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Kolumne "Alles im grünen Bereich" Diese fünf Ausreden von Fahrrad-Muffeln will ich nicht mehr hören

Peter Carstens
Fährt nur bei Blitzeis nicht mit dem Rad: GEO.de-Redakteur Peter Carstens
© Malte Joost
In seiner Kolumne "Alles im grünen Bereich" schreibt GEO.de-Umweltredakteur Peter Carstens über das einfache, nachhaltige Leben, über Öko-Sünden, Greenwashing und richtig gute Ideen. Diesmal über faule Ausreden von Velo-Verweigerern

Inhaltsverzeichnis

Losschließen, losfahren. Ein Tritt in die Pedale, und schon weht mir der Frühlingswind um die Nase: Radfahren ist für mich Lebensqualität pur - selbst auf dem Weg zur Arbeit. Andere dagegen quälen sich auch für kurze Strecken mit ihrem Auto aus der viel zu engen Parklücke - wohl wissend, dass sie damit etwas sehr, sehr Kostbares aufgeben: Wenn sie zurückkommen, wird sie weg sein. Und dazwischen treiben sie im Stau die innerstädtischen NO2-Werte und ihren Blutdruck in die Höhe.

Schönzureden ist das kaum. Trotzdem höre ich oft Ausreden, mit denen sich Zeitgenossen um das Naheliegendste, Einfachste, Umweltschonendste und Gesündeste – nämlich mit dem Rad zu fahren – herumdrücken. Die fünf schlimmsten:

1. „Mein Rad hat einen Platten“

Dann reparier's doch! Das kann nun wirklich jeder. Und wenn nicht: Es gibt gute Video-Anleitungen im Netz. Einfach mal nach "Fahrrad" und "flicken" suchen. Wer einen Platten zum ersten Mal selbst geflickt hat, kann – zu Recht – stolz darauf sein. Und ist es dann auch, garantiert! Auch andere kleine Defekte kann man meist unaufwändig selbst beheben. Man muss sein Rad nicht lieben, um solche Arbeiten befriedigend zu finden.

Fahrradfahrer
Macht einfach Spaß: Fahrradfahren
© Jacek Chabraszewski / Fotolia

2. „Ich will nicht verschwitzt zur Arbeit zu kommen“

Es stimmt: Wer sich körperlich anstrengt, transpiriert, irgendwann. Aber wer sagt denn, dass man rasen muss? Vielleicht einfach zwei Minuten mehr für die Fahrt einplanen, zumal bei Gegenwind? Außerdem hilft es, kurz vor dem Ziel ein wenig Tempo rauszunehmen und den Kreislauf sich beruhigen zu lassen. Das reduziert das „Nachschwitzen“. Ein wichtiger Punkt ist auch die richtige Kleidung. Das Zwiebelprinzip gilt nicht nur bei Trekking, sondern auch auf dem Rad: mehrere Schichten, die man bei Bedarf an- oder ausziehen und kombinieren kann. Die äußerste sollte bei Bedarf kalten Wind und Regen stoppen.

Übrigens: War die Fahrt doch mal schweißtreibend, reicht oft schon eine Katzenwäsche, eventuell ein frisches T-Shirt. Und mancher größere Arbeitgeber hält sogar Duschen für seine Angestellten bereit.

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3. „Heute ist es zu kalt/zu nass!“

Zugegeben: es ist nicht immer leicht, sich aufs Rad zu schwingen, wenn der Gegenwind auch noch mit fetten Regentropfen angereichert ist. Allerdings merkt man gerade als gewohnheitsmäßiger Radfahrer, wie selten das der Fall ist. Sicher, es gab auch schon Wochen in gewissen Sommern, in denen ich nur noch mit Badelatschen zur Arbeit gefahren bin, um die Schuhe zu schonen. Aber das ist die Ausnahme. In der Regel ist es eben: trocken. Und für alle anderen Tage gibt es gute, leichte, kompakt verstaubare Regenkleidung. Die sollte man einfach immer dabeihaben, für alle Fälle. Das einzige echte Problem ist im Winter: Blitzeis. Dagegen hilft dann nur noch ein Reifen mit Spikes und wenig Luftdruck.

4. „Mit dem Rad in der Stadt – das ist mir zu gefährlich“

Als Fahrradfahrer ist man tatsächlich ziemlich verwundbar. Man muss da gar nicht an tonnenschwere SUVs als Unfallgegner denken; auch Zusammenstöße mit anderen Radlern können im Krankenhaus enden. Die meisten tödlichen Unfälle auf deutschen Straßen passieren allerdings mit Autos, nicht mit Fahrrädern. Und für mehr Sicherheit gibt es heute sehr leichte und sogar gut aussehende Helme speziell für Fahrradfahrer. Die bieten zumindest einen guten (Schädel)Basis-Schutz.

Wer umsichtig und StVO-kompatibel fährt, sich vor dem Überholen umschaut und lieber einmal zu viel als einmal zu wenig bremst, hat im Straßenverkehr wenig zu befürchten. Im Gegenteil: Wissenschaftler konnten zeigen, dass die gesundheitlichen Vorteile des Radelns größer sind als die Risiken durch Unfälle oder Abgase.

5. „Es dauert einfach zu lange!“

Klar, auf lange Distanzen sind Auto und öffentliche Verkehrsmittel schneller. In der Stadt dagegen (Parkplatzsuche, Stau, Ampeln, Baustellen etc.) schrumpft der Zeitvorteil der motorisierten Verkehrsmittel zusammen. Und bis zu einer Distanz von rund fünf Kilometern ist das Fahrrad dem PKW, dem Bus und der U-Bahn sogar überlegen. Und wenn nicht: Eine schöne Strecke mit Vogelgezwitscher ist es vielleicht wert, ein paar Minuten länger befahren zu werden. Und wer joggen geht, denkt doch auch nicht: Das hätte ich jetzt mit dem Rad aber schneller erledigen können.

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