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Skurriles Experiment "Mondbäume" gesucht: NASA bittet um Mithilfe

Moon tree
Ein Blick aus der Kommandokapsel von Apollo 14. Mit an Bord: Hunderte Baum-Samen. Rechts im Bild: ein "Mondbaum" vor dem Florida Department of Agriculture in Tallahassee/Florida
© picture alliance/AP Photo | Phil Coale
An Bord der Apollo-14-Mission, die am 9. Februar 1971 zu Ende ging, befanden sich Hunderte Pflanzensamen - um den Einfluss der Schwerelosigkeit auf ihr Wachstum zu erforschen. Wo die Bäume später gepflanzt wurden, ist kaum noch bekannt

Als die Kommandokapsel von Apollo 14 am 9. Februar 1971 punktgenau in den Pazifik platschte, befand sich an Bord neben 43 Kilogramm Mondgestein ein heute kaum noch bekanntes Experiment: ein Behälter mit fast 400 Samen von verschiedenen Baumarten.

Ziel des Versuchs war es, herauszufinden, ob und wie eine längere Schwerelosigkeit das Keimen und das Wachstum von Bäumen beeinflusst. Immerhin waren die keimfähigen Samen vom Start der Mission am 31. Januar 1971 bis zur Landung insgesamt neun Tage der Schwerelosigkeit ausgesetzt.

Neun Tage Schwerelosigkeit

Betreut wurde die Samen-Sammlung von Astronaut Stuart Roosa, der mit der Kommandokapsel "Kitty Hawk" 34 mal den Mond umkreiste, während seine Kollegen Alan Shepard, Edgar Mitchell Spaziergänge auf der Mondoberfläche unternahmen. Die Samen waren kein offizielles NASA-Experiment, sondern gehörten zu Roosas Personal Preference Kit: Gegenständen eigener Wahl, die die Astronauten auf ihre Reise zum Mond mitnehmen konnten.

Die Idee – "halb Wissenschaft, halb PR", wie sich Stan Krugman vom US Forest Service erinnert, hatte der Astronaut gemeinsam mit der Forstbehörde ausgeheckt. Anfang der Fünfzigerjahre hatte Roosa als "Feuerspringer" in Oregon und Kalifornien gegen Waldbrände gekämpft - und dabei seine Liebe zu Bäumen entdeckt.

Landung Apollo 14
Die Besatzung von Apollo 14 und die Baumsamen überstanden die Landung im Pazifik am 9. Februar 1971 unbeschadet. Allerdings gerieten die Samen bei der anschließenden Dekontamination durcheinander
© picture-alliance/ dpa

Nach der Rückkehr auf die Erdoberfläche reichte Roosa die Samen zur weiteren Erforschung an den US Forest Service weiter. Offenbar keimten die Samen der Kiefern, Douglasien, Ahorn- und Redwoodbäume völlig normal: Bis zu 450 Setzlinge wurden später aus Anlass der 200-Jahr-Feier der Vereinigten Staaten von Amerika an öffentliche Einrichtungen in verschiedenen Bundesstaaten verschenkt.

So wurde am Weißen Haus eine Weihrauch-Kiefer aus der Mondumlaufbahn gepflanzt, andere Bäume gelangten nach Brasilien, in die Schweiz und sogar bis nach Japan – als Geschenk für den König. Doch dann verliert sich die Spur der Mondbäume. Offizielle Dokumente der NASA über das Experiment, über Ergebnisse und den Verbleib der Setzlinge fehlen.

Eigene Nachforschungen bringen die NASA-Mondbäume wieder ans Licht

Als sich ein Vierteljahrhundert nach dem Abschluss der Mission eine Schulklasse über einen "Mondbaum" erkundigte, waren selbst die Mitglieder der Apollo-Mission ratlos. Erst die Nachforschungen der NASA-Abteilung für Geschichte brachten die Lösung.

Insgesamt gibt es nur zu rund einem Fünftel der Bäume Hinweise auf deren Verbleib. Eine Liste pflegt die US-Raumfahrtbehörde - und bittet gleichzeitig um weitere sachdienliche Hinweise.

Neben einigen der Versuchsbäume wurden in den Siebzigerjahren "irdische" Artgenossen zum Vergleich gepflanzt. Über irgendeinen Unterschied beim Wachstum ist bislang nichts bekanntgeworden.

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