Inhaltsverzeichnis
- Lebendige Milchstraße
- These 1: Die Stars der Milchstraße
- These 2: Däniken hat doch Recht
- These 3: Rauschen auf allen Kanälen
- These 4: Solarer Chauvinismus
- These 5: Ein galaktischer Naturpark
- These 6: Dümmer als die Milchstraße erlaubt
- These 7: Es war einmal ...
- These 8: Ein kosmischer eiserner Vorhang
- These 9: Der Außerirdische in uns
- These 10: Die galaktische Truman-Show
Kantinengespräche haben meist überschaubare Themen: den Job, die Familie, das Hobby. Doch als sich im Sommer 1950 der Physik-Nobelpreisträger Enrico Fermi mit Edward Teller, einem der Väter der Wasserstoffbombe, und zwei Kollegen im Forschungszentrum Los Alamos zu Tisch setzte, nahm die Unterhaltung eine Wende ins scheinbar Surreale. Es ging um die Möglichkeit von Reisen mit Überlichtgeschwindigkeit - in den USA grassierte gerade das Ufo-Fieber.
Plötzlich unterbrach Fermi seine Kollegen und fragte: "Wo sind sie alle?" (Where is everybody?) Dann rechnete er und kam zu dem Schluss, dass die Erde schon oft Besuch von intelligenten Lebewesen bekommen haben müsste, ohne dass sie eindeutige Spuren hinterlassen hätten. Das so genannte Fermi-Paradoxon war geboren.
Lebendige Milchstraße
Fermi hat seine Berechnung nie veröffentlicht. Doch die Frage, ob es extraterrestrische Zivilisationen gibt - und wenn ja, wie viele -, beschäftigt seither die Wissenschaft. 1961 legte der US-Astronom Frank Drake eine Formel vor, mit der er die Zahl kommunikationsfähiger Zivilisationen in der Milchstraße überschlägig kalkuliert hatte: N = R x P x E x L x I x Z x S. In einem Zahlenbeispiel: In der Milchstraße entstehen zehn neue Sterne pro Jahr (R=10); von allen Sternen hat die Hälfte Planeten (P=0,5), von denen wiederum zwei prinzipiell Leben erlauben (E=2). Dort, wo Leben möglich ist, entsteht auch welches (L=1). Leben führt in der Hälfte der Fälle zu einer intelligenten Spezies (I=0,5), aber nur jede Zehnte vermag Signale ins All zu senden (Z=0,1). Nimmt man als deren Lebensspanne eine Million Jahre an (S=1000000), sollte es allein in der Milchstraße N=500000 höher stehende Zivilisationen geben.
Überall Leben?
Auch nach Drakes Berechnungen müsste es also - entgegen unserer Wahrnehmung - in der Galaxis von Leben nur so wimmeln. Woraus sich folgern lässt: Entweder sind Fermis und Drakes Berechnungen falsch, oder die Menschheit vermag die Anzeichen extraterrestrischer Intelligenz nicht zu erkennen.
These 1: Die Stars der Milchstraße
Wir sind die einzige intelligente Spezies
Einige Astronomen glauben, dass es nur eine Frage der Zeit ist, bis endlich ein richtiger ET entdeckt wird. Der US-Physiker Frank Tipler hält dagegen: "Wir sind nicht nur die erste intelligente Spezies in der Galaxis - wir sind auch die einzige im ganzen Universum." Seine Überlegung: Die Milchstraße ist ungefähr zehn Milliarden Jahre alt. Zeit genug für mindestens eine technologisch hoch entwickelte Spezies, unsere Galaxis einmal zu durchstreifen. "Dann gäbe es aber keine Oortsche Wolke voller Kometen und keinen Asteroidengürtel mehr", glaubt Tipler. "Sämtliche dieser rohstoffhaltigen Objekte wären längst in Bauwerke verwandelt worden." Der deutsche Biologe Ernst Mayr, der lange in Harvard gelehrt hat, hält das Entstehen einer zweiten intelligenten Spezies ebenfalls für extrem unwahrscheinlich: "Im Gegensatz zur landläufigen Meinung wird hohe Intelligenz von der natürlichen Selektion nicht bevorzugt; tatsächlich kommen Millionen von Arten sehr gut ohne Intelligenz zurecht."
Entweder es gibt sie nicht - oder sie sind wie wir
Ein weiteres Argument führen der Geologe Peter Ward und der Astronom Donald Brownlee in ihrem Buch "Unsere einsame Erde" an: Die Besonderheiten unseres Sonnensystems zeigten, wie viele Zufälle im Spiel gewesen sein müssen, um schließlich den Menschen hervorzubringen. Es gebe nur wenige Sonnen, deren Lebensdauer eine dauerhafte Evolution ermögliche, die gleichzeitig von Planeten in der so genannten bewohnbaren Zone umlaufen werden und auf deren Planeten Wasser vorkomme. Dem stimmt auch Simon Conway Morris, Paläontologe an der Universität Cambridge, zu: "Weil die Aliens bisher nicht hier sind", sagt er, "gibt es sie wohl nicht." Falls sie aber doch auftauchten, seien sie - da die Entwicklung des Lebens zielgerichtet nach festen Prinzipien verlaufe - ziemlich menschenähnlich, mit Augen, zwei Beinen und einem Blutkreislauf.
Sind wir allein?
Die Argumente zeigen die Kehrseite der Drake-Gleichung: Ist auch nur eine der Bedingungen unwahrscheinlich, werden der entsprechende Faktor und damit das Gesamtergebnis sehr klein - und das Universum ist im Handumdrehen leer. "Wir sind ganz allein", hat Frank Tipler es unbarmherzig auf den Punkt gebracht.
Beweisbar: nein, aber widerlegbar durch die Entdeckung einer weiteren intelligenten Spezies Verfechter: Frank Tipler,
Ernst Mayr, Simon Conway Morris Film zur These: "Dune - Der
Wüstenplanet" (1984, 2001)
These 2: Däniken hat doch Recht
Die Aliens waren schon hier und sind wieder verschwunden
Viele Menschen interessiert die Frage "Wo sind sie?" nicht sonderlich. Sie sind sicher, dass ET längst hier war und reichlich Spuren hinterlassen hat, etwa in Form von Statuen auf der Osterinsel oder Bildern in der peruanischen Nasca-Ebene.
Bereits 1977 hatte der US-Orientalist Robert Temple in seinem Buch "Das Sirius-Rätsel" die Theorie aufgestellt, Außerirdische seien in Afrika gewesen. Temple war auf die Beschreibung französischer Ethnologen über das Volk der Dogon in Mali gestoßen. Die Dogon verfügten vermeintlich bereits Anfang der 1930er Jahre über ein Wissen über den Sirius, das dem damaligen Stand der Astronomie entsprach. Dogon-Priester hatten den Ethnologen versichert, dieses Wissen seit Urzeiten zu besitzen. Angeblich haben die Dogon auch nicht durch Missionare von den astronomischen Erkenntnissen erfahren. Temple schloss daraus, dass es sich um eine Überlieferung von Außerirdischen handeln müsse.
Wo sind die Spähsonden der Aliens?
Womöglich aber war ET gar nicht selbst auf der Erde, sondern hatte Späh-Sonden geschickt. Für Zivilisationen, die einige zehntausend Jahre weiter entwickelt sind als die Menschheit, dürfte das kein Problem sein, glaubt der kanadische Psychologe und Seti-Forscher Allen Tough. "Jede dieser Sonden könnte intelligenter als ein Mensch sein", sagt er, "und dabei kleiner als ein Baseball." Der Physiker und Wissenschaftsautor Robert Freitas hat daraufhin eine Strategie zur "Suche nach extraterrestrischen Artefakten" (Seta) ausgearbeitet. Demnach würden Aliens ihre Sonden wahrscheinlich auf bestimmten Umlaufbahnen oder an den so genannten Lagrange-Punkten von Erde und Mond oder Sonne und Erde stationieren. Das sind Orte, an denen sich die Anziehungskräfte der zwei Himmelskörper die Waage halten. Entdeckt hat man an diesen Punkten allerdings nichts.
Beweisbar: durch die Entdeckung eines Artefakts, das zweifelsfrei nicht menschlichen Ursprungs ist Verfechter: Erich von Däniken, Robert Temple, Robert Freitas Film/Roman zur These: "Stargate" (1994); Algis Budrys: "Projekt Luna" (1960)
These 3: Rauschen auf allen Kanälen
Die Aliens senden Signale aus, die wir nicht entschlüsseln können
Forscher, die mit Radioteleskopen Zeichen außerirdischer Intelligenz aufspüren wollen, stehen vor prinzipiellen Problemen: Welche Frequenzen sollen sie anpeilen? Die Fachwelt hat sich auf die Radiowellen-Emission des Wasserstoffs konzentriert, des häufigsten Elements im Universum. Die Logik dahinter: Aliens würden diese Besonderheit des Wasserstoffs ebenfalls erkennen und daher auch auf diesen Frequenzen senden. Dazu müssten Aliens allerdings ähnlich denken wie Menschen.
Ein kurzes Flackern
Ein weiteres Problem: Woran ist eine Nachricht zu erkennen? 1977 tauchte das berühmt gewordene "Wow"-Signal auf. Der Name stammt von der handschriftlichen Notiz auf einem Messprotokoll, nachdem ein Astronom für wenige Sekunden ein unerwartet starkes Signal registriert hatte, das aber von anderen Radioteleskopen nicht bestätigt werden konnte. Wenn uns nicht jemand gezielt anpeilt, wird ein Signal wahrscheinlich unerkannt bleiben, denn selbst ein echter Treffer würde lediglich wie ein kurzes unmerkliches Flackern erscheinen.
Benutzen Aliens die Strahlung von Pulsaren?
Der Physiker Paul LaViolette glaubt, dass wir bereits etwas Wichtiges übersehen haben: Im Jahr 1967 entdeckte die irische Astronomin Jocelyn Bell ein starkes, rhythmisches Signal. Nach kurzer Aufregung befand die Fachwelt, dass es sich um eine neue Art von Stern, einen "Pulsar", handeln müsse, der wie ein kosmisches Leuchtfeuer in regelmäßigen Abständen Radiowellen ins All schleudert. LaViolette argumentiert, dass technisch hoch entwickelte Aliens in der Lage sein könnten, die Abstrahlung von Pulsaren zu fokussieren. Wir hätten demnach ein Signal vor Augen und würden es irrtümlich einem natürlichen Ursprung zuschreiben.
Beweisbar: wenn die zweifelsfreie Entschlüsselung eines Signals gelänge Verfechter: Frank Drake, Paul
LaViolette Film/Roman zur These: "2001 - Odyssee im Weltraum" (1968); Carl Sagan: "Contact" (1985)
These 4: Solarer Chauvinismus
Wir können die Erscheinungsform der Aliens nicht erkennen
Für den Mathematiker Ian Stewart und den Biologen Jack Cohen gründet die Debatte um extraterrestrisches Leben auf einem kapitalen Denkfehler: Die meisten Forscher gingen von erdähnlichem Leben aus - "wie ein britischer Tourist, der einen fremden Strand nach Fish and Chips und einem Bier absucht", schreiben die Briten in ihrem Buch "Evolving the Alien". Auf Erbmolekülen der DNS basierendes Leben halten sie hingegen für einen kosmischen Einzelfall.
Neue Lebensformen Wie Leben auch ganz anders aussehen könnte, zeigt ein Versuch rumänischer Physiker. Mithilfe zweier Elektroden und hoher elektrischer Spannung erzeugten sie Miniaturblitze in einem Plasma aus Argongas. Dabei entdeckten die Forscher, dass sich an der positiv geladenen Elektrode Blasen bildeten, die wuchsen und sich teilten. Die Blasen wurden zudem durch eine doppelte Schicht aus Ionen begrenzt - ähnlich wie eine Zellmembran -, während sich im Inneren ein Kern aus normalem Argongas befand. "Solche zellähnlichen Blasen könnten Grundlage ganz neuer Lebensformen sein", spekuliert der Physiker Mircea Sanduloviciu.
Sind wir für fremde Lebensformen blind?
Der US-Physiker Michio Kaku glaubt, dass es höher stehende Zivilisationen in der Milchstraße geben könnte, Menschen aber nicht fähig seien, diese zu erkennen. So wie sich für Ameisen nicht der Sinn einer Autobahn erschließe, über die sie krabbeln, meint Kaku.
Beweisbar: derzeit nicht Verfechter: Jack Cohen, Ian
Stewart, Michio Kaku Film/Roman zur These: "Solaris" (1972, 2002); Robert L. Forward:
"Dragon's Egg" (1980)
These 5: Ein galaktischer Naturpark
Die Aliens meiden den Kontakt mit uns
Der Radioastronom John Ball überraschte 1973 die Fachwelt mit seiner "Zoo-Hypothese": Hoch entwickelte Außerirdische seien längst nicht so geschwätzig, wie Menschen an-nähmen; sie betrachteten das Sonnensystem vielmehr als eine Art Naturpark, in dem wir in Ruhe leben dürften, ganz ähnlich wie Seehunde im Nationalpark Wattenmeer. "Vielleicht sind wir für sie nur ein unbedeutender Eintrag in einer Tabelle der bewohnten galaktischen Regionen", schrieb Ball.
Galaktischer Artenschutz Der britische Astrophysiker und Wissenschaftsautor Martyn Fogg hat diese Überlegung 1986 auf die Spitze getrieben: ET habe sich womöglich ganz bewusst eine Kontaktsperre mit uns verordnet. "Beobachter könnten sich entschieden haben, Planetensysteme, die sie untersuchen, nicht zu besiedeln, damit sich einheimisches Leben ungestört zu raumfahrenden Zivilisationen entwickeln kann", sagt Fogg. Einen ähnlichen Gedanken haben auch die Astronomen Carl Sagan und William Newman formuliert: Die hoch entwickelten Zivilisationen hätten sich einen "Codex Galactica" gegeben, der einen Eingriff in die Entwicklung junger Spezies wie die der Menschheit verbiete.
Beweisbar: derzeit nicht Verfechter: John Ball, Martyn Fogg Romane zur These: Douglas Adams: "Per Anhalter durch die Galaxis" (1979); C. Darlton et.al.: "Perry Rhodan Band 1 - Die Dritte Macht" (1961)
These 6: Dümmer als die Milchstraße erlaubt
Die Aliens haben nicht die Fähigkeit zur interstellaren Kommunikation
Neandertaler haben einige Jahrtausende neben dem Homo sapiens existiert, haben Steinwerkzeuge gefertigt, doch keine Hochkulturen oder gar die Raumfahrt entwickelt. Ähnlich könnte es auch Alien-Spezies gegangen sein. "Es ist gut vorstellbar", sagt der Astronom Carl Sagan, "dass es außerirdische Zivilisationen gibt, die es nie auch nur zu Funkgeräten gebracht haben, sondern von der natürlichen Selektion ausgemerzt wurden." Ebenfalls denkbar seien Aliens, die - vergleichbar mit Delfinen - in einem Ozean leben oder deren Planet dauerhaft von einer dicken Wolkenschicht bedeckt ist. In ihrem Weltbild spielten das All und die Sterne vermutlich keine Rolle.
An die heimische Scholle gefesselt Einen weiteren Grund für ausbleibende Kommunikation führt der Astrophysiker Richard Gott von der Universität Princeton an: "Da wir noch an unsere Heimatwelt gebunden sind, sagt uns das Kopernikanische Prinzip - wonach die Erde ein durchschnittlicher Planet ist -, dass ein beträchtlicher Teil intelligenter Wesen ebenfalls noch an ihre Welten gebunden sind, denn sonst wären wir etwas Besonderes." Das erkläre, weshalb die Erde nicht längst von Außerirdischen kolonisiert worden sei.
Beweisbar: derzeit nicht Verfechter: Carl Sagan, Richard Gott Filme zur These: "Star Trek" (ab 1966); "Planet der Affen" (1968, 2001)
These 7: Es war einmal ...
Die Aliens sind schon längst wieder ausgestorben
Das Universum ist ein gefährlicher Ort. Asteroiden schlagen auf Planeten ein, Gammastrahlen-Ausbrüche erzeugen tödliche Strahlenschauer, Sterne kollidieren oder verglühen. Es gibt unzählige Möglichkeiten, wie aufkeimendes Leben erlöschen kann. Der Astrophysiker Milan Cirkovic und der Geograph Richard Cathcart gehen davon aus, dass die ersten Milliarden Jahre des Universums noch weit lebensfeindlicher waren als die Gegenwart: "Die ältesten Zivilisationen müssten in einer Epoche entstanden sein, in der radioaktive, in Supernovae erzeugte Elemente häufiger waren." Die Energie aus dem radioaktiven Zer-fall von Material im Inneren von Planeten ist die wichtigste Wärmequelle, die tektonische Bewegungen der Kruste verursacht - ein Mechanismus, der auch heute noch in der Erde wirksam ist. Erdähnliche Planeten in der Frühzeit des Universums waren demnach geologisch wesentlich aktiver, was die Entstehung stabiler Lebensbedingungen erschwert haben dürfte.
Vernichteten sich die Aliens selbst?
Unter Umständen aber waren die Aliens an ihrem Untergang sogar selbst schuld:
- indem sie ebenfalls die Atombombe erfanden und ihre Zivilisation auslöschten;
- indem sie Nano-Roboter erschufen, die sich explosionsartig vermehrten und die Biosphäre in einen "Grey Goo" (grauen Schleim) verwandelten, wie es etwa der Nanotechnik-Experte Eric Drexler annimmt;
- indem sie hemmungslos fossile Rohstoffe verbrauchten und ihr Heimatplanet durch den Treibhauseffekt unbewohnbar wurde.
Beweisbar: derzeit nicht Verfechter: Milan Cirkovic, Richard Cathcart, Eric Drexler Roman/Film zur These: Ray Bradbury: "Die Mars-Chroniken" (1950, 1980)
These 8: Ein kosmischer eiserner Vorhang
Die Aliens leben in einem Paralleluniversum
Selbst wenn wir im uns bekannten Kosmos die einzige intelligente Spezies wären, könnten Aliens gleichzeitig in Paralleluniversen leben. Das jedenfalls glaubt der US-Physiker Lee Smolin. In dem Bemühen, Quantenmechanik und Relativitätstheorie mit dem Gedanken der Evolution zu verbinden, ist Smolin zu folgender Theorie gelangt: "Jedes Schwarze Loch ist eine Knospe, die zu einem neuen Universum von Augenblicken führt."
Wie Paralleluniversen sich vermehren Lange Zeit habe es nur eine Abfolge von Universen ohne Schwarze Löcher gegeben, wobei jedes aus seinem Vorgänger entstanden sei. "Das ist so ähnlich, als ob ein Bakterium sich nicht durch Teilung fortpflanzt, sondern stirbt und dadurch nur einen einzigen Nachkommen erzeugt." Irgendwann aber habe eine Mutation der Naturkonstanten - ähnlich einer Genmutation - zu einem Universum wie dem unseren geführt. Weil dieses viele Schwarze Löcher hervorbringe, die zu neuen Universen führen, müsse es inzwischen unzählige Paralleluniversen zu dem unseren geben.
Beweisbar: theoretisch, durch eine Reise durch ein Schwarzes Loch in ein Paralleluniversum Verfechter: Lee Smolin Film/Roman zur These: "Contact" (1997); Carl Sagan: "Contact" (1985)
These 9: Der Außerirdische in uns
Wir selbst sind die Nachfahren von Aliens
Könnte es sein, dass die Menschen von einer kosmischen Intelligenz abstammen? Die Astrophysiker Fred Hoyle und Chandra Wickramasinghe haben schon vor Jahrzehnten die These vertreten, dass Asteroiden und Meteoriten Lebenskeime auf die Erde gebracht haben. Daran anknüpfend, haben Leslie Orgel und Francis Crick, der Mitentdecker der DNS-Struktur, die Hypothese entwickelt, menschliches Leben entstamme der zielgerichteten Aussaat einer sterbenden Zivilisation. Die beiden Forscher hatten sich gewundert, dass sämtliche Organismen Nukleinsäuren zur Speicherung der genetischen Information verwenden. Diese Universalität des Lebenscodes ist für sie erklärbar, wenn es eine "Infektion" durch extraterrestrische Lebenskeime gegeben hat.
Widerstandsfähiges Leben
Dass Leben selbst unter den harten Bedingungen im All Bestand haben kann, zeigen Experimente mit Bakterien im Weltraum, die gezielt kosmischer Strahlung ausgesetzt wurden. Und selbst Kometen können Kohlenstoff, die Grundsubstanz allen Lebens, offenbar über weite Strecken unversehrt durchs All transportieren: Mit einem Spektrometer entdeckten Forscher des Harvard-Smithsonian Center for Astrophysics Kohlenstoff-Ionen im Schweif des Kometen Kudo-Fujikawa.
Beweisbar: indirekt, durch Entdeckung von DNS-Molekülen oder irdischen Lebensformen in anderen Teilen des Weltraums Verfechter: Francis Crick, Leslie Orgel Film zur These: "Kampfstern Galactica 3" (1981)
These 10: Die galaktische Truman-Show
Das All ist eine von Aliens erschaffene Illusion
Eine unter Pessimisten verbreitete Überlegung lautet: Wir leben in einer Simulation. "Es gibt nichts in der Quantenmechanik oder in der Relativitätstheorie, das eine solche Matrix ausschließen würde", räumt der Physiker Michio Kaku ein. Könnten telepathische Erlebnisse oder unsere Träume etwa Hinweise auf eine solche Matrix, eine tiefer liegende Wirklichkeit sein?
Kosmischer Taschenspielertrick? Oder liegt der Hinweis offen vor uns, in der Big-Bang-Theorie? In den 1960er Jahren entdeckten Astronomen die kosmische Hintergrundstrahlung, die aus den Anfangstagen des Weltalls stammt und kurz nach dem Big Bang entstanden sein muss. Die herkömmliche Urknalltheorie konnte aber nicht erklären, weshalb die Strahlung aus allen Himmelsrichtungen gleich stark ist. Erst 1981 fand der Physiker Alan Guth eine Erklärung: Demnach blähte sich das Universum 10-36 Sekunden nach dem Urknall abrupt auf. Was aber davor liegt, lässt sich bis heute nicht ergründen. Könnte es sein, dass diese "Mauer in der Zeit" von den Architekten der Matrix eingezogen wurde, damit Menschen die Simulation nicht entdecken?
Ein ähnliches Szenario bietet auch der Mathematiker Stephen Baxter als Erklärung an. Demnach ist unser Sonnensystem eine von Aliens geschaffene künstliche Sphäre. Allerdings wären wohl nur so genannte "K3-Zivilisationen" in der Lage, so etwas wie eine Truman-Show zu erschaffen. (Das sind - nach dem russischen Astrophysiker Nikolai Kardaschew - Zivilisationen, die die Energie ihrer gesamten Galaxie anzapfen können.) In dem Fall müsste die Menschheit zumindest theoretisch in der Lage sein, den Horizont der künstlichen Sphäre zu entdecken. Tatsächlich nähert sich die 1977 gestartete Nasa-Sonde "Voyager 1" der Grenze des Sonnensystems. Doch selbst wenn die Sonde die Grenze überwindet und weiter sendet, wäre das Szenario nicht widerlegt - die Aliens könnten auch die Sonde manipuliert haben.
Beweisbar: durch Fehler in der Simulation Verfechter: Stephen Baxter Filme zur These: "Dark City" (1998); "The Matrix" (1999)