Deutschland Urlaub in den Bergen: 33 Tipps für Wanderlustige

Viele Wege führen auf die Allgäuer Rote Spitze, etwa die auf den steilen Wiesen der Südflanke
Viele Wege führen auf die Allgäuer Rote Spitze, etwa die auf den steilen Wiesen der Südflanke
© Colin McCarthy
Es sind nur ein paar Schritte, schon wachsen wir über uns hinaus. Vielleicht ist das der Grund, warum es uns immer wieder in die Berge zieht. Wir haben 33 Tipps für Deutschlands Höhepunkte gesammelt

1. Für Steinbockfans

Waren Mitte des 20. Jahrhunderts Steinböcke fast im gesamten Alpenraum ausgestorben, leben jetzt wieder mehrere Hundert in den Allgäuer Alpen. Die Steinbocktour führt meist oberhalb der Waldgrenze durch hochalpines Gelände, wo viele seltene Alpentiere zu Hause sind. Eine Begegnung mit den majestätischen großen Bergziegen kann auf dieser sportlichen Mehrtageswanderung fast garantiert werden: Steinböcke fühlen sich in ihrem Revier so sicher, dass sie auf den Grasmatten zwischen den Felsen liegen bleiben und weiter an den Bergkräutern mümmeln, während ihre Fans vorbeiwandern. Manche Etappen sind anspruchsvoll, können aber auf leichteren Wegen umgangen werden.

Infos: oberstdorf.de

Tipp: Die Alpinschule Oberstdorf bietet auch geführte Wanderungen an, alpinschule-oberstdorf.de

2. Von Hütte zu Hütte

Krautsalat, Braten und Kaiserschmarrn auf Hochrieshütte, Spitzsteinhaus oder Priener Hütte gleichen jeden Kalorienverlust auf dieser Bergtour wieder aus. Auf der Chiemgautour geht es von Hütte zu Hütte, über saftige Almböden, durch Naturschutzgebiete hinauf auf vier der schönsten Chiemgau-Gipfel: Hochries, Spitzstein, Geigelstein und Kampenwand. Hin und wieder führt der Weg wie so oft in den Alpen irgendwann auch über Grat und durch Geröll, aber der Rundumblick vom höchsten Aussichtspunkt, dem Geigelstein (1808 Meter), übers Inntal und bis zum Großglockner lohnt den schweißtreibenden Aufstieg. Knieschonend ist der Abstieg – mit der Kampenwandbahn.

Tipp: Hüttenübernachtung früh reservieren, gerade die Doppelzimmer sind schnell ausgebucht

Beim Aufstieg geschwitzt, den Gipfel geschafft. Hütten wie das Allgäuer Prinz-Luitpold-Haus sorgen dafür, dass man Hochgefühle noch länger auskosten kann: mit Betten und Kässpatzen, in die Hittisauer Bergkäse gerieben wird
Beim Aufstieg geschwitzt, den Gipfel geschafft. Hütten wie das Allgäuer Prinz-Luitpold-Haus sorgen dafür, dass man Hochgefühle noch länger auskosten kann: mit Betten und Kässpatzen, in die Hittisauer Bergkäse gerieben wird
© Colin McCarthy

3. Gletscherkunst

Erst lässt man die steilen Almen hinter sich, steigt an Senken vorbei, in denen Bergseen leuchten, dann taucht man ein in einen grauen Ozean. Das Steinerne Meer ist ein 2300 Meter hochgelegenes Karstplateau in den Berchtesgadener Alpen, das seinen Namen den bizarren Gesteinsformationen verdankt – vom Gletscher formvollendet, vom Alpenwetter nachpoliert, umrahmt von so berühmten Gipfeln wie Watzmann, Hochkönigstock und Hochkalter. Große Sommerreib’n wird die Mehrtagestour genannt, die sich an der Route der berühmten Große-Reib’n-Skitour orientiert. Die Wanderung ist anstrengend, braucht Bergerfahrung und Schwindelfreiheit. Highlight: der Ausblick auf den Königssee, der karibiktürkisfarben aus dem Tal herauffunkelt.

Tipp: Sonnenbrille mitnehmen, der Stein ist so weiß, dass er selbst bei schlechterem Wetter blendet

4. Müßiggang

Der Altmühltal-Panoramaweg behauptet, ein Wanderweg zu sein. Aber er tut alles, um einen vom Wandern abzuhalten. Mittelalterliche Burgen und Schlösser (Burg Pappenheim, Schloss Hirschberg, Burg Prunn), Thermen (Treuchtlingen), ein Qi-Gong-Weg (als Exkurs in Dietfurt) sorgen für Entschleunigung. Auf 200 Kilometern geht es von Gunzenhausen nach Kelheim, immer entlang der Ufer und Hochufer des Altmühl-Flüsschens. Auch die Naturattraktionen unterwegs verhindern jeden Streckenrekord: duftende Wacholderheiden, Magerwiesen voller torkelnder Schmetterlinge, Kalkfelsformationen wie die "12 Apostel". Auf dem Main-Donau-Kanal kann manche Etappe mit dem Boot abgekürzt werden – damit mehr Zeit für ein Feierabendbier im Kloster Weltenburg bleibt.

Tipp: Über frankentourismus.de wird auch Gepäcktransport organisiert

Die Teufelskanzel bei Solnhofen krönt den Altmühltal-Panoramaweg
Die Teufelskanzel bei Solnhofen krönt den Altmühltal-Panoramaweg
© Dietmar Denger/Naturpark Altmühltal

5. Durchs Canyonland

"Meine Mutter macht die besten!", behaupten viele Schwaben von den Donauwellen, dem legendären Schokokirschkuchen mit reichlich Pudding. Die zusätzliche Energie der schwäbischen Köstlichkeit kann man auf dem Donauberglandweg von Gosheim nach Beuron gut gebrauchen, führt er nicht nur am sogenannten schwäbischen Canyon entlang, den die Donau tief in die Kalkfelsen gewaschen hat, sondern hinauf auf die Plateaus der Schwäbischen Südwestalb. Übernachtet wird in Dörfern unterwegs, reichlich Gelegenheit, die berühmten Wellen in den vielen Cafés selbst zu probieren. Warum die Donauwelle so heißt, weiß übrigens niemand genau. Am Fluss liegt es auf jeden Fall nicht. Der fließt in seinem Tal eher ruhig dahin.

Tipp: das legendäre Höhlenfest in der Mühlheimer Felsenhöhle an Christi Himmelfahrt

6. Immer auf der Höhe

Der Westweg ist der bekanntere Fernwanderweg im Schwarzwald, der Kandel-Höhenweg von Freiburg nach Oberkirch noch weiter westlich dafür weniger überlaufen. Er ersteigt die Schwarzwaldhöhen zwischen Dreisam und Glottertal und führt auf einer knackigen Route auf den Kandel (1241 Meter). Der umtriebige Schwarzwaldverein hat die lange Tour bestens ausgeschildert. Das Besondere: die einfachen, oft historischen Naturfreundehäuser unterwegs zum Übernachten.

Tipp: das integrative "Café MundWerk" in Waldkirch

7. Auf der Sonnenseite

Das Ahrtal zählt zu den beliebtesten Wanderregionen Deutschlands. Es bietet Wanderern eine wunderschöne Mischung aus Waldpassagen und beeindruckenden Fernblicken. Meist läuft man durch Weinbergterrassen, unten liegt das Ahrtal, die Etappen führen von Weingut zu Weingut. Gerade nach der Flut freuen sich die Bewohner der Region über Besucher. Viele Wanderwege, wie der Rotweinwanderweg, können wieder komplett bewandert werden. Auf den 36 Kilometern des Rotweinwanderwegs von Bad Bodendorf über Bad Neuenahr/Ahrweiler bis Altenahr sollte man diverse Verkostungen bei den Winzern mit einplanen, weshalb sich die Tour gut auf drei Tage ausdehnen lässt. Die Restaurants und Straußenwirtschaften am Rotweinwanderweg sind größtenteils wieder geöffnet. Für alle Abstinenten: Auf dem Weg liegen auch zahlreiche Mineral- und Heilwasserquellen.

Infos: ahrtal.de

Tipp: Die beliebte Weinlesezeit meiden. Man kann auch im Spätherbst gehen, der Weg liegt auf der Sonnenseite. Bei den Wanderwegen stehen derzeit nur eingeschränkt Parkplatzmöglichkeiten zur Verfügung – aber es fahren auch öffentliche Verkehrsmittel.

Höhenflüge am Ende der Chiemgautour: Paraglider nutzen den Aufwind über der Kampenwand
Höhenflüge am Ende der Chiemgautour: Paraglider nutzen den Aufwind über der Kampenwand
© Hans-Bernhard Huber/laif

8. Wilder geht's kaum

Dein Kocher, dein Campinggeschirr, dein Couscous: Der Forststeig geht über 100 Kilometer durch die Sächsisch-Böhmische Schweiz und ist speziell auf Selbstversorger ausgelegt, die Schlafsack, Isomatte, Zelt und Essen dabeihaben und die überfüllten Wanderwege meiden wollen. Im deutsch-tschechischen Grenzgebiet überwindet der Forststeig dreizehn Tafelberge. Übernachtet wird an offiziellen Biwakplätzen und in unbewirtschafteten Forsthütten fernab der Zivilisation.

Tipp: Trekkingticket vorher kaufen (über die Website)

9.  Auf Römerspuren

2000 Jahre schon sind die Menschen auf diesem Weitwanderweg unterwegs: Die ersten waren wohl römische Kaufleute, die ihren Handelsweg oben in den Hängen des Spessart anlegten. Später im Mittelalter trugen schwer bepackte Esel das Salz der Salinen von Bad Orb zu den Handelspartnern im Norden. Nach den stoischen Schleppern benannte man dann den Eselsweg, der mehr als 100 Kilometer durch den Spessart führt. Wer zu Fuß das größte zusammenhängende Waldgebiet Deutschlands durchquert, passiert gerade so viele Orte, dass er abends einen Ess- und Schlafplatz findet. Ansonsten herrscht auf dieser Tour nur eines: romantische, einsame Waldwildnis.

Tipp: das Franziskanerkloster Engelberg hoch über Großheubach

10. Schnapsidee

Wandermathematik im Fichtelgebirge geht so: 12 Gipfel plus 63 Kilometer ist gleich: 1 Schnapsidee. Der Wunsiedler Kardiologe Roman Lebek hatte den wahnwitzigen Plan, die zwölf höchsten Gipfel des Fichtelgebirges an einem Tag zu besteigen. Hoch, runter, hoch, runter, bis Schneeberg, Ochsenkopf, Epprechtstein und Co addiert sind und selbst ein gut trainierter Herzspezialist sich ausgepowert hat. Inzwischen bewältigen jedes Jahr gut hundert Wanderer den Gewaltmarsch in rund 17 Stunden. Alle, die nicht so gern Blut schwitzen, teilen die 12-Gipfel-Tour auf 2 oder 3 Tage auf und übernachten zum Beispiel auf dem "Waldsteinhaus" und dem "Seehaus".

Tipp: Die GPS-Daten findet man auch auf komoot.de

Gipfeltreffen im Berchtesgadener Land: Rund um den 2276 Meter hohen Schneibstein gibt es viel Erhebendes
Gipfeltreffen im Berchtesgadener Land: Rund um den 2276 Meter hohen Schneibstein gibt es viel Erhebendes
© Cody Duncan/Cavan Images/laif

11. Genusstour

Wandern von Gipfel zu Gipfel? Kann man machen. Oder man läuft auf dem Harzer Baudensteig von Köhlersuppe zu Wildgulasch und verleibt sich ein, was Harzer "Hackus und Knieste" nennen (Hackfleischbällchen mit Backkartoffeln). Der Steig verbindet die schönsten Waldgaststätten und Berggasthöfe, im Harzer Dialekt Bauden genannt. In sechs moderaten Etappen gehen Hungrige von Bad Grund bis zum Kloster Walkenried, kraxeln auf erloschene Vulkane (den Ravensberg), schauen von Burgruinen herab (Scharzfels), steigen in Tropfsteinhöhlen hinunter (Iberg) und kommen garantiert satt und glücklich an.

Infos: harzinfo.de

Tipp: die kostenlose offizielle Harz-App mit vielen weiteren Wandertipps

12. Mount Everest an einem Tag

Diese 8000er Tour kokettiert mit der Gewalttour der Höhenbergsteiger, ist aber auch für medioker trainierte Wanderer gut zu laufen, weil es relativ gemütlich über den knapp 1000-Meter-Höhenrücken des Bayerischen Waldes von Gipfel zu Gipfel geht, ohne dass man ernsthaft in tiefere Lage absteigen muss. Während sich oben der orkanzersauste Restwald an die Kuppen klammert, verzaubern in den Senken Moore und Mischwälder mit Bächen und Wasserfällen. Zudem ist der Bayerische Wald lang nicht so überlaufen wie der Alpenraum.

Tipp: In der gemütlichen "Schareben"-Hütte kann man einkehren und auch übernachten

13. Auf hoher See

In der ersten Bergreihe hinter München gibt es Seen im Überfluss: Walchensee, Eibsee, Spitzingsee, Schliersee, himmelblau, supersauber, biergartenverwöhnt, aber an sonnigen Tagen von Städtern überfüllt. Ganz anders der Soinsee südwestlich von Bayrischzell, der sich wie ein blauer Tupfer in einer Senke des Mangfallgebirges versteckt. Über den Almen wird die Tour wilder, ein enger Weg führt durch Latschenfelder bis auf den Gipfel der Auerspitz (1811 Meter) mit reichlich Fernsicht, an schönen Föhntagen bis zum Großvenediger. Das Highlight hat man beim Abstieg im Blick: den glasklaren Soinsee, auf 1458 Metern, dessen spiegelglatte Oberfläche alles verdoppelt, was es an Attraktionen zu sehen gibt, die Scharten der Ruchenköpfe, die Felsen, die alten Wetterfichten, die bunten Bergwiesen.

Tipp: Badezeug mitnehmen! Auf dem "Sillberghaus" ist ein hübsches Almschwimmbad, almbad.de (nur Fr-So)

14. Fernsicht 

Ein futuristisches Riesenfernrohr aus Holz ragt über die 2224 Meter hohe Kante neben der Karwendelbahn-Bergstation. Vom runden Panoramafenster schaut man tief hinunter ins Isartal und auf die Zugspitze. Im Rohr ist Platz für eine Ausstellung zu den Naturwundern der Hochalpen. Wer durch das kesselförmige Dammkar absteigt, sieht sie dann in echt: Murmeltiere, Gämsen, Alpenschneehühner, aber auch Schmetterlinge lieben das hohe Geröll und die wilden Hänge. Das Karwendel ist das größte zusammenhängende Naturschutzgebiet der Ostalpen. Steil geht es durch atemraubende Steinfelder, zwischen Felszacken bis nach Mittenwald. Wer knieschonender unterwegs sein will, läuft oben an der Bergstation eine Stunde auf dem Passamani Panoramaweg rund um die Karwendelgrube.

Tipp: Fernglas nicht vergessen, die Karwendelgrube ist Schneehuhnrevier

15. Reise zum Mond

Während sich das Kleinwalsertal, der Startpunkt der Tour, damit rühmt, aufgrund seiner hohen Talschlussberge "die schönste Sackgasse der Welt zu sein", wähnt man sich auf dem Gottesacker gleich auf dem Mond. Grauer Fels, soweit das Auge reicht, seltener ungarischer Enzian, Berg-Baldrian, Alpenrosen und Wacholder zwischen den Felsenritzen, am Himmel ein Steinadler, der über dem Europaschutzgebiet kreist. Die karge, zerklüftete Karstlandschaft zwischen Torkopf und Hohem Ifen ist eine Alpensensation: Regen, Frost und Schneeschmelze haben den Bergrücken Jahrtausende lang bearbeitet, den Karst zerhauen, gesprengt und zerklüftet, sodass der Gottesacker heute wie ein riesiger steinerner Gletscher aussieht.

Tipp: Reichlich Wasser mitnehmen, der Karst schluckt den Regen, es gibt keine Quellen

16. Alpenwellness

Ines und Daniel Schwegler legen die Latte hoch. Auf ihrer Enzianhütte (1804 Meter) gibt es nicht nur Gourmet-Essen, sondern auch einen quellwassergespeisten Outdoor-Whirlpool, eine Panorama-Sauna mit reichlich Bergwiesenheuaroma, Massage und Yoga. Allerdings empfiehlt es sich, für einen erholsamen Alpenwellnesstag früh aufzustehen, die Wanderung vom Oberstdorfer Fellhornparkplatz zur Hütte dauert immerhin dreieinhalb Stunden. Wer auf den Liegestühlen die Zeit vergisst und die leckeren Biere der hauseigenen Brauerei entdeckt, wird zum Glück abends nicht zurück ins Tal geschickt. Zu den Bettenlagern gibt es in der Enzianhütte auch hübsche Doppelzimmer.

Tipp: "Mein Jahr in den Bergen" des Bestsellerautors Paolo Cognetti, der gleich ein Jahr auf einer Hütte blieb

17. Abkühlung

Manch einer nennt sie die schwäbischen Niagara-Fälle, und auch Urwald hat die Schwäbische Alb zu bieten. Der Weg oberhalb Bad Urachs führt einmal um den Runden Berg herum und schlängelt sich so abwechslungsreich durch Streuobstwiesen, über Kalkfelsen am plätschernden Brühlbach entlang und durch Waldmeister-Buchenwälder, dass er vom Deutschen Wanderinstitut zum Premiumwanderweg gekürt wurde. Wer rechts herum läuft, spart sich die Hauptattraktion fast bis zum Schluss auf: den 37 Meter hohen Uracher Wasserfall, der zwischen Felsen und Moosen von den Hängen sprudelt. Ein herrlicher, einfacher Spazierweg mit viel Schatten.

Tipp: Es gibt viele Naturplanschbecken

18. Dreiklang

Unter dem Namen Schwarzwälder Wandersinfonie haben die offenbar musikbegeisterten Einheimischen im Kurort Bad Peterstal-Griesbach kurze Touren zu einer längeren Tageswanderung zusammenkomponiert: den gemütlichen Wiesensteig für Genießer, den etwas anspruchsvolleren Schwarzwaldsteig für alle mit Weitblick, den Himmelssteig für Höhenfans und das Panoramawegle für Spazierwanderer. Was das mit Musik zu tun hat? Eigentlich nichts. Im oberen Renchtal, durch das die Tour führt, ist es eher leise: kaum Verkehr, klare Waldluft, stille Idylle.

Tipp: die Brunnentempel der vielen Mineralwasserquellen im Tal

19. Filmreif

Würde der schräge Regisseur Wes Anderson wandern, wäre er längst hier gewesen. Schon die kleinen roten Gondeln der Predigtstuhlbahn sind filmreif, seit 1928 in Betrieb und gehören damit zur ältesten original erhaltenen Großkabinenseilbahn der Welt. Rund um den Gipfel des Predigstuhl ist von einem 30-minütigen Spaziergang (Kurzfilm) bis zu einer zweistündigen Bergtour (Director’s Cut) alles möglich. Der gute Mittelweg: die einstündige Bergwalderlebnisrunde, die Blockbuster-Panorama abspielt, bevor man sich auf der Sonnenterrasse der Almhütte "Schlegelmulde" einen hausgemachten Kuchen gönnt. Zudem tischt das "Bergrestaurant Predigtstuhl" neben der Bergstation Kürbis-Risotto mit Wildkräutersalat und Parmesanchips auf. Stilvoll: das Grammofon in der Ecke und Perser auf dem Boden (roter Teppich?). Hier könnte man glatt für eine Filmfortsetzung sitzen bleiben, wenn denn die frühe Seilbahnabfahrt nicht wäre. Selbst im Sommer ist die letzte Tour schon um 17 Uhr (Goldene Himbeere!).

Tipp: der Sonntagsbrunch im Bergrestaurant, früh reservieren

Weltrekord: Die Bad Reichenhaller fahren sei 1928 mit der Großkabinenbahn auf den Predigtstuhl
Weltrekord: Die Bad Reichenhaller fahren sei 1928 mit der Großkabinenbahn auf den Predigtstuhl
© Dietmar Denger/laif

20. Auf Raubzug

Der Höhepunkt dieser Wanderung ist in Stein gemeißelt. Die ehemalige Raubritterburg Drachenfels wurde im Jahr 1200 direkt in den Buntsandstein geschlagen und thront seither über dem Pfälzerwald. Südlich von Busenberg wächst die Burgruine quasi aus dem Berg heraus. Auch die steilen Treppen, über die man sie erreicht, sind in den Fels gehauen. Und weil zwei Burgen immer besser sind als eine, kann man sich auf der moderaten Rundtour mit sensationellen 360-Grad-Rundumblicken gleich noch die Burg Berwartstein untertan machen.

Tipp: der Seehof-Kiosk am gleichnamigen Naturbadesee

21. Fast wie am Meer

Eigentlich ist die Saale ein kleines Flüsschen, das durch das Thüringer Schiefergebirge plätschert. Bei Hohenwarte staut eine gigantische Staumauer ihr Wasser aber zum "Thüringer Meer". Was natürlich ein bisschen größenwahnsinnig klingt. Die Natur hat sich die Ufer längst zurückerobert. Die Wälder wachsen bis an die Strände, das breite Wasser erinnert an die Fjorde des Nordens. Wanderer sollten das Revier nicht unterschätzen: Durchaus steile Aufstiege führen an den Saale-Hochufern in die Hügel des Schiefergebirges und immer wieder zurück ans Wasser.

Tipp: einer dieser Instagram-Lost-Places, das ehemalige Sanatorium Löhma

Ein Kurvenwunder: die Saaleschleife im Thüringer Schiefergebirge
Ein Kurvenwunder: die Saaleschleife im Thüringer Schiefergebirge
© EyeEm/Mauritius Images

22. Im Urstromtal

In Norddeutschland, wo schon jeder Winzhügel Schweiz heißt, werden anspruchsvolle Wanderer nicht gerade verwöhnt. Ein Geheimtipp für zumindest nennenswerte Auf- und Abstiege ist das Elbehochufer zwischen Lauenburg und Boizenburg. Durch Buchen- und Kiefernwälder schlängelt sich der Wanderweg entlang des Hochufers des Elbeurstromtals. So oft wird er von Kerbtälern und Seitenflüsschen unterbrochen, dass sich das Wander-Auf-und-Ab manchmal wie eine Achterbahnfahrt anfühlt. Mit viel Glück funkelt der Fluss in der Sonne, staksen Störche, quaken die Frösche in den naturschönen Auen. Das ehemalige deutsch-deutsche Grenzland gehört zum Biosphärenreservat "Flusslandschaft Elbe".

Tipp: der Aussichtsturm Elwkieker kurz vor Boizenburg

23. Runde Sache

Seit 15 000 Jahren fräst der Almbach die Klamm durch die Berge in der Nähe von Berchtesgaden. Bis 1963 schwemmte er Holz aus den Hochwäldern ins Tal. Und im Vorbeifließen trieb er die Schleifsteine an, die den Marmor aus dem Untersberg zu bildhübschen Kugeln formten, wovon die letzte Kugelmühle Deutschlands noch heute eine Arbeitsprobe liefert. Über 29 Brücken und Stege geht es durch die feuchte Klamm mit Blick auf Gumpen und Wasserfälle, während das Quellwasser von den Wänden fließt. Wer nach der Almbachklamm noch bis Ettenberg geht, landet garantiert auf der Sonnenterrasse des "Mesnerwirts".

Tipp: die "Kugelmühle" samt Gasthaus und Marmorkugelverkauf

24. Grünanlage

Farne, Kräuter, Moose und seltene Gewächse wie Orchideen und Teufelskrallen haben die engen Wände der Drachenschlucht überwuchert. Manchmal schrumpft der Abstand zwischen ihnen so sehr, dass man den grünen Bewuchs beidseitig streicheln kann. Der Weg verläuft teils auf Stelzen, neben und unter ihm rauscht der Bach, der dieses tiefergelegte Naturwunder schuf. Am schönsten ist die Wanderkombination aus kühler Schlucht und sonnigen Abschnitten – oder gleich eine Verlängerung auf dem berühmten Rennsteig.

Tipp: der kurze Umweg zur Wartburg

25. Tour der Farben

Was für ein Zufall! Eigentlich suchte man 1910 im ehemaligen Alaunschieferbergwerk "Jeremias Glück" nach einer Heilwasserquelle – und stieß aus Versehen auf die farbenreichste Schaugrotte der Welt. Die Färbung ist natürlich und mineralisch begründet, das viele Eisen löst sich aus dem Stein des Thüringer Schiefergebirges und oxidiert an der Luft zu allen Schattierungen von Rot. Klar wurde der Fund später umgetauft in Saalfelder Feengrotten. Klingt einfach etwas zauberhafter.

Tipp: Unbedingt Kinder, Neffen, Nichten, Patenkinder mitnehmen. Die Feengrotten sind auch mit dem Mitmachmuseum "Grottoneum" auf Familien bestens vorbereitet

26. Harzer Innenleben

So leichtfüßig man sonst im Harz unterwegs ist, auf dieser Tour kann man schon ein wenig ins Schnaufen kommen. Hat sich das Winzflüsschen Bode zwischen Treseburg und Thale doch fast 280 Meter tief gespült und das Innenleben der Harzwaldhänge frei gelegt. Im Mikroklima des Harzer Canyons fühlen sich seltene Tiere wie Schwarzspecht, Wildkatze und Gebirgsstelze wohl, wachsen Felsenbirnen und Steineichen. So eigenwillig zeigt sich die Natur im Bodetal, dass zig Sagen den Mythos rund um das enge Tal befeuern. Dass Hexen und Teufel darin vorkommen, ist eh klar. Aber auch Königskronen werden noch bewacht und diverse Schätze sind angeblich irgendwo vergraben. 1891 sollte ein Staudamm die einmalige Natur zerstören. Es blieb beim Plan. Hexhex.

Infos: bodetal.de

Tipp: Kulturrelikt aus DDR-Zeiten, die Waldbühne Altenbrak

27. Aussichtsreich

130 Meter. Eigentlich ist das nichts. Wenn sich allerdings so ein felsiger Tafelberg wie der Frienstein mitten in der Sächsischen Schweiz ganz allein aus dem Wald erhebt, ist das schon beeindruckend. Die Dresdner Freikletterer lieben den griffigen Granit, in seinem Inneren versteckt sich die Idagrotte, in der auch übernachtet werden kann. Während es zu den meisten Höhlen bergab geht, muss man zu Ida erst einmal hinauf. Vom Ausgangspunkt am Lichtenhainer Wasserfall legt man gut drei Kilometer zurück, dann wird’s ein bisschen kniffelig: Der schmale Weg ist in den Felsen geschlagen, ein paar Griffe sichern die Wanderer. Vom Eingang der Grotte sieht man weit über die anderen Tafelberge und Wälder. Kleiner Hinweis: Die Höhle selbst kann man durchqueren, man muss also den Weg nicht wieder zurück.

Tipp: die Kuhstall-Höhle nur ein Stück weiter

Die Freikletterer der Sächsischen Schweiz lieben den griffigen Granit der Tafelberge, die Idagrotte im Friensteinberg erreicht man zum Glück auch zu Fuß
Die Freikletterer der Sächsischen Schweiz lieben den griffigen Granit der Tafelberge, die Idagrotte im Friensteinberg erreicht man zum Glück auch zu Fuß
© Patrick Eichler/Mauritius Images

28. Unter Tage

Glück auf – aber Kopf einziehen! 150 Meter tief geht es im Förderkorb mitten im Westerwald in den Schacht hinunter, dann mit Stirnlampe und Grubenbahn durch das dunkle niedrige Labyrinth der alten Stollen. 1983 hat der letzte Kumpel hier Erz geschürft. Ein Verein sorgt nun dafür, dass das alte Eisenerzbergwerk im Originalzustand erhalten bleibt, besichtigt werden kann und auch die Maschinen so fit sind, dass sie von ehemaligen Zechern vorgeführt werden. Eine Liebeserklärung an die alte Industriekultur, die vielen Arbeit gab.

Tipp: das Lahn-Marmor-Museum in Villmar, geopark-wlt.de

29. Kurzkur

50 Meter unter dem Rothaargebirge herrscht ein so spezielles Mikroklima, dass ein Teil der großen Atta-Höhle als Gesundheitsgrotte genutzt wird. Die staubfreie, neun Grad kalte Luft mit 95 Prozent Luftfeuchtigkeit verspricht Linderung bei Asthma, Heuschnupfen, Neurodermitis. Und sie entspannt. Die einströmende Luft wird von Ritzen im Felsen gefiltert. Für zwei Stunden mietet man eine Liege, genießt die Stille der Höhle und farbige Lichtprojektionen zwischen den zackigen Stalaktiten.

Tipp: Decke oder Schlafsack mitnehmen, da unten ist es ganz schön kalt

30. Fledermäuse

Dass der Kalkberg in Bad Segeberg ursprünglich 120 Meter hoch war, wegen seines Gesteins von den Einheimischen aber ein paar Kuppen kürzer gemacht wurde, hat der nur noch 91 Meter hohe Hügel verschmerzt. Es kommt schließlich auf die inneren Werte an. Seine im Inneren versteckte Kalkberghöhle ist nicht nur die exklusive Heimat des Segeberger Höhlenkäfers. Sie wird auch von acht verschiedenen Fledermausarten bewohnt, für 25 000 Exemplare ist sie das Winterschlafquartier, 800 bleiben im Sommer da.

Infos: bad-segeberg.de (im Sommer)

Tipp: Das Museum Noctalis am Höhleneingang hat ganzjährig auf

31. Hase und Nase

Ach, die Wutach! Der Fluss entspringt im Südschwarzwald als Seebach, speist den Titisee, wird danach zur Gutach (die "gute Ach"), ab der Mündung in die Haslach zur Wutach, zur "wütenden Ach", weil sie sich hier mit ihrem vielen Wasser und reichlich Gefälle 170 Meter tief in die Hänge des Schwarzwalds gegraben hat: die Wutachschlucht. Kraxelt man über schmale Pfade und über Treppen durch den größten Canyon Deutschlands, entdeckt man ein einzigartiges Biotop mit Quellen und Wasserfällen, die über Moos von den Felsen tropfen. In der glasklaren Wutach schwimmen Fische mit lustigen Namen wie Döbel, Hase und Nase. Ein Geheimtipp ist diese Wanderung nicht, aber mit einer Brotzeit in der "Burgmühle" unten im Tal definitiv ein Schwarzwald-Highlight.

Tipp: Von Löffingen fährt an den Wochenenden ein Wanderbus

32. Nassmacher

In dieser Höhle braucht es Neoprenanzug, Helm und wenig (Platz-)Angst. Viele Passagen stehen unter Wasser, und an manchen Engstellen muss man sich zwischen den glitschigen Felsen regelrecht hindurchquetschen. Dann wieder weiten sie sich zu Hallen, rechts und links gehen Gänge ab, die heute noch kaum erforscht sind. So abenteuerlich ist diese lange Tour durch die wilde, nasse Höhle auf der Schwäbischen Alb, dass sie nur mit Guide erlaubt ist.

33. Drei auf einen Streich

Hier windet sich alles, die Bäche, die Wege, die Schlingpflanzen um die vielen Bäume in den Naturschutzgebieten ... Diese abwechslungsreiche Schluchtentour vereint gleich drei Schluchten-Highlights östlich von Stuttgart. Anfangs wirken die Flüsschen noch zahm, mäandern aus Seen, stürzen sich dann aber plötzlich in ein tief eingeschnittenes Tal hinab, vereinen sich mit Nebenbächen und Quellen. Teils tosen sie als Wasserfälle metertief über die Kanten. Wenn harter Kieselsandstein dem Wasser standhält, spritzen die Bäche über Kaskadenstufen, um dann wieder sanft zwischen den urwaldartigen Laubwäldern weiterzuplätschern. An heißen Tagen ist die Tour durch die tiefen Täler ein Hochgenuss. Vorsicht: Wenn es regnet, sind die Wege mitunter ziemlich rutschig.

Tipp: die schwäbische Waldbahn, die zwischen Schorndorf und Welzheim unter Dampf fährt, schwaebische-waldbahn.de

Erschienen in GEO Saison Nr. 8 (2021)