
Virginia Woolf: "Ein Zimmer für sich allein"
Was braucht eine Frau zum Schreiben? "Fünfhundert Pfund im Jahr und ein eigenes Zimmer" lautet die Antwort, die Virginia Woolf 1929 gibt. Ihr Essay basiert auf zwei Vorlesungen, die die britische Schriftstellerin in Cambridge an den ersten beiden Colleges für Frauen gehalten hat. Sie geht darin der Frage nach, warum es weniger Autorinnen als Autoren in der Geschichte gibt. Denkt sich eine Schwester Shakespeares aus, ebenso begabt, aber von den täglichen Dingen des Haushalts überlastet, so dass sie ihr Talent nie ausleben kann. Woolf gehört zur ersten Generation Britinnen, die neue Freiheiten nutzen können: Im Jahr zuvor haben sie das Wahlrecht erhalten, seit Ende des 19.Jahrhunderts dürfen sie eigenen Besitz haben, laut Woolf eine wichtige Voraussetzung für künstlerische Freiheit. "A Room of One's Own" wird zu einem der wichtigsten Texte der Frauenbewegung. Für alle Schreibenden, deren Worte vielleicht nicht die Geschichte verändern, findet die Autorin weise Worte: "Schreib, was Du schreiben willst, das ist alles, was zählt; und ob es Ewigkeiten lang zählt oder nur stundenlang, das kann niemand sagen."
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