Bislang war es nur eine Vermutung. Nun ist einem Team um Laurent Métivier vom Nationalen Geografischen Institut Frankreichs (IGN) erstmals der Nachweis gelungen: Spannungen zwischen tektonischen Platten lösen sich gehäuft, wenn Gezeitenkräfte am Gestein zerren. Mit anderen Worten: Die Erde bebt tatsächlich häufiger, wenn die Anziehungskraft des Mondes besonders stark wirkt.
Die Gravitation des Trabanten hebt nicht nur die Wassermassen der Meere an und verursacht so Ebbe und Flut. Sie zieht auch die feste Erdoberfläche an und hebt den Boden, in mittleren Breiten zum Beispiel um bis zu 35 Zentimeter. Dabei kann sich die aufgestaute Spannung zwischen verschiedenen geologischen Schichten ruckartig entladen: Es kommt zu einem Erdbeben.
Um den Zusammenhang zwischen Mond und Beben statistisch zu untermauern, werteten Métivier und seine Kollegen 442.412 Ereignisse aus, die weltweit zwischen 1973 und 2007 stattgefunden hatten.
Die gute Nachricht: Der Mond hat zwar Einfluss, aber lediglich bei 0,2 bis 0,3 Prozent aller Erdbeben konnten die Forscher einen Zusammenhang mit den Gezeiten, also mit hoher Tide, belegen.
Eine höhere Wirkung hat der Trabant bei leichten Erdbeben mit einer Magnitude unter 4 auf der Richter-Skala, deren Epizentrum zudem nicht tiefer als 20 Kilometer lag; in diesen Fällen erhöht sich die Rate auf 0,6 bis 0,7 Prozent.
Dies sei darauf zurückzuführen, erläutert Métivier, dass "die Wirkung durch die Gezeiten in der Nähe der Erdoberfläche viel größer ist als in der Tiefe". Erdbeben mit großen Magnituden seien deshalb von den Gezeitenkräften vermutlich kaum zu beeinflussen.
Das bedeutet: Vor allem an großen Beben ist der Mond meist schuldlos.