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Fuel Dumping Jedes Jahr regnen Hunderte Tonnen Flugbenzin auf Deutschland

Düsenjet mit Kondensstreifen
Düsenjets versprühen neben normalen Abgasen auch reines Kerosin - über Deutschland durchschnittlich 22 mal pro Jahr
© aapsky / Fotolia
In Notsituationen müssen Düsenjets schnell überschüssigen Treibstoff loswerden – allein im Jahr 2017 waren das 580 Tonnen. Die Folgen sind wenig erforscht

Das Fliegen stand noch nie im Ruf, besonders klimafreundlich zu sein. Denn das CO2, das bei der Verbrennung von Flugbenzin freigesetzt wird, heizt die Erdatmosphäre auf. Weit weniger bekannt ist, dass Düsenjets auch reines Kerosin in die Atmosphäre sprühen – und zwar tonnenweise.

Dieses so genannte Fuel Dumping wird immer dann notwendig, wenn ein vollgetanktes Flugzeug kurz nach dem Start einen technischen Defekt meldet und notlanden muss. Etwa bei einem Triebwerksausfall. Da die Maschinen für eine sichere Landung leichter sein müssen als beim Start, muss über Düsen in den Tragflächen Kerosin abgelassen werden. Zwischen 2010 und 2016 kam das im deutschen Luftraum durchschnittlich 22 Mal pro Jahr vor.

580 Tonnen Kerosin, die auf Deutschland niederregnen

Um welche Mengen es dabei geht, das wissen wir nun dank einer Anfrage der Grünenfraktion im Bundestag. Demnach wurden im vergangenen Jahr im deutschen Luftraum mindestens 579,5 Tonnen Flugbenzin abgelassen – knapp 90 Tonnen von Militär- und 490 Tonnen von Passagierflugzeugen. Im Jahr 2016 waren es „nur“ 491,6 Tonnen. Dabei schwankt die Menge von Fall zu Fall erheblich. Über der Pfalz wurden im Jahr 2017 bei einem einzigen Vorfall 75 Tonnen Kerosin abgelassen.

In der Antwort der Bundesregierung auf eine frühere Anfrage zum Thema heißt es, „die Flugsicherung weist dem Piloten ein Gebiet zum Ablassen zu.“ Und das ist in nach Möglichkeit ein dünn besiedeltes Gebiet.

Welchen Schaden richtet das Fuel Dumping an?

Über die Auswirkungen auf die Gesundheit der Menschen und die Umwelt in den betroffenen Regionen ist bislang wenig bekannt, einschlägige Studien fehlen. Auch das geht aus der Antwort der Bundesregierung hervor. Eine Studie im Auftrag des Umweltbundesamtes sei zumindest in Vorbereitung.

Da das Benzin im Notfall fein versprüht wird, ist damit zu rechnen, dass die Partikel über weite Strecken vom Wind befördert werden. Experten gehen davon aus, dass der größere Teil des Kerosins in der Atmosphäre verdunstet und von der Sonnenstrahlung zu Kohlendioxid zersetzt wird. Wird Treibstoff in einer Höhe von 1500 bei Windstille abgelassen, erreichen rund acht Prozent der Gesamtmenge den Boden.

Nach Untersuchungen des TÜV Rheinland sei die Verunreinigung des Bodens durch Fuel Dumping "vernachlässigbar", teilt die Bundesregierung mit. Konzentrationen, die Menschen gesundheitlich schaden könnten, würden "bei weitem" nicht erreicht.

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