Anzeige
Anzeige

Rezepte: Kochen fürs Klima

Ein Buch erläutert, wie man CO2-sparend Lebensmittel einkauft und zubereitet. GEO.de sprach mit Mitherausgeber Boris Demrovski

GEO.de: Was hat Kochen mit dem Klima zu tun?

Boris Demrovski: Eine ganze Menge. Nicht nur Stromverbrauch, Wärmenutzung und Verkehr tragen zum Treibhauseffekt bei, auch unser Essen spielt eine Rolle: Zwei Tonnen Kohlendioxid (CO2) verursacht jeder Deutsche durch seine Ernährung pro Jahr, hat das Freiburger Öko-Institut errechnet.

Wie kommt dieser CO2-Ausstoß zustande?

Bis ein Salat in der Küche landet, sind viele Produktionsschritte nötig. Der Bauer bringt Saatgut ein, er düngt und erntet. Anschließend wird der Salat zum Großhändler transportiert und weiter in die Supermärkte. Jeder Schritt verbraucht Energie und produziert CO2. Die Klimabilanz von Lebensmitteln kann allerdings sehr unterschiedlich ausfallen, je nachdem, zu welcher Jahreszeit wir sie kaufen und woher sie stammen.

Das Klimakochbuch. Klimafreundlich einkaufen, kochen und genießen; Kosmos-Verlag 2009, 12,95 €
Das Klimakochbuch. Klimafreundlich einkaufen, kochen und genießen; Kosmos-Verlag 2009, 12,95 €
© Kosmos

Worauf sollte man achten?

Vor allem Obst und Gemüse sollte man möglichst saisonal kaufen – Erdbeeren etwa von Mai bis August, weil sie dann bei uns unter natürlichen Bedingungen wachsen, ohne dass Treibhäuser nötig sind. Am besten stammen sie von Landwirten aus der Region, dann sind die Transportwege kurz. Verzichten sollten wir im Winter, weil Erdbeeren dann per Flugzeug aus Marokko, Ägypten oder gar aus Übersee zu uns gelangen. Das wird so gemacht, weil sie schnell verderben, ebenso wie Kirschen und frische Kräuter. Das Flugzeug hat aber mit Abstand die schlechteste Klimabilanz.

Je kürzer der Transportweg, desto klimafreundlicher die Lebensmittel?

Nein. Waren aus Übersee können sogar eine bessere Klimabilanz aufweisen als regionale Produkte. Zum Beispiel Äpfel: Sie haben im Frühjahr auf der Südhalbkugel Saison, werden sofort verpackt und auf dem Schiff zu uns befördert, das erheblich weniger Energie verbraucht als ein Flugzeug. Deutsche Äpfel lagern zu diesem Zeitpunkt schon seit Monaten in Kühlhäusern, was vergleichsweise viel Energie kostet. So kommt es, dass ein Apfel, der im Frühjahr per Schiff aus Neuseeland zu uns gelangt, weniger Emissionen verursacht als ein heimischer Kühlhaus-Apfel.

Obst ist nicht gleich Obst: Ein ökologisch produzierter Apfel weist eine bessere Klimabilanz auf als ein Apfel aus konventionellem Anbau
Obst ist nicht gleich Obst: Ein ökologisch produzierter Apfel weist eine bessere Klimabilanz auf als ein Apfel aus konventionellem Anbau
© jade_mocca / photocase

Wo kann man sich informieren, wann man welches Obst und Gemüse kaufen sollte?

Zum Beispiel in unserem Buch, dass einen sehr detaillierten Saisonkalender enthält. Man bekommt solche Kalender aber auch im Internet, in Bio-Supermärkten und Reformhäusern. Besonders praktisch sind Saisonkalender im Scheckkarten-Format.

Welche Rolle spielt Fleisch für das Klima?

Es steht ganz oben auf der Rangliste der Klima-Killer. Wer CO2 sparen möchte, sollte öfter mal auf sein Steak verzichten. Vor allem die Herstellung von Rindfleisch verursacht große Mengen an Treibhausgasen. Besser ist die Bilanz bei Bio-Fleisch, u.a., weil für die Futtermittelproduktion Biodünger benutzt wird. Übrigens weisen auch ökologisch produzierte Obst- und Gemüsesorten oft eine bessere Klimabilanz auf als Produkte aus konventionellem Anbau.

Bio-Lebensmittel sind aber meistens teurer. Ist klimafreundliche Ernährung nur etwas für Besserverdienende?

Wenn man das Einsparpotential komplett ausreizen wollte - ja. Einen Beitrag zum Klimaschutz können aber auch Geringverdiener leisten.

Das Buch enthält 38 Rezepte für klimafreundliche Gerichte. Welches ist Ihr Favorit?

Pappardelle mit grünem Spargel, ein saisonales, veganes Gericht. Sehr lecker! Apropos lecker: Wir haben alle Gerichte mehrfach probegekocht und festgestellt, dass wir teilweise um Sahne nicht herumkommen, weil es sonst einfach nicht schmeckt. Dabei ist Sahne alles andere als klimafreundlich. Aber: Der Genuss sollte trotz Klimaschutz im Vordergrund stehen.

Zur Person

Rezepte: Kochen fürs Klima
© privat

Boris Demrovski, 30, ist Pressesprecher der BUNDjugend und Mitherausgeber eines neuen Ratgebers: Das Klimakochbuch. Klimafreundlich einkaufen, kochen und genießen; Kosmos-Verlag 2009, 12,95 €.

Mehr zum Thema

VG-Wort Pixel