elitären und nach wie vor oft reichen Menschen vorbehaltenen Sport "erhebliche Landnutzungskonflikte". "Die Allgemeinheit [kann] davon profitieren, wenn Entscheidungsträger beschließen, diese exklusiven Golfplätze für Projekte für erneuerbare Energien zu nutzen", schreiben die Autoren.

Beispiele dafür gibt es schon. So wurde in der japanischen Präfektur Hyōgo ein kompletter Golfplatz in einen Solarpark verwandelt, der heute mit seinen 260.000 Solarzellen immerhin 125 GWh Strom liefert. Auch eine hybride Nutzung der schon existierenden Plätze durch Golfende und Anlagen zur Stromerzeugung sei denkbar, heißt es in der Studie.

Zudem müssten Fans des Sports nicht komplett verzichten: So sind Indoor-Golf-Simulatoren schon heute in vielen Ländern eine beliebte Alternative zum Putten im Freien.