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Die Deutschen halten sich gern für Umwelt-Weltmeister. Tatsächlich sind sie aber nur Europameister - im Anhäufen von Verpackungsmüll nämlich. Auf 17 Millionen Tonnen Kunststoff-, Papp- und Papierverpackungen kommen die Deutschen, Tendenz steigend. Das sind 218 Kilogramm pro Kopf und Jahr. Und damit mehr als in jedem anderen EU-Land. Zum Vergleich: In Österreich sind es nur 150, in Schweden sogar nur 109 Kilogramm. Für einen Großteil dieses Gewichts sorgen unnötige Plastikfolien, Tüten und Einwegverpackungen.
Wie der Müllberg zustande kommt, lehrt ein Blick in die Regale der Supermärkte: kaum ein Produkt, das ohne Plastikverpackung auskommt. Oft sind mehrere zusammen auch noch von einer weiteren Folie umhüllt. Und an der Kasse gibt es dann auch noch eine Plastik- oder Papiertüte dazu. Wir haben dazu Beispiele aus verschiedenen Supermärkten ausgewählt.
Das Problem: Überflüssige Verpackungen kosten Ressourcen, ihre Herstellung verschlingt Energie und erzeugt Klimagase. Je kleiner das eigentliche Produkt, desto ungünstiger ist meist die anteilige Menge des Verpackungsmaterials. In einer Kaffee-Kapsel etwa sind nur rund sechs Gramm Kaffeepulver – umhüllt von drei Gramm Plastik- oder Aluminiumabfall. Zuzüglich der Umverpackung der Kapseln. Im Vergleich zu Kaffee aus der Großpackung verbrauchen Kapseln 16 Mal mehr Ressourcen.
Vermeiden ist besser als recyceln
Tatsächlich wiederverwertet wird von all dem Müll, das zeigen aktuelle Zahlen, nur ein Bruchteil. Denn selbst von dem Inhalt der gelben Säcke oder Tonnen landet fast die Hälfte in der Müllverbrennungsanlage. Und ein nicht geringer Teil landet, achtlos weggeworfen, in der Landschaft, gelangt über Flüsse in die Ozeane.
Umweltschonender wäre es allemal, Müll gar nicht erst entstehen zu lassen. die Deutsche Umwelthilfe sieht hier die großen Supermarktketten in der Pflicht, aber auch die Politik. So würden dem Handel in Deutschland zurzeit keine Anreize gesetzt, Verpackungsmaterial einzusparen, klagt Thomas Fischer von der Deutschen Umwelthilfe (DUH). Anders als in Dänemark etwa. Dort zahlen Hersteller eine Ressourcensteuer. Wer dort Verpackung einspart, verdient also bares Geld. Dass es schon heute möglich wäre, auch in Deutschland 20 Prozent des Verpackungsabfalls einzusparen, zeigt auch eine Studie des Wuppertal Instituts.
An die deutschen Supermarkt- und Drogerieketten appelliert die DUH, endlich ihrer Umweltverantwortung gerecht zu werden: etwa Mehrwegflaschen und loses Obst anzubieten, auf Verpackungen aus Recyclingmaterial umzusteigen und konzentrierte, Verpackung sparende Waschmittel anzubieten. Außerdem müsse, sagt Thomas Fischer, der Konsument in die Lage versetzt werden, eine bewusste, „grüne“ Kaufentscheidung zu treffen. Dazu benötigt er aber Verbraucherinformationen über den Ressourcenverbrauch des Produkts und seiner Verpackung.
Was Konsumenten tun können
Dass es auch heute schon anders geht, zeigen „Unverpackt-Läden“. Die Geschäfte, die alle Waren lose zum Abfüllen in mitgebrachte Behälter anbieten, gibt es mittlerweile in zahlreichen Städten. Auch in Bio-Märkten und Food Coops gibt es unverpackte Bio-Lebensmittel – oder auf dem Wochenmarkt.
Wenn keiner in der Nähe ist: einfach Produkte mit aufwändiger Umverpackung meiden, verpackungsarme Alternativen bevorzugen, eigene Einkaufstüten (auch Knotenbeutel für Obst und Gemüse) mitbringen. Und wenn es gar nicht anders geht: den Wertstoffmüll sauber trennen.
Studie (PDF): Cutting the Crap - die Vorteile einer Strategie zu weniger Ressourcenverbrauch in deutschen Supermärkten
Mehr zum Thema auf den Seiten der Deutschen Umwelthilfe (DUH): www.duh.de/projekte/abfall-mehrweg-recycling/verpackungen
Greenpeace.de: Warum gibt es so viele überflüssige Verpackungen?
Schlimmer geht's immer: in Plastik verpackte Cola-Dosen im Supermarkt. Allerdings nicht in Deutschland, sondern in Hongkong: