Dass den weltberühmten Victoriafällen einmal vorübergehend das Wasser ausgehen könnte, hätte sich wohl auch David Livingstone nie träumen lassen. Als erster Europäer entdeckt der Forscher während seiner Afrikaexpedition 1855 die gigantischen Wasserfälle an der Grenze von Simbabwe und Sambia und beschreibt sie in seinem Tagebuch sichtlich bewegt als "das schönste, das er in Afrika je gesehen habe".
Auf einem Foto, das am 4. Dezember entstand, ist von der gewaltigen Schönheit nichts zu sehen, von den tosenden Wassermassen ist nur noch ein Rinnsal übrig. Nur an wenigen Stellen rinnen kleine Wassermengen an den steilen Basaltfelswänden hinab in die Tiefe.
Dass die Wassermenge am Sambesi und an den Victoriafällen während der Trockenzeit abnimmt, ist lokalen Behörden zufolge durchaus normal. Doch dieses Jahr habe es einen beispiellosen Abfall des Wasserspiegels gegeben. Die Daten der Zambezi River Authority in Sambia bestätigen, dass der Wasserfluss des Sambesi dieser Tage* gering ist wie seit 1995 nicht mehr.
Besonders der südliche Teil Afrikas ist vielerorts direkt von den Folgen des Klimawandels betroffen. Im Simbabwe hat eine große Trockenheit die schwerste Hungerkrise seit zehn Jahren verursacht. Auch Sambia leidet unter einer extremen Dürre, Millionen Menschen fehlt es an Wasser.
Dennoch zögern Wissenschaftler, allein die globale Erderwärmung als Grund für den dramatischen Rückgang der Wassermengen zu sehen - immerhin sei eine gewisse Abnahme der Wassermenge während der Trockenzeit nichts Ungewöhnliches.
Doch Forscher beobachten mit Sorge, dass sich die schweren Dürren im Sambesibecken in den letzten Jahren immer mehr häufen. Auch die lokale Tourismusindustrie fürchtet, dass immer extremere Dürreperioden mit den Victoriafällen bald die größte Touristenattraktion der Region auf Dauer trocken legen könnten.
*Update: Seit Anfang Dezember nimmt die Wassermenge nach den offiziellen Daten der Zambezi River Authority langsam wieder zu.